Kommentar zur Entscheidung für den neuen Feiertag am 31. Oktober

Die meisten feiern nur Halloween

Image

Seit Monaten lief alles darauf hinaus: Der Reformationstag wird gesetzlicher Feiertag in Hamburg und Schleswig-Holstein. Richtig begeistert sind von dieser Entscheidung wohl nur die evangelischen Christen. Bei den Katholiken stößt sie auf Unbehagen, die Juden üben offene Kritik, die Muslime sind enttäuscht – sie haben einen interkulturellen Tag gewünscht. Die Unternehmen hätten am liebsten gar keinen weiteren Tag, an dem sie ihre Arbeitnehmer für nichts bezahlen müssen. 

Kalenderausschnitt 31. Oktober: Reformationstag
Reformationstag 31. Oktober Foto: Marco Heinen

Man hatte zeitweise allerdings den Eindruck: Es geht hier vor allem um eine Art nord-südlichen Feiertagsausgleich. Bayern hat viel mehr freie Tage als der Norden. Das ist ungerecht. Also musste ein Feiertag her, welcher auch immer. Der Reformationstag hat das Rennen nur gemacht, weil die Konkurrenz (Frauentag, Tag des Grundgesetzes, Tag der Befreiung) zu schwach war. 

Früher entstanden Feiertage auf andere Weise. Die Menschen feierten ein Fest, deshalb wollte niemand arbeiten, also wurde der Tag für arbeitsfrei erklärt. Und jetzt? Wie viele Nord-
lichter werden am Reformationstag wirklich die Reformation feiern? In Mecklenburg-Vorpommern, wo der 31. Oktober schon Feiertag ist, tun das nur wenige. 

Gefeiert wird an diesem Tag etwas ganz anderes: nämlich das aus Großbritannien und den USA herübergeschwappte „Halloween“, wo Kinder mit Gruselmasken von Tür zu Tür gehen und Süßigkeiten erpressen. Und man kann noch so viele „Lutherbonbons“ in den Städten verteilen: Gegen Halloween hat die Reformation keine Chance. 

Kommentar von Andreas Hüser
(
Dipl. Theol. und leitender Redakteur)