Freiwilligendienst im Ausland 2021
Die Ausreise ist noch ungewiss
Eine fremde Kultur kennenlernen, mit Menschen aus anderen Ländern zusammenleben, sich sozial engagieren – das wollen auch in diesem Jahr wieder junge Menschen aus dem Bistum. Sie planen einen Freiwilligendienst im Ausland – und hoffen, dass sie pünktlich ausreisen können.
Vor der Ausreise müssen sie noch ein wenig zittern. 18 junge Menschen wollen über das Bistum in diesem Jahr einen Freiwilligendienst im Ausland (FDA) absolvieren. In einem Gottesdienst wurden sie jetzt feierlich in ihren Dienst entsendet. Endgültiges grünes Licht für ihren Einsatz gibt es aber noch nicht. Das hängt wie vieles derzeit von Inzidenzen und Reisewarnungen ab, die jederzeit vom Auswärtigen Amt wieder ausgerufen werden können.
Mit dieser Unsicherheit leben sie, ihre Vorfreude lassen sie sich davon aber nicht nehmen. „Wir fühlen uns vom Bistum sehr gut betreut und klasse begleitet. Alle sind bemüht, mit uns Alternativwege zu suchen, falls die Ausreise nicht klappen sollte“, erzählt Judith Brockmeyer aus Glandorf. Die 19-Jährige möchte ein Jahr lang in Uganda in einem Kinderheim arbeiten und dort Lebens- und Glaubenserfahrungen sammeln. Eine Lehrerin, die ein Sabbatjahr in Afrika verbrachte und ihren Schülern von ihren Erfahrungen erzählte, hatte ihr Interesse geweckt. „Uganda war mein Wunschland. Ich bin sehr froh, dass ich das Auslandsjahr über das Bistum machen kann, da auch der Glaube für mich eine große Rolle spielt.“ Sie freut sich auf ein fröhliches Glaubensleben und lebendige Gottesdienste, die sie sich auch für Deutschland wünschen würde – „dann würde die Kirche vielleicht auch wieder mehr junge Menschen begeistern.“ Engen Kontakt hat sie bereits mit der Freiwilligen, die zurzeit auf ihrer Stelle arbeitet und aufgrund von Corona erst im Februar mit ihrem Aufenthalt in Afrika beginnen konnte.
Von einem spannenden vergangenen Jahrgang berichtet auch Regina Wildgruber, Leiterin des Referates Weltkirche und Freiwilligendienste im Ausland. Etwa 20 junge Menschen hätten sich 2020 für einen Freiwilligendienst beworben. „Alle haben lange gehofft, aber am Ende konnten nur zwei von ihnen ausreisen.“ In diesem Jahr sei sie aufgrund der Impfungen aber erheblich optimistischer: „Wir machen möglich, was möglich ist“, betont Wildgruber. Das Thema Corona sei zwar noch nicht ausgestanden, aber mit einer flächendeckenden Reisewarnung rechne sie nicht mehr.
Alle sind geimpft und haben einen „Plan B“
Dennoch gibt es einige Einschränkungen: So können aufgrund der Pandemie in diesem Jahr die Stellen in Lateinamerika und Indien nicht besetzt werden. Dafür sind neue Projekte hinzugekommen: Neben Russland, Uganda, Israel, Ghana, Botswana sind nun Benin und Polen als Einsatzländer mit dabei. In Benin entstand der Kontakt über zwei einheimische Priester, die derzeit im Bistum arbeiten, in Polen über den Caritasverband. Mit Sarah Zeromski aus Bad Bentheim wird dort künftig eine Freiwillige in einem Kinderhospiz, einer Behinderteneinrichtung und einem Obdachlosenprojekt in Allenstein arbeiten. Die 19-Jährige mit polnischen Wurzeln ist begeistert. „Ich freue mich auf das typisch herzlich Polnische. Es ist toll, ein Jahr lang dort leben zu können, in ein Netzwerk eingebunden zu sein, die Kultur, den Glauben und die Menschen vor Ort kennenzulernen.“
Auch ihre polnische Mentorin sei sehr froh über die neu geschaffene Einsatzstelle: „Ich habe von ihr schon so viele Vorschläge bekommen, was ich alles machen kann. Das hört sich supergut an“, freut sich Sarah Zeromski auf Pionierarbeit und trotz der Unsicherheiten auf eine hoffentlich unkomplizierte Ausreise Anfang September. „Natürlich hätte ich auch den sicheren Weg gehen und die Erzieherinnenausbildung, die ich machen möchte, schon beginnen können. Aber ich möchte diese Erfahrung einfach machen, bin jetzt doppelt geimpft und hoffe einfach, dass alles gut klappt.“
So realistisch aber dennoch voller Vorfreude und Einsatzwillen präsentierten sich jetzt alle 18 Freiwilligen während des Aussendungsgottesdienstes in Osnabrück. Sie sind geimpft, gut vorbereitet, haben alle einen „Plan B“. Fehlen nur noch die Visa und die Ausreisegenehmigungen. Ronja Pollmann aus Osnabrück hat sogar einen festen Ausbildungsplatz abgesagt und freut sich auf ein hoffentlich reibungsloses Jahr in Ghana. Sie betont: „Bevor ich in die Ausbildung oder ins Studium gehe, will ich auf jeden Fall ein Jahr lang auf eigenen Beinen stehen.“ Sie freut sich auf das Land, die Menschen, ihre Kultur, das einfache Leben und möchte dies auf keinen Fall alles aus einem europäischen Blickwinkel erleben, sondern in das Leben der Menschen eintauchen, umschalten, sich integrieren, die Perspektive wechseln, den europäischen Blick verlassen. „Das finde ich faszinierend.“ Angst hat sie nicht. Die 19-Jährige verlässt sich da ganz auf ihr Bauchgefühl – und das sagt ihr: „Ich möchte ins Ausland und ich bin guter Dinge, dass das klappt.“
Astrid Fleute