Fotoausstellung über jüdisches Leben in Deutschland

Diese Bilder zeigen Lebensfreude und Vielfalt

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In Lingen ist eine Wanderausstellung mit Fotos über jüdisches Leben in Deutschland zu sehen. Dahinter steht eine bundesweite Initiative, die auch den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken will.


Mit diesem Foto über jüdisches Leben in Berlin hat Matthias Schellenberger bei dem Fotowettbewerb mitgemacht. Die Aufnahme ist in der Ausstellung in Lingen zu sehen. 

„Die Fotos sind toll“, sagt Pastor Gernot Wilke-Ewert und schaut sich kurz alle Aufnahmen an, die bald im Begegnungsraum der Lingener Stadtpastoral zu sehen sind. Aber der Vorsitzende des Lingener Forums Juden-Christen findet eins der zehn Bilder besonders schön: Da sitzen mehrere Grundschüler in Berlin auf einer sonnigen Wiese und halten für ein Projekt eine Regenbogen-Fahne mit Davidsstern in Händen. „Da ist Lebensfreude drin, das ist Vielfalt – das ist klasse“, sagt der lutherische Seelsorger.

Die Aufnahme gehört zu einer bundesweiten Wanderausstellung, die die Stadtpastoral und das Forum nach Lingen geholt haben. Vorausgegangen war ein Fotowettbewerb zum Thema „Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland“. Diesen hatten die jeweiligen Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus sowie der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Initiative kulturelle Integration ausgelobt – mit dem Ziel, „die Lebendigkeit und Vielfalt jüdischen Lebens in unserer Mitte zu zeigen und den Zusammenhalt zu stärken.“ Die Initiatoren wollen damit auf den Anschlag auf die Synagoge in Halle im Oktober 2019 reagieren.

Von den prämierten Siegerfotos sind Berentzen und Wilke-Ewert begeistert. Die Bilder zeigen jüdischen Alltag in unserem Land: beim Gebet in der Synagoge, beim Spiel der Kinder, beim Einkaufen in der Nachbarschaft – aber eben auch die beschämende Notwendigkeit des Polizeischutzes für eine jüdische Buchhandlung.

Jüdisches Leben nicht nur auf die Jahre zwischen 1933 und 1945 reduzieren

Die Lingener Stadtpastoral und das Forum Juden-Christen wollen mit der Ausstellung in Lingen nicht nur einen Beitrag zum Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ leisten, sondern auch ein Zeichen setzen gegen Antisemitismus und für das Zusammenleben ohne Vorurteile. „Vielfalt schließt Zusammenhalt nicht aus und ist für uns alle eine Bereicherung“, nimmt Holger Berentzen das Thema des Wettbewerbs auf. Und so wichtig die Erinnerung und Mahnung an den Holocaust immer bleiben wird, darf seiner Meinung nach die Darstellung jüdischen Lebens „nicht nur auf die Jahre 1933 bis 1945 reduziert werden.“ Zudem wendet sich Pastor Wilke-Ewert gegen Klischees: „Das Einzige, was dagegen hilft, ist differenzierte Wahrnehmung.“ Er kann sich zum Beispiel gut eine Unterrichtseinheit an der Schule mit den Fotos vorstellen.

Beide wollen an „dem Thema dranbleiben.“ In diesen Tagen wird auch deshalb die ökumenische Stadtpastorenkonferenz aus Lingen zu Gast in der Jüdischen Gemeinde in Osnabrück sein. Beide Seiten wollen sich besser kennenlernen, weitere Begegnungen und Aktionen besprechen. Berentzen hat dafür schon Ideen. Zum Beispiel, dass junge jüdische Männer und Frauen aus Osnabrück junge Leute aus Lingen treffen. Oder ein Abend über jüdische Küche, bei der die Gäste gemeinsam am Topf stehen und kochen. „Das könnte schön werden.“

Petra Diek-Münchow

Die Ausstellung ist vom 14. Juni bis 5. Juli im Raum der Lingener Stadtpastoral an der Großen Straße 6 zu sehen (neben dem Weltladen). Öffnungszeiten: mittwochs 10 bis 12 Uhr, samstags von 11 bis 13 Uhr sowie während der Ausstellung nachmittags in der Woche. Der Eintritt ist frei.