Den Schwung mitnehmen!
Was für ein festlicher und großer Gottesdienst zum 25. Geburtstag des Erzbistums: Rund 1000 Gläubige waren am Dienstag, 7. Januar gekommen, um im St. Marien-Dom und im Gemeindesaal mitzufeiern.
Und wer war nicht alles unter den Gratulanten: Sogar der Papst ließ über den Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, Glückwünsche überbringen. Den weitesten Weg hatten allerdings Bischof Marcello Raoúl Martorell aus dem argentinischen Partnerbistum Iguazú mit Diakon Gerado Vetter auf sich genommen, um dabei zu sein. Doch auch der Kopenhagener Bischof Czesław Kozon hatte nicht eben eine kurze Anreise.
Viele anerkennende Worte gab es für die Predigt des stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode (die auszugsweise Dokumentation der Predigt findet sich in Ausgabe 2 v. 13. Januar, Seite 13). Er rief zur Besinnung der Kirche auf ihre Ursprünge auf. „Kirche muss aufbrechen auf den Weg von Jerusalem nach Galiläa. Und dies gilt besonders für die hierarchische, amtlich verfasste Kirche“, mahnte der Bischof.
Zum Schluss des zwei Stunden und 45 Minuten dauernden Gottesdienstes, der musikalisch anspruchsvoll vom Collegium Musicum Marianum und dem Chor des St. Marien-Doms mit Werken Franz Schuberts gestaltet wurde, ergriffen dann noch einige Ehrengäste das Wort.
„Ein Symbol der deutschen Wiedervereinigung“
Den Anfang machte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), der mit einer sehr launigen und persönlichen Rede viele Lacher auf seiner Seite hatte. In Erinnerung an die Bistumsgründung sprach er von einer „sehr bewegten Zeit“. Er selbst sei damals noch Messdiener gewesen. „Und was Weihbischof Hans-Jochen Jaschke wahrscheinlich gar nicht weiß ist, dass er mich 1989 mal gefirmt hat. Das muss Ihnen gar nicht unangenehm sein, ich bin ja dabei geblieben.“
Inhaltlich würdigte der katholische Ministerpräsident die katholischen Kirche, die mit Kitas, Sozialdiensten und Pflegeeinrichtungen in der Gesellschaft tief verwurzelt sei. „Sie können unglaublich stolz auf ihre Arbeit sein“, sagte er.
Ähnlich äußerte sich Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Zwar sei die Hansestadt „keine Hochburg der katholischen Glaubensgemeinschaft“, doch es gehe nicht um Quantität, sondern Qualität. Und die katholischen Einrichtungen, darunter auch die katholischen Schulen in Hamburg, seien „wichtige Akteure in unserem Gemeinwesen“, sagte Tschentscher. Er hoffe, dass die Schulen „ihre gute Arbeit langfristig fortsetzen können“, sagte er unter dem Applaus der Gottesdienstbesucher.
Katy Hoffmeister (CDU), Justizministerin, überbrachte die Glückwünsche der Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), die aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnahm. Hoffmeister nannte die Gründung des Erzbistums „ein Symbol der deutschen Wiedervereinigung“, weil es die Länder Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern nach der politischen Wende von 1989 zusammengeführt habe.
Die evangelische Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt überbrachte die Glückwünsche aus der Ökumene. Warmen Applaus erhielt sie, als sie den Gläubigen zurief: „Ich wünsche ihnen von Herzen Gottes reichen Segen.“ Evangelische und katholische Christen teilten in Mecklenburg „die Erfahrung der Diaspora, in der Glaubensstärke, Ökumenizität und Weltoffenheit in besonderer Weise Lebenselixiere kirchlichen und gemeinschaftlichen Lebens sind“, sagte die Bischöfin
Erzbischof Stefan Heße bemerkte in seinem Schlusswort: „Ich hoffe, dass wir aus diesem Fest genügend Schwung gewinnen, um die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft anzunehmen.“
Erst einmal nahmen die Gottesdienstbesucher den Schwung mit vor die Tür, wo bei Musik, Bratwurst und Getränken auf dem Domplatz und im Haus der kirchlichen Dienste weitergefeiert wurde.
Text: Marco Heinen