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In Neumünster hat die Caritas jetzt den ersten Cari satt-Laden in Schleswig-Holstein eröffnet. Dort bekommen Bedürftige Lebensmittel und andere Artikel zum kleinen Preis. Vorbild sind die Cari satt-Läden in Mecklenburg.

Ulrike Heutmann von der CKD, Kaplan Ulrich Bork, Benno Gierich, Referent für Existenzsicherung im Erzbistum Hamburg und Koordinator für die fünf Cari satt-Läden im Erzbistum, und Monika Bagger-Wulf von der Caritas in Neumünster
Eröffnung des Cari satt-Ladens in kleinem Rahmen (v. li.): Ulrike Heutmann von der CKD, Kaplan Ulrich Bork, Benno Gierich, Referent für Existenzsicherung im Erzbistum Hamburg und Koordinator für die fünf Cari satt-Läden im Erzbistum, und Monika Bagger-Wulf von der Caritas in Neumünster. Foto: Marco Heinen

Miteinander bei einer Tasse Kaffee ins Gespräch kommen, das ist in Zeiten der Pandemie fast unmöglich. Doch das wird vorübergehen. Und dann werden wohl auch in der Kaffeeküche der Caritas in Neumünster (Linienstraße 1) wieder viele Kannen gekocht und noch mehr Begegnungen möglich sein. Die Voraussetzungen sind jedenfalls gut. Denn die Kaffee­küche wurde frisch renoviert. Es gibt neue Stehtische und Hocker, die auch zu einem kurzen Verweilen einladen, was schon deshalb positiv ist, weil einige Menschen doch manchmal ein paar Berührungsängste haben.

Auch die Räume der Seniorenbegegnungsstätte – der kleinere Clubraum und der große Saal – wurden auf Vordermann gebracht und sehen frisch und einladend aus, obwohl das Mobiliar schon ein bisschen älter ist. Vor allem aber gibt es nun einen kleinen Laden, wo Bedürftige günstig Lebensmittel einkaufen können. Im sogenannten Cari satt-Laden, für den zwei Räume der Etage zu einer 66 Quadratmeter großen Einkaufsfläche zusammengelegt wurden, gibt es Grundnahrungsmittel und Konserven, aber zum Beispiel auch Kekse oder Duschgel zum kleinen Preis. Maximal die Hälfte des sonst üblichen Verkaufspreises wird hier verlangt. Es ist der erste Cari satt-Laden in Schleswig-Holstein; bereits vier davon gibt es – im Erzbistum Hamburg – in Mecklenburg.

„Ich sehe diesen Ort nicht nur als Laden, sondern als einen Ort der Begegnung“, sagt Monika Bagger-Wulf, die bei der Caritas für die Seniorenbegegnungsstätte und den Cari satt-Laden zuständig ist. Sie wollte die Räumlichkeiten der Seniorenbegegnungsstätte insgesamt besser ausnutzen als bisher. Voller Stolz führt Bagger-Wulf durch die Etage, deren Räume zu einem Teil durch eine Handvoll Ehrenamtlicher in vielen Stunden Arbeit renoviert wurden. Kaplan Ulrich Bork hat sie am Mittwoch vor einer Woche gesegnet.

Neben dem Einsatz der Ehrenamtlichen und einiger Materialspenden war es die Glücksspirale, die mit einer Geldspende zum Gelingen des Projekts beigetragen hat, das unterm Strich mit rund 45 000 Euro Kosten zu Buche schlägt. Denn einige Aufgaben mussten von Profis erledigt werden. So wurde unter anderem eine Mauer zwischen den beiden Räumen des Cari satt-Ladens durchbrochen.

Erlös und Spenden fließen allein ins Projekt

Was künftig aus dem Verkauf eingenommen wird, soll zurück in die Beschaffung von Verkaufsware oder in die Finanzierung der Spritkosten fließen, um die Ware von Spendern abzuholen, erläutert Bagger-Wulf. Keinesfalls, so versichert sie, würden Einnahmen für Personalkosten verwendet.

Es sind vor allem Hersteller, die Ware zur Verfügung stellen. Aber auch der Lebensmitteleinzelhandel kann zu viel eingekaufte Waren an die Caritas Neumünster abgeben. Wenn alles gut geht, wird in Kürze ein FSJler (dabei absolvieren junge Leute ein sogenanntes Freiwilliges Soziales Jahr) die Caritas verstärken, um etwa Waren bei Händlern oder Herstellern abzuholen. Die Abgabe der Lebensmittel und anderen Waren erfolgt nur an Menschen, die auf Hartz IV oder Zusatzleis­tungen des Staates angewiesen sind und dies auch nachweisen können. Menschen, die längst durch alle Raster gefallen sind, werden aber auch nicht leer ausgehen. Menschliches Handeln stehe im Vordergrund, so Bagger-Wulf. „Wir wollen den Nächs­ten sehen“, sagt sie. Das Angebot im Cari satt-Laden ergänze sich gut mit anderen Angeboten der Diakonie und der evangelischen Freikirche von Neumünster.

Ulrike Heutmann, die beim Ehrenamtsnetzwerk der Caritas-Konferenzen Deutschlands (CKD) die katholische Kirche Schleswig-Holsteins auf Bundesebene vertritt, ist stolz auf den ehrenamtlichen Einsatz, der in dem gesamten Projekt steckt. „Wenn wir das Ehrenamt nicht hätten, dann würde uns ganz viel karitative Arbeit fehlen“, ist sie überzeugt. 

Das gilt auch für das Engagement von Gökhan und Hadan Zobar Atli. Das Ehepaar ist erst vor wenigen Monaten aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Der Mathematiklehrer und die Psychologin wollen möglichst rasch Deutsch lernen – und sehen eine große Chance darin, als ehrenamtliche Helfer an der Kasse des Cari satt-Ladens mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Geöffnet ist der Laden derzeit montags von 9 bis 17 Uhr, donnerstags von 13 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr.

Text u. Foto: Marco Heinen