Weniger Geld für kirchliche Schulen

"Die Einnahmen erhöhen"

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Das Bistum Osnabrück muss sparen. Deshalb will es weniger Geld ausgeben als in den Vorjahren. Das betrifft auch die kirchlichen Schulen. Fragen an die Stiftungsratsvorsitzende Christiane Hölscher.


Die Sparmaßnahmen des Bistums Osnabrück betreffen auch die katholischen Schulen. Foto: Simon Hügelmeyer

Wie gehen Sie mit den finanziellen Einschnitten um?

Wir müssen die Einnahmen erhöhen. Zunächst einmal möchte ich aber sagen, dass die Eltern dazu schon einen Beitrag geleistet haben. Zum 1. August 2021 ist das Schulgeld um 20 Prozent erhöht worden. 

Wer soll außer den Eltern helfen, dass sich die Lage verbessert?

Wir müssen mit den politischen Entscheidungsträgern ins Gespräch kommen, damit die Finanzhilfen der Länder für die freien Schulen auch den Anforderungen an Schule entsprechen. Bisher ist das größtenteils nicht der Fall. Die Inklusion, ein ausgebautes Ganztagsangebot, die Schulsozialarbeit, die Digitalisierung – das sind Punkte, die in den vergangenen Jahren auf die Schulen zugekommen sind. Diese Aufgaben treffen die freien Schulen ebenso wie die staatlichen. Aber die finanziellen Lasten sind für die freien Schulen noch nicht angepasst worden. 

Gib es denn Kontakte zu den entsprechenden Stellen?

Wir sind permanent mit dem Kultus- und dem Finanzministerium – jetzt mal für Niedersachsen gesprochen – in Kontakt. Aber diese laufenden Gespräche müssen intensiviert werden. Für Bremen gilt das genauso. Für das, was von den freien Schulen erwartet wird, müssen auch die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. 

Gab es da nicht in der Vergangenheit schon Zusagen?

In Niedersachsen haben das schon zwei Landesregierungen unterschiedlicher Couleur zugesichert. Da muss die Politik jetzt endlich reagieren. 

Wie ist es mit den Landkreisen und den kreisfreien Städten?

Bei ihnen muss es darum gehen, dass der Sachkostenzuschuss angepasst wird. Katholische Schulen nehmen schließlich einen Dienstleistungsauftrag wahr, der ansonsten den Kommunen obliegt. Wir stellen in großem Umfang Schulplätze zur Verfügung, das müsste sonst der Staat selber machen. 

Ist die Situation überall gleich?

Gut funktioniert es nur am Hildegard-von-Bingen-Gymnasium in Twistringen. Der Landkreis Diepholz und die Stadt Twistringen engagieren sich hier vorbildlich.

Wie groß sind denn die finanziellen Unterschiede?

Durch das Engagement von Landkreis und Stadt müssen wir in Twistringen pro Jahr und Schüler nur 143 Euro an Kirchensteuermitteln aufbringen. An Gymnasien wie dem Marianum in Meppen, dem Franziskusgymnasium in Lingen oder der Ursulaschule und der Angelaschule in Osnabrück sind es 729 Euro. Für das Marienheim in Sutthausen, eine Berufsbildende Schule, zahlen wir 1146 Euro pro Schüler und Jahr an Kirchensteuermittel. Und in Bremen sind es sogar 1827 Euro. Letztlich muss den Kommunen und der Politik klar sein: Wenn wir keine zusätzliche Einnahmen aquirieren können, führt das irgendwann zu einer Reduzierung von Schulplätzen. Aber dann beißt sich die Katze in den Schwanz, denn in diesem Fall müssten die Kommunen selbst einspringen. Da ist es doch viel sinnvoller, die gut nachgefragten katholischen Schulen zu unterstützen.

Das Land setzt seine Zusagen nicht um, es fehlt Geld – hat denn noch niemand mit der Faust auf den Tisch gehauen?

Ich glaube, wir können nur im Gespräch etwas erreichen. Aber diese Gespräche müssen jetzt auch zu dem Ziel führen, das wir brauchen. Dazu müssen wir den Verantwortlichen drastisch vor Augen führen, was passieren kann – was aber keiner will. Wenn die Finanzen nicht entsprechend aufgestockt werden, sind zukünftig nicht alle Schulplätze haltbar. Was die Faust auf den Tisch angeht: Über viele Jahre hatten wir gute Einnahmen durch die Kirchensteuer. Da war es nicht einfach, Geld einzufordern. 


Stiftungsratsvorsitzende Christiane Hölscher
Foto: privat

Was würde der Gesellschaft ohne kirchliche Schulen fehlen?

Ich war selbst auf der Ursulaschule in Osnabrück und habe 1990 dort Abitur gemacht. Meine Nichten haben die gleiche Erfahrung gemacht wie ich: Uns wurden christliche Werte vermittelt, die uns heute noch prägen. Wir erinnern uns auch immer noch an die Schulgottesdienste zu Weihnachten, an das Gefühl der Verbundenheit. Über 30 Jahre später denke ich positiv an die Schulzeit an der Ursulaschule zurück.

Was würde der Kirche ohne katholische Schulen fehlen?

Trotz der Diskussionen um kritische Punkte in der Kirche – denken wir nur an den sexuellen Missbrauch – ist die Nachfrage nach den Schulplätzen ungebrochen hoch. Für mich ist das ein Zeichen, dass dieses Angebot der Kirche gut wahrgenommen wird. Also sind doch die Werte – das füreinander Einstehen, das den anderen Mitnehmen, das sich gegenseitig Stärken, alles letztlich Ausprägungen der christlichen Nächstenliebe – immer noch wichtig für Eltern. Für mich sind katholische Schulen ein wichtiger Baustein für die Zukunft der Kirche. Denn dort trifft sie junge Menschen und kann sie begeistern.

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich in der Schulstiftung?

Ich war zu einer Zeit Schülerin, als es die Stiftung noch nicht gab. 1991 stand ich auf dem Domplatz und demonstrierte für den Erhalt meiner ehemaligen Schule, der Ursulaschule, die mit der Angelaschule zusammengelegt werden sollte. Das hat mich geprägt. Wenn ich mir jetzt die Schulstiftung anschaue, dann sehe ich, dass ihre Gründung vor über 20 Jahren ein großer Schritt nach vorne war. Es war eine mutige Entscheidung, denn der Bischof hat damit Macht abgegeben. Die Stiftungsratsmitglieder, überwiegend Laien wie ich, gestalten hier massiv mit, treffen die Letztentscheidung. Das ist Kirche der Beteiligung im besten Sinne. Hier hat der synodale Weg bereits vor 20 Jahren begonnen. 

Aber gedacht war mit der Stiftung doch an die Unabhängigkeit von den Bistumsfinanzen.

Dass das bisher nicht gelungen ist, hat verschiedene Gründe. Einerseits hätte die finanzielle Ausstattung der Stiftung dazu erheblich höher ausfallen müssen, als dies möglich war. Andererseits hat die Zinsentwicklung ihren Anteil. Eine Stiftung darf nur die Erträge ausschütten, die sind zurzeit gering. Auch die Kirchensteuerentwicklung ist von Bedeutung. Trotzdem war der Schritt richtig. Wir sollten den Erfolg der Schulstiftung nicht nur an den Finanzen ablesen. Der synodale Ansatz ist das Zeichen für die Zukunft der Kirche.

Interview: Matthias Petersen


Zur Person

Christiane Hölscher (51) stammt aus Georgsmarienhütte. Nach Jurastudium und Promotion arbeitete sie als Richterin und Staatsanwältin, im Niedersächsischen Justizministerium, als stellvertretende Leiterin der Staatsanwaltschaft Hannover und als Leiterin der Staatsanwaltschaft Oldenburg. Seit 2019 ist sie Präsidentin des Amtsgerichts Osnabrück. Sie gehört zur Gemeinde St. Antonius Holzhausen-Ohrbeck und ist Mitglied des Pfarrgemeinderats.