Ostern
Der Stein ist vom Grab weggewälzt
Ein schwerer Stein ist das Ende. Das Ende Jesu und das Ende aller Hoffnungen seiner Freunde. Das Grab ist verschlossen. Bis Gott selbst eingreift. Er ist der Einzige, der den Stein, der den Tod bedeutet, ins Rollen gebracht hat.
Schluss. Ende. Aus. Ein dicker Stein davor. Und der lässt nicht nur den Leichnam Jesu im Finstern zurück; er sperrt auch alle Hoffnungen und Träume der Jüngerinnen und Jünger ein. So fest hatten sie an ihn geglaubt, so sehr gehofft, so sehr geliebt. Und nun das. Der Tod am Kreuz. Und ein dicker Stein. Ungeweglich, hart, kalt.
Aber der Stein liegt nicht nur vor dem Grab, er liegt auch auf den Herzen. Jeder, der mal einen geliebten Menschen beerdigen musste, der mal große Hoffnungen zu Grabe getragen hat, kennt ihn, den Stein auf der Seele, der alle Luft zum Atmen nimmt.
So haben sie sich gefühlt, die Frauen, die am Ostermorgen zum Grab gingen, um Jesus zu salben. „Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?“, fragen sie sich. Sie selber sicher nicht. Viel zu groß, viel zu schwer ist dieser Stein. Der vor dem Grab. Und der auf der Seele. Das kann man nicht alleine schaffen. Da hilft nur ein Wunder.
Und das Wunder geschieht. Denn als die Frauen zum Grab kommen, sehen sie, dass der Stein weggewälzt ist. Licht fällt in das Dunkel, das Grab ist leer. „ Jesus ist auferstanden“, hören sie und können es kaum glauben. Zu unwahrscheinlich ist das. Es dauert Tage, Wochen, bis es sie durchdringt: Jesus ist wirklich auferstanden. Er lebt und will uns begegnen.
Erst dann kommt der Stein auf der Seele ins Rollen, wächst neue Hoffnung, neuer Mut. Auch das kennt jeder, der mal einen geliebten Menschen oder große Hoffnungen zu Grabe getragen hat: dass es dauert, bis der Stein sich löst und dass man das nicht selber schaffen kann. Dass es Gottes Kraft ist, die Steine wegrollt und Licht ins Dunkel fallen lässt.
In der Kraft des Glaubens Steine ins Rollen bringen, Steine aus dem Weg räumen, Steine mit stetem Tropfen aushöhlen und Kreise ziehen lassen: So kann Ostern sein – mitten im Leben.
Von Susanne Haverkamp