Anstoß 47/20
Die richtige Wahl
Ein Freund hatte mich gefragt, ob ich mit ihm zusammen heilfasten würde. Klar, warum nicht. Der Plan war, es 14 Tage lang zu machen.
Also 14 Tage nur Tee und stilles Wasser, einen viertel Liter Gemüsebrühe und einen viertel Liter Obst- oder Gemüsesaft am Tag. Mehr nicht.
In den ersten beiden Tagen kreisten meine Gedanken immer noch ein bisschen ums Essen, aber Hunger hatte ich keinen. Es war reine Kopfsache. Erstaunlicherweise hatte ich an keinem einzigen Tag ein Hungergefühl. Das Durchhalten fiel mir also relativ leicht. Nur wenn ich meinem Sohn das Brot schnitt (welch‘ köstlicher Duft) oder die für ihn im Küchenschrank gebunkerte Schokolade mich anlachte (ich bin ein Süßzahn!), kam mir der tröstliche Gedanke, dass die überschaubare Zeit meines Verzichtens ja bald zu Ende sei.
Ich hielt durch und ich fühlte mich von Tag zu Tag immer besser. Mir ging es rundherum richtig gut. Als dann die Zeit des Wieder-essen-Könnens begann, machte ich eine Entdeckung. Während der Fastenzeit hatte ich erlebt, wie gut ich damit auskam, mit dem wirklich nur Notwendigen zu leben. Und nun, wo mir alle „Vorratskammern“ wieder offen standen, merkte ich, dass es nun ungleich schwerer ist, das nur Notwendige zu nehmen. Die Fülle ist so verführerisch. Das ist kein Plädoyer gegen die Fülle. Vielmehr eins dafür, die richtige Wahl zu treffen. Was ist wirklich wesentlich?