Was wird aus der Pension Meeresstern in Rerik?
Der Meeresstern leuchtet noch
Die Kapelle ist vor einigen Wochen profaniert worden. Aber wer in dem einstigen katholischen Kindererholungsheim Unterkunft sucht, ist willkommen. Zumindest jetzt noch.
Für alte Mecklenburger ist es ein Haus mit langer Tradition, verbunden mit Erinnerungen an Begegnungen und unbeschwerte Ostseewochen. Für andere ist das Haus Meeresstern ein Geheimtipp. Wo sonst kann man direkt am Strand wohnen, in einer alten Pension, mit wunderschönem Garten hinter dem Haus – und das für 28 Euro Vollpension pro Person im Doppelzimmer?
Das Haus Meeresstern wurde, ähnlich wie die Ferienstätte St. Ursula in Graal-Müritz und andere katholische Häuser für die Sorge um Kinder errichtet. Kinder bekamen dort Glaubensunterricht. 1947 war das Kindererholungsheim ein Refugium für Kinder, die ihre Eltern verloren hatten, seine Kapelle ein Gottesdienstort für katholische Vertriebene, die an der Ostsee eine neue Heimat fanden. Der „Meeresstern“, unter dem dieses Haus stand, war die Gottesmutter. Und bis vor wenigen Wochen wurden in der Kapelle „Maria Meeresstern“ regelmäßig Gottesdienste gefeiert. Mit der Profanierung der Kapelle Ende Februar ging diese 70-jährige Ära zu Ende. Nur noch wenige Katholiken fanden sich hier zu den Messen zusammen.
Was wird jetzt aus dem Haus? Christopher Fedke, der „Pensionswirt“, hat für seine Gäste eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: In den nächsten Jahren wird man noch in „Haus Meeresstern“ günstig Urlaub machen. Die schlechte: „Das Haus ist an einen Privateigentümer verkauft worden. Unser Pachtvertrag läuft noch bis 2022. Was dann sein wird, weiß ich nicht.“ Die Familie Fedke betreibt die Pension Meeresstern schon seit Jahrzehnten. Seit die Caritas die Trägerschaft abgegeben hat, betreiben die Fedkes das Haus auf eigene Rechnung. Christophs Vater Ralf Fedke ist Koch, er selbst macht den Chef.
Nicht auf neuestem Stand, aber günstig
Der günstige Preis hat seinen Grund. „Das Haus muss auf die Dauer renoviert werden, die Zimmer mit Sanitäranlagen auf der Etage sind sicher nicht auf neuestem Stand“, sagt Christopher Fedke. Mit solchen Einschränkungen müssen die Gäste des traditionsreichen Hauses leben. Trotzdem kommen viele in jedem Jahr wieder. Zu den Stammgästen gehören Gruppen wie Posaunenchöre, Tschernobyl-Kinder, die zu Erholungswochen nach Deutschland eingeladen werden, Gemeindegruppen und Teilnehmer von Besinnungstagen.
„Wir liegen bei einem Preis, den sich auch Familien mit wenig Geld leisten können“, so der Gastgeber über die Vorteile des Hauses. Und Christopher Fedke rät: „Wer zu uns kommen will, muss früh buchen. Jetzt, im Mai, geht es schon los. Und von Juni bis August sind wir gewöhnlich ausgebucht. Da müssen Sie schon ein Jahr vorher planen!“
Wer übrigens in der Kapelle einen ruhigen Platz zum Beten sucht, ist hier weiterhin richtig. Das ewige Licht ist dort zwar erloschen, es finden dort keine regelmäßigen Gottesdienste statt. Aber der Raum ist unverändert geblieben.
Kontakt: Pension Meeresstern, Seestraße 4, 18230 Rerik, Tel. 0173 / 875 25 74
Text: Andreas Hüser