Berliner Diözesanrat hofft auf Synodalrat, der 2023 Arbeit aufnimmt

Die Erwartungen sind groß

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2023 soll mit dem Synodalrat ein neues bistumsweites Entscheidungsgremium seine Arbeit aufnehmen. Auf der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum kamen viele Hoffnungen zum Ausdruck.

An mehreren Thementischen besprachen die Teilnehmer der Diözesanratsvollversammlung, was ihnen am geplanten Synodalrat wichtig ist.    Foto: Stefan Schilde

 

Wer als katholischer Laie zukünftig mehr mitbestimmen will, für den liest es sich erst mal gar nicht schlecht. 44 Plätze soll der zukünftige Synodalrat haben, immerhin 20 davon der Diözesanrat belegen. So sieht es das „Konzept für einen Synodalrat im Erzbistum Berlin“ vor, das die Agenda der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin am Wochenende bestimmte. Nachdem das oberste Laiengremium im Erzbistum im Frühjahr 2021 den Anstoß gegeben hatte, hat die Bistumsleitung den Spielball aufgenommen. Im kommenden Jahr soll das neue Organ seine Arbeit aufnehmen.

Vorstand legt fest, was besprochen wird
Klar ist: Im Synodalrat soll nur über Themen von bistumsweiter Bedeutung beraten werden. Ein zehnköpfiger Vorstand soll einstufen: Ist das vorgebrachte Anliegen ein Thema für den Synodalrat? Soll dieser einen verbindlichen, in der Praxis dann wohl meist vom Erzbischöflichen Ordinariat (EBO) umzusetzenden Beschluss fällen oder nur eine Empfehlung aussprechen?
Der Gedanke an die Machtfülle des Vorstands sorgte einerseits für ein gewisses Unbehagen bei einigen Anwesenden: Besteht nicht die Gefahr, dass der Vorstand als Flaschenhals fungiert, durch den unbequeme Themen außen vor bleiben? Andererseits: Etwa die Hälfte des Vorstandes werden Nicht-Kleriker sein, den Vorsitz bildet eine Doppelspitze aus Erzbischof und einem nicht-hauptamtlichen Laien.
In der Diözesanratsspitze ist man nicht unzufrieden mit dem Erreichten. „Die vorgesehene Zusammensetzung ist ein hart umrungener Kompromiss“, sagte die Vorsitzende Karlies Abmeier. Klingt etwas nach Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften – womöglich nicht ohne Grund. Berliner Diözesanratsdelegierte auf dem Synodalen Weg wirken als Reformtreiber. Themen wie die Segnung von Homosexuellenpaaren oder das Frauendiakonat könnten – und sollen – eher früher als später im Synodalrat besprochen werden.

Mehr Verbindlichkeit nach Beschlüssen?
Der Diözesanratsführung erhofft sich, dass die im Synodalrat verabschiedeten Beschlüsse konsequenter umgesetzt werden als die eigenen Forderungen der vergangenen Jahre. „Bisher wurden viele Beschlüsse der Vollversammlung (zum Beispiel zur Kinder- und Jugendseelsorge oder zum Klimaschutzkonzept) nicht ausreichend wahrgenommen“, heißt es in einem Schreiben des Diözesanrats in Vorbereitung zur Versammlung.
Das soll den Synodalrat auch vom (noch) bestehenden Pastoralrat unterscheiden: Er wird „gemeinsam verbindliche Entscheidungen treffen“, sagte Karlies Abmeier. Anders der Pastoralrat, der bisher lediglich „praktische Folgerungen vorschlagen“ kann, wie es in seiner Satzung lautet. Und transparenter soll es zugehen. Was sind die Gründe dafür, dass etwas geht oder nicht geht? Das sollen künftig alle besser nachvollziehen können – auch auf Gemeindeebene.
Fest steht aber auch: Das letzte Wort hat immer der Oberhirte. „Sprechen aus Sicht des Erzbischofs überwiegende Gründe gegen einen Beschluss des Synodalrats, darf er diesen ablehnen. Anders als im Pastoralrat bedeutet eine Ablehnung jedoch, dass das Thema beim nächsten Mal noch einmal auf die Tagesordnung kommt“, erklärte der stellvertetende Diözesanratsvorsitzende Christoph Lehmann.

„Mitgestaltung bedeutet viel Zeit und Arbeit“
In den Schnellworkshops beschäftigte viele Teilnehmer der zusätzliche Zeitaufwand. Sechs Jahre soll eine Amtszeit betragen. Viele Diözesanratsmitglieder bekleiden schon jetzt mehr als nur ein Ehrenamt. Besonders schwer haben werden es junge Menschen, die beruflich und familiär in der Regel noch stärker eingebunden sind als Ältere. Ihre Amtszeit kann deshalb auf drei Jahre verkürzt werden.
Eine weitere Frage, die offen blieb: Wen genau sollen die Diözesanratsmitglieder im Synodalrat vertreten, wem sind sie verpflichtet? Ihrer Pfarrei? Dem Diözesanrat? Oder am Ende doch dem eigenen Gewissen? Und wie gelingt es, der katholischen Basis zu vermitteln, welchen Mehrwert das Gremium auch für sie bedeuten könnte?
Bis der Synodalrat seine Arbeit aufnehmen wird, bleibt noch viel zu klären. Doch es überwog die Aufbruchstimmung. „Mitgestalten bedeutet viel Zeit und Arbeit“, sagte Christoph Lehmann. Oder etwas blumiger, wie Diözesanratsmitglied Suzana Smolkovic es ausdrückte: „Es ist noch ein langer Weg. Aber wenn man nicht losläuft, kann es auch nichts werden.“

Von Stefan Schilde