Unterwegs wie Soldaten im Ersten Weltkrieg

Der Schrecken des Krieges

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Gasmaske mitnehmen und dann geht es los. Jugendliche der Thomas-Morus-Schule waren in einem Museum in Belgien wie Soldaten im Ersten Weltkrieg unterwegs. Dazu ist im Osnabrücker Rathaus eine Ausstellung zu sehen.


Die Jugendlichen und ihre Mitschüler sahen sich im Rathaus den Film über ihre Fahrt nach Flandern an.

„In Flanders Fields“ lautet ein Gedicht von John McCrae. Es erinnert an die Soldaten, die im Ersten Weltkrieg auf den Feldern Flanderns gestorben sind. „In Flanders Fields“ lautet auch der Titel eines Dokumentarfilms, den Maria Menzel über die Fahrt einer Gruppe der Osnabrücker Thomas-Morus-Schule nach Belgien gedreht hat. Er zeigt, wie eindrücklich den Jugendlichen die Schrecken des Krieges in Flandern vermittelt wurden und ist jetzt in einer Ausstellung im Osnabrücker Rathaus zu sehen.

Die Schülerinnen und Schüler besuchen auf ihrer Fahrt nach Belgien die Stadt Ypern und das „Memorial Museum Passchendaele 1917“, das an die dritte große Flandernschlacht erinnert, bei der Tausende Soldaten starben. Die Jugendlichen verbringen einen Tag im Museum, wo sie den Alltag der Soldaten nachempfinden sollen. Ausgestattet mit Uniformen, Waffen und Gepäck einer australischen Einheit, laufen sie durchs Gelände. Sie müssen auf ein plötzliches Kommando die Gasmasken überstülpen und erleben die Enge der Schützengräben, dabei werden die Kriegsgeräusche von Schüssen und Schreien über Kopfhörer eingespielt.  

Die Filmemacherin zeigt die Teenager im Museum und beim Besuch eines Soldatenfriedhofs, befragt die Lehrer und lässt die Schülerinnen und Schüler selbst zu Wort kommen: Nach dem Gasangriff die Schreie und dann die Stille, nur noch das Husten zu hören, sei beängstigend gewesen, meint ein Schüler. Sie habe in Flandern besonders an die vielen Verstorbenen und ihre trauernden Angehörigen denken müssen, sagt eine Schülerin.

Fakten und Details selbst erarbeiten

Im Gedenken an die Verstorbenen gestaltete die Gruppe der Thomas-Morus-Schule an einem Abend in Ypern auch die täglich stattfindende Erinnerungsfeier „The last post“ mit, zu der sich oft auch Angehörige der Gefallenen einfinden. Als einige mitbekamen, dass die Gruppe aus Deutschland stammt, hätten sie die Unterhaltung abgebrochen, erzählt Lehrer Dieter Ostendorf.


Ausschnitt aus dem Dokumentarfilm: Im Museum „Passchendaele 1917“
liefen die Schüler durch nachgebaute Schützengräben. Fotos: Andrea Kolhoff

Ostendorf und sein Kollege Felix Trentmann arbeiten als Duo seit Jahren in ihren Wahlpflichtkursen Politik zu historischen Themen, seit 2014 zum Thema Erster Weltkrieg. Ihr Unterricht setzt darauf, dass die Schülerinnen und Schüler sich Fakten und Details selbst erarbeiten und nicht nur Texte im Lehrbuch lesen.

So stellten Jugendliche beispielsweise für das Jahr 2014, als an den Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 erinnert wurde, Objekte für eine Wanderausstellung her, Kästen mit Berichten von Frontsoldaten und anderen Zeitzeugen. Bei vielen Aktionen arbeitete die Thomas-Morus-Schule auch mit dem „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ zusammen und gestaltete Gedenkfeiern mit.

Beispiele für die Arbeiten zum Thema Erster Weltkrieg sowie der Dokumentarfilm sind im Osnabrücker Rathaus zu sehen. Bei der Ausstellungseröffnung lobte Bürgermeisterin Birgit Strangmann, dass die Jugendlichen mit ihrer Erinnerungsarbeit Verantwortung übernehmen.

Andrea Kolhoff

Die Ausstellung ist bis Mitte Juni im Empfangsraum des Osnabrücker Rathauses zu sehen, täglich 9 bis 17 Uhr.