Video-Kampagne der katholischen Landjugend

Die Politik braucht mehr junge Leute

Image
21_01_politik_jugend.jpg

In vielen Gemeinde- und Stadträten sitzen wenig junge Menschen. Die katholische Landjugend  will das ändern. Mit einer Video-Kampagne möchte sie mehr junge Erwachsene dazu ermuntern, bei der Kommunalwahl im Herbst zu kandidieren.


Kamera läuft: Stefan Wilkens (v.l.), Jonas Gels und Anke Trecksler drehen im Meppener Kreishaus Videos für die Kampagne der Landjugend. Foto: KLJB Osnabrück

28 Jahre jung ist Michael Westermann – und schon zweiter stellvertretender Bürgermeister in seinem emsländischen Heimatort Vrees. Zudem sitzt er auch im Samtgemeinderat Werlte. „Ich bin der Jüngste in beiden Gremien“, sagt er mit einem Schmunzeln. Mit 24 Jahren war er 2017 zum ersten Mal bei der Kommunalwahl angetreten, „und das hat gleich auf Anhieb geklappt.“ Warum er kandidiert hat? Westermann will nicht nur „vom Rand aus“ zugucken, sondern sein direktes Lebensumfeld mitgestalten „Ich möchte, dass unser Dorf lebenswert bleibt und dass wir nach vorne gehen“, sagt der junge Mann, der auch in der katholischen Landjugend-Bewegung (KLJB) sehr aktiv ist.

Für KLJB-Jugendbildungsreferent Dominik Echelmeyer und die erste Diözesanvorsitzende Anke Trecksler ist Westermann ein gutes Beispiel dafür, wie gewinnbringend politisches Engagement für junge Leute sein kann. Deshalb hat die knapp 8000 Mitglieder zählende Landjugend im Bistum Osnabrück eine Kampagne zur nächsten Kommunalwahl gestartet. Der KLJB-Arbeitskreis Politik und Gesellschaft möchte damit nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene motivieren, im September ihre Stimmen abzugeben, sondern auch selbst für einen der Gemeinderäte oder Stadträte zu kandidieren. 

Denn in vielen dieser Gremien sitzen derzeit nur wenig jüngere Menschen. „Dadurch wird bei einigen Themen die Sichtweise der jungen Leute nicht immer bedacht“, sagt Anke Trecksler. Ihrer Ansicht nach kann „ein Zusammenspiel von Jung und Alt den Räten nur gut tun.“ Die Diözesanvorsitzende hofft, dass der Verband mit seiner Kampagne bis zum Frühjahr 30 Kandidatinnen und Kandidaten unter 30 Jahren für die nächste Wahl finden kann. 

Ein Teil der Kampagne ist eine Videoreihe, produziert mit dem regionalen Fernsehsender Ems-TV und finanziell unterstützt von  zehn emsländischen Städten und Gemeinden. In diesen 13 Filmen, die auf Facebook und dem YouTube-Kanal der Landjugend geschaltet werden (siehe auch „Zur Sache“), erzählen 13 junge Männer und Frauen aus verschiedenen Parteien, warum sie sich in ihrem Ort in der Kommunalpolitik engagieren – und warum das in keinster Weise langweilig ist. „Die AfD haben wir ausgeschlossen“, sagt Echelmeyer. „Parteien, die sich mit unseren Werten nicht vereinbaren lassen, wollten wir für unsere Kampagne nicht anfragen.“

Mehr junge Leute, mehr Frauen, mehr Vielfalt

In den nächsten Videos, die für Februar geplant sind, wollen die Akteure auch ganz handfeste Fragen beantworten: wie zum Beispiel eine Wahl abläuft und wie die Arbeit in einem Ausschuss aussieht. All‘ das soll interessierten jungen Erwachsenen Mut machen, sich diese Aufgabe zuzutrauen und ihnen zeigen, „dass es vielleicht leichter als gedacht ist.“ Denn Echelmeyer glaubt, dass der eine oder die andere vielleicht von der Verantwortung und dem politischen Betrieb abgeschreckt wird.
Dass junge Leute sich grundsätzlich sehr wohl für Themen vor ihrer Haustür interessieren, steht für den Jugendbildungsreferenten und die Diözesanvorsitzende außer Frage. „Die wissen genau, was sie wollen“, sagt Anke Trecksler. Allerdings gibt sie zu bedenken, dass junge Menschen sich nicht immer ernstgenommen fühlen mit ihren Sichtweisen. 

Michael Westermann macht ebenfalls bei der Kampagne mit. Der Verkaufsleiter eines Autohauses hat durch seine Ehrenämter im Zeltlager, im Sportverein und bei der Landjugend erkannt, wie wertvoll auch ganz persönlich solch ein Engagement sein kann. Bei der KLJB saß er mehrere Jahre im Orts- und Dekanatsvorstand, engagiert sich jetzt auf Diözesanebene in mehreren Arbeitskreisen. Und die bisherigen Erfahrungen im (Samt)Gemeinderat bestärken ihn in seiner politischen Arbeit.„Man kann Ideen einbringen und Projekte beeinflussen. Und wenn man merkt, dass es am Ende klappt, ist das einfach toll.“ Wichtig findet er, in Diskussions- und Entscheidungsprozessen andere Perspektiven wahrzunehmen. „Dann merkt man, dass man vielleicht blinde Flecken gehabt hat.“ Was er sich wünscht für die nächste Wahl? Mehr junge Leute, mehr Frauen, mehr Vielfalt in den Räten. „Wir brauchen mehr Diversität.“ 

Erste Rückmeldungen auf die Kampagne gibt es laut Anke Trecksler schon. In den nächsten Wochen plant die Landjugend noch weitere Aktionen für ihr Projekt – zum Beispiel digitale Podiumsdiskussionen, Schulungen für Kandidaten und vielleicht auch einen Austausch zwischen Interessierten und jungen Kommunalpolitikern.

Petra Diek-Münchow

In der Kampagne „VerantwortJung – Politik braucht junge Leute“ veröffentlicht die Katholische Landjugend-Bewegung (KLJB, Bistum Osnabrück) jeden Sonntag ab 18 Uhr ein Video auf ihrer Facebook-Seite und auf dem entsprechenden YouTube-Kanal. Diese Aktion läuft noch bis in den Februar hinein. Wer sich für die Kampagne interessiert und vielleicht daran denkt, selbst für einen Gemeinde- oder Stadtrat im September zu kandidieren, kann sich bei der KLJB melden: Telefon 05401/896513.