Warum waren fünf Personen bei der Verklärung Jesu dabei?

Die Verklärung Jesu und ihre Teilnehmer

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Das Evangelium des 2. Fastensonntags von der Verklärung des Herrn nennt fünf beteiligte Personen. Wie lässt sich diese Auswahl deuten?

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Die Verklärung: Mose (links) und Elija (rechts) stehen neben Jesus. Johannes, Petrus und Jakobus (von links) knien zu ihren Füßen. Foto: wikicommons


Was ist die Verklärung?

Die Erzählung von der Verklärung Jesu ist im Lukasevangelium eine besondere Offenbarung an die Jünger. Ihnen wird hier gezeigt, dass Jesus Mensch ist, er aber auch ganz zur göttlichen Welt gehört, was durch strahlendes Licht und weiße Gewänder anschaulich wird. Zudem ist davon die Rede, wie sich Jesu Leben in Jerusalem erfüllen soll. Eigentlich ist so schon vor Tod und Auferstehung Jesu in dieser Verklärungsszene alles über Jesus gesagt. Doch warum erscheinen dazu eigentlich Mose und Elija? Und weshalb nimmt Jesus nur Petrus, Johannes und Jakobus mit? 


Warum Mose?

Das ganze Geschehen der Verklärung ähnelt der Offenbarung Gottes im Buch Exodus: „Danach stiegen Mose, Aaron, Nadab und Abihu und die siebzig von den Ältesten Israels hinauf und sie schauten den Gott Israels. Die Fläche unter seinen Füßen war wie mit blauem Edelstein ausgelegt und glänzte hell wie der Himmel selbst.“ (Ex 24,9–10) Strahlen und Glanz also verheißen die Nähe des Göttlichen schon bei Mose. Und wie dieser dann die Tafeln des Bundes mit Israel empfängt, die Tafeln mit den Zehn Geboten, die sozusagen den Kern der Offenbarung von Gottes Willen an die Menschen bilden, so wird nun Jesus durch die Anwesenheit des Mose zur erneuerten Offenbarung von Gottes Willen. Der Berg Tabor, auf dem die Verklärung stattfindet, ist somit der neue Berg Sinai, auf dem Mose die Tafeln überreicht wurden. 

Doch es gibt einen Unterschied: Mose darf Gott nicht von Angesicht zu Angesicht sehen. Er kann nur Gottes Herrlichkeit, seinen Glanz an sich vorbeiziehen lassen. (Ex 33,18–23) Jesus aber wird in der Verklärung von den Jüngern gesehen und auch erkannt. In ihm hat Gottes Willen also ein Gesicht bekommen.

 

Warum Elija?

Elija, das Urbild des Propheten, ist ein Einzelkämpfer, der gegen jede Widrigkeit und jede Übermacht für seinen Gott JHWH eintritt. Ihm offenbart sich Gott am Gottesberg Horeb in einem sanften, leisen Säuseln (1 Kön 19, 12ff). Gott teilt ihm dort mit, dass Elija nun andere beauftragen soll, seinen Einsatz für Gott fortzuführen. Wie Mose Gottes Gebote schriftlich an das Volk Israel weitergibt, gibt Elija nun seinen prophetischen Auftrag weiter. Beide zusammen stehen für „Gesetz und Propheten“ oder auch „Mose und die Propheten“, auf die der Evangelist Lukas als Quellen, auf die sich Israels und Jesu Glaube stützen, immer wieder Bezug nimmt (zum Beispiel Lk 16,29ff).

Es mag jedoch noch zwei andere Gründe geben, warum gerade Mose und Elija zur Verklärung Jesu hinzutreten: Beide sind Gestalten, die für ihren Glauben gelitten haben und so auf die Passion Jesu vorausweisen könnten, und von beiden wird in den apokryphen Schriften erzählt, dass sie zu Gott entrückt wurden (sozusagen eine Himmelfahrt machten). Zuletzt könnte auch Deuteronomium 18,15 für die Dreierkonstellation verantwortlich sein, wo es heißt: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte, unter deinen Brüdern erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören.“ Dieser letzte Satz wird in der Verklärungsszene aus der Wolke über Jesus ausgerufen. Damit steht Jesus in einer Reihe mit den beiden großen Gestalten Israels – und übertrifft sie in seiner Verklärung doch bei weitem.

 

Warum Johannes? Warum Jakobus?

Die beiden Brüder Johannes und Jakobus, die Söhne des Zebedäus, gehören mit Petrus und Andreas zu den ersten Jüngern Jesu, was besonders im Matthäusevangelium deutlich wird. (Mt 4,21) Dort erfahren sie auch als die einzigen Jünger Jesu Verklärung und seine Todesangst im Garten Getsemani – auch wenn sie dort wie schon bei der von Lukas erzählten Verklärung einschlafen. Trotzdem hat Jesus sie offensichtlich geschätzt und ihnen den Beinamen „Donnersöhne“ gegeben, was möglicherweise auf ihre ungestüme und sehr direkte Wesensart schließen lässt, wie sie sich in Lk 9,54f zeigt, als Jesus mit seinen Jüngern in einem Dorf nicht aufgenommen wird. „Als die Jünger Johannes und Jakobus das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie verzehrt? Da wandte er sich um und wies sie zurecht.“

 

Warum Petrus?

Wie Mose auf den Berg Sinai, so nimmt auch Jesus auf den Berg Tabor drei Gefährten mit: Petrus, Johannes und Jakobus. Im Lukasevangelium ist das nicht das erste Mal: Schon bei der Auferweckung der Tochter des Synagogenvorstehers nahm Jesus nur diese drei mit (Lk 8,51) und auch in der Apostelgeschichte spielen die drei zu Beginn eine größere Rolle als andere Jünger.

Dass Petrus in der Jüngerschaft Jesu eine besondere Rolle spielt, muss man fast nicht erwähnen. Er ist der, der sich am meisten zu Wort meldet, und auch im Lukasevangelium der Erste, der Jesus als den Gesalbten Gottes bekennt (Lk 9,20), ebenso der, der dann doch letztendlich nicht zu ihm stehen kann. (Lk 22,57–60) Schließlich ist er der Erste, von dem berichtet wird, dass er den Auferstandenen gesehen habe.

Petrus ist aber auch der, der wahrscheinlich stellvertretend für alle anderen Jünger in seinen Reden zeigt, dass er noch nicht verstanden hat, worum es Jesus geht. Auch hier in der Verklärung Jesu möchte er die Szene irgendwie festhalten und drei Hütten bauen, wie im Alten Testament das erste Heiligtum für die Gesetzestafeln eine Hütte war. Worauf der Evangelist ja nur kurz anfügt: „Er wusste aber nicht, was er sagte.“

Christoph Buysch