Anstoß 17/20
Der Schrift vertrauen
Es ist schon viele Jahre her, genau genommen 38, aber jetzt erinnere ich mich wieder daran. Es hängt mit dem Sonntagsevangelium zusammen, in dem vom Netzeauswerfen die Rede ist, nachdem die Jünger Jesu die ganze Nacht keinen einzigen Fisch gefangen hatten.
Gegen alle menschliche Vernunft folgen sie dem, was Jesus ihnen am Morgen aufträgt: Werft die Netze aus.
Das Ereignis, von dem ich erzählen will, passierte in der Zeit, als wir in der Pfarrjugend jeden Monat ein Wort aus der Bibel hatten, das wir besonders beachten wollten. „Wort des Lebens“ nannte es sich. Ich war in der besagten Zeit noch in der Ausbildung und im Rahmen derselben hatte ich ein mehrwöchiges Praktikum in einer Kinderarztpraxis zu absolvieren. Ich sollte dies in einer ganz tollen Einrichtung tun, von der alle schwärmten. Als ich dort mein Praktikum antreten sollte, folge das Desaster. Irrtümlicherweise hatte an meiner Stelle bereits eine andere Kommilitonin ihren Dienst angetreten. Sie sollte eigentlich in eine Kinderarztpraxis, in die niemand freiwillig ging. Die Kinderärztin dort hatte den Ruf des sprichwörtlichen Drachens. Darauf hatte ich gar keine Lust und ehrlich gesagt, hatte ich auch jede Menge Angst. Ich beschloss, um „meinen“ Platz zu kämpfen, als mir dieses „Wort des Lebens“ wieder einfiel. „Auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen“, lautete es damals. Es war nicht so, dass ich gleich zugestimmt hätte; ich musste mit mir ringen und dann der Entschluss, dem Wort zu vertrauen. Es wird schon alles gut werden.