Internationaler Tag gegen Menschenhandel

"Die Notlage Tausender wird ausgenutzt"

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Die Corona-Pandemie bringt informelle Arbeiter noch stärker in Gefahr, Opfer von Menschenhandel und Ausbeutung zu werden. Kirchliche Hilfsorganisationen und der Kölner Weihbischof Ansgar Puff fordern deshalb strengere Kontrollen. 

Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff
"Von der Entmenschlichung der Arbeit zu Menschenhandel ist es nur ein kleiner Schritt", sagt Weihbischof Ansgar Puff. 

Zum Welttag gegen Menschenhandel haben internationale kirchliche Hilfsorganisationen wirtschaftliche und soziale Auswirkungen der Corona-Pandemie auf illegale Arbeiter und Opfer von Ausbeutung beklagt. Vor allem Beschäftigte in informellen Sektoren wie Hausarbeit, Landwirtschaft und Bau benötigten dringend und gezielt Unterstützung, erklärten der katholische Dachverband Caritas Internationalis und Coatnet, ein christliches Netzwerk gegen Menschenhandel, in Rom.  

Die Regierungsmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus wirkten sich auf die Verdienstmöglichkeiten von informell Beschäftigten aus und setzten sie größeren Gefahren aus, verschleppt oder ausgenutzt zu werden. Tausende Arbeiter hätten ihre Unterkunft verloren; andere hätten aufgrund der Reisebeschränkungen geringere Chancen, in ihre Heimat zurückzukehren oder Orte zu verlassen, an denen sie gegen ihren Willen festgehalten würden. Viele verfügten weder über materielle und psychologische Hilfe noch einen legalen Aufenthaltsstatus.

Als Folge von Schulschließungen seien Millionen Kinder dazu gezwungen, Nahrung und Geld auf der Straße zu suchen. Mit Ausgangssperren steige auch die Gewalt gegen Minderjährige. Allein während des Lockdown in Indien seien während elf Tagen 92.000 Fälle von Kindesmisshandlungen an die Behörden gemeldet worden. Nach der Beobachtung von Caritas Indien nähmen Kinderarbeit und Kinderehen zu, weil Familien so Versorgungsnotlagen lösen wollten.

Der von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene Welttag gegen Menschenhandel wird seit 2014 jeweils am 30. Juli begangen.  Beobachter schätzen die Zahl der Opfer des Menschenhandels auf weltweit rund 40 Millionen. Auch in Deutschland wird die Notlage tausender Menschen ausgenutzt. Sie würden unter menschenunwürdigen Bedingungen, ohne ausreichenden Arbeitsschutz und ohne existenzsichernde Entlohnung beschäftigt, sagt Weihbischof Ansgar Puff, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Menschenhandel der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz.  „Von dieser Entmenschlichung der Arbeit zu Menschenhandel ist es nur ein kleiner Schritt."

Puff fordert deshalb die Politik und staatliche Verwaltung dazu auf, klare Regeln gegen Menschenhandel zu formulieren und durchzusetzen. „Damit sich derart ausbeuterische Arbeitsverhältnisse gar nicht erst entwickeln können, sind konsequente Kontrollen zwingend erforderlich“, betont er. Ziel der Kontrollen müsse es sein, den Arbeitnehmerschutz zu stärken, Arbeitsausbeutung und Menschenhandel aufzudecken und zu verhindern. 

kna/vpb