Planinsolvenz angemeldet
Die MÖWE soll bald wieder abheben
Die Corona-Krise hat die ohnehin schwierige Situation der MÖWE gGmbH verschärft. Eine Planinsolvenz in Eigenverwaltung soll den sozialen Betrieb retten. Sie wurde jetzt beim Insolvenzgericht Osnabrück angemeldet.
Mit einer gelenkten Insolvenz in Eigenverwaltung kann sich ein Unternehmen selbst sanieren und retten. Dieses Verfahren solle jetzt auch der MÖWE eine Zukunftsperspektive bieten, erklärt Franz-Josef Schwack, Vorsitzender des SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste in Osnabrück. Denn: „Wir wollen auch weiterhin Angebote für Menschen unterbreiten, die es auf dem Arbeitsmarkt schwer haben.“ Mit dem Insolvenzgeld seien die Löhne und Gehälter bis Juli gesichert. Die Leistungen der MÖWE für langzeitarbeitslose Menschen würden weiter angeboten, betont er.
Seit mehr als 30 Jahren qualifiziert, fördert und beschäftigt die MÖWE langzeitarbeitslose Menschen – mit dem Ziel, sie wieder in Arbeit zu vermitteln. Dies sei zuletzt immer schwieriger geworden, sagt SKM-Geschäftsführer Michael Strob als Vertreter des Gesellschafters. „Ein sozialer Betrieb wie die MÖWE kann sich nicht selbstständig finanzieren, sondern ist auf Fördermittel angewiesen. Die Förderkulisse wurde immer enger. Zudem wurde durch die gute Arbeitsmarktlage die Zahl der zu betreuenden Arbeitslosen geringer. Zuletzt haben wir mit unseren Angeboten eine Versorgungslücke im staatlichen System gefüllt, wurden dafür aber nicht entsprechend vergütet.“
Direkt nach Anmeldung der Planinsolvenz wurden die hauptamtlichen Mitarbeiter informiert. Da allerdings die MÖWE und ihre verschiedenen Abteilungen in der Corona-Krise nicht voll besetzt und Versammlungen zurzeit nicht erlaubt seien, habe ein Teil der Mitarbeiter und Maßnahmeteilnehmer schriftlich benachrichtigt werden müssen, sagt Geschäftsführer Hans Bösken. Für Rückfragen sei deshalb eine Hotline eingerichtet worden.
So viele Arbeitsplätze wie möglich erhalten
Trotz einer nur symbolischen Miete in den genutzten Einrichtungen, trotz regelmäßiger Zuschüsse seitens des Gesellschafters, des Bistums Osnabrück und des Diözesan-Caritasverbandes war die bilanzielle Überschuldung der MÖWE am Ende nicht mehr abwendbar. „Wir haben in den vergangenen zwei Jahren ein rigoroses Sparprogramm gefahren“, berichtet Michael Strob. Ziel war es, das Angebot für arbeitslose Menschen möglichst umfangreich zu erhalten.
„Dann kam die Corona-Krise, die sich wie ein Turbo auf unsere schwierige Situation ausgewirkt hat“, sagt Franz-Josef Schwack. „Der Umsatz in unseren sozialen Kaufhäusern brach abrupt ein. Auch die Entrümpelung und Wiederverwertung von Hausrat stand von jetzt auf gleich bei Null.“ Um Handlungsspielraum zu bewahren, müsse man einen Schnitt machen, denn alle Beteiligten sind sich einig, dass die MÖWE bald wieder abheben soll.
„Wir werden uns auf unsere Kernaufgaben konzentrieren: fördern, beschäftigen und qualifizieren“, erklärt SKM-Geschäftsführer Strob. Dabei müsse das Angebot eingeschränkt werden, was auch einen Abbau der Arbeitsplätze bedeute, aber es werde versucht, so viele wie möglich zu erhalten. „In und nach der Corona-Krise werden Angebote wie die der MÖWE mehr denn je gebraucht. Wir stellen uns nun so auf, dass wir die Schwächsten am Rande der Gesellschaft weiterhin auffangen und verlässlich begleiten können“, ergänzt der SKM-Vorsitzende Schwack. (kb)
Zur Sache
Traditionelle Arbeitsschwerpunkte der MÖWE sind der Verkauf gebrauchter, gespendeter und Zweiter-Wahl-Möbel, Fahrradreparaturen sowie der Verkauf von gebrauchten und neuen Rädern, von Second-Hand-Kleidung und Hausrat.
Zum Angebot gehören auch die Abholung von Möbeln, Entrümpelungen, Wohnungsauflösungen sowie verschiedene Dienstleistungen wie Umzugshilfen, Gartenarbeiten oder Malerarbeiten.
Alleingesellschafter der gemeinnützigen MÖWE gGmbH ist der SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste in Osnabrück e.V.