Ende der Weltsynode
Der Wind der Veränderung weht überall
Foto: kna/Vatican Media/Romano Siciliani
Nach vierwöchigen Beratungen kehrt die Weltsynode zurück in die Ortskirchen. Dem Treffen sollen nun weitere elf Monate folgen, in denen offene Fragen auf nationaler Ebene erörtert werden. Im Oktober 2024 wollen die Delegierten sich erneut in Rom versammeln. Es geht um mehr Synodalität – einen Leitungsstil, der auf breitere Beteiligung und Vielfalt setzt. Schon jetzt zeigt sich, dass Katholiken global mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs sind.
Die Synode erkennt im Schlussbericht die „Pluralität der Ausdrucksformen von Kirche-Sein“ an; diese hat ihre Rechtfertigung in den verschiedenen Kulturen, in denen Katholiken leben. Aber nicht überall gelten Änderungen als so erstrebenswert, wie liberale Gläubige hoffen.
Beispiel Südostasien: In Gesellschaften, in denen Tradition sehr wichtig ist, würde ein Abrücken vom priesterlichen Zölibat eher Geringschätzung hervorrufen, meint ein hoher Kurienmitarbeiter aus der Region. Ähnlich stieße ein anderer Umgang mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen auf Schwierigkeiten – zumal in islamisch oder hinduistisch geprägten Ländern. Hinzu kommt: Außer auf den Philippinen, in Osttimor und Südkorea sind die Christen kleine Minderheiten – und überlegen sich genau, ob sie als revolutionär auffallen wollen. „Der Wind der Veränderung weht überall; es ist nicht ratsam, ihn auch noch zu verstärken“, sagt der Kuriale. Der neue Umgangsstil, den die Synode anregt, wird nach seiner Einschätzung in Asien frühestens in zehn Jahren greifen.
Wenn es um mehr Spielraum für Laien in der Seelsorge geht, ist Lateinamerika weit voraus. Nicht nur in der Amazonasregion haben Laien und Ordensfrauen längst Teile des Gemeindelebens, der Gottesdienste und der Glaubensunterweisung übernommen. Schon die Amazonas-Synode 2019 wollte verheiratete Männer zu Priestern machen und eigene Dienstämter für Frauen schaffen, doch damals ging der Papst darauf nicht ein.
Ebenso tragen in Afrika Ordensfrauen schon jetzt viel Verantwortung. Manche Gläubige kennen nicht mehr „den Unterschied zwischen einem Priester und einer Schwester“, sagt Schwester Maamalifar Poreku aus Ghana. Laut Poreku nehmen Ordensschwestern ihren Missionsauftrag längst mit eigenem Selbstbewusstsein wahr. „Ich würde es keinem Priester erlauben, mich herabzusetzen“, sagt sie. „Papst Franziskus kämpft auf seine Weise gegen Klerikalismus, ich auf meine.“
Nirgends ist die Kirche so gespalten wie in den USA
Vor welchen Spannungen die Weltkirche steht, wird mit Blick auf die USA deutlich: „Keine Kirche ist so gespalten“, sagt ein Synodenmitglied. Gegensätze zwischen englischsprachigen und von Hispanics geprägten Ortskirchen gehörten dazu. Und es gibt unversöhnliche Lager, wenn es um Ämterverständnis, Sexualethik oder Sorge um Migranten geht.
Ähnliches gilt für Europa. Dort gibt es große Unterschiede in der Wahrnehmung, wie sehr Reformen nötig sind. Das Synoden-Dokument hält fest, dass es „zwischen der Wahrung des Bandes der Kircheneinheit und der Gefahr der Homogenisierung“ einen Ausgleich zu finden gilt. Ein knappes Jahr haben die Ortskirchen Zeit, sich darüber weitere Gedanken zu machen.