Fair gehandelte Geschenke
Diese Gaben sorgen für gute Gefühle
Wer Geschenke sucht, die fair gehandelt und im besten Fall nachhaltig sind, kann viele Produkte finden, Kaffee, Kleidungoder Keramik. Vieles stammt aus Lateinamerika oder Asien. Fairer Handel garantiert den Beschäftigten gute Löhne.
Fair gehandelte Produkte gab es vor Jahrzehnten oft nur im Weltladen kirchlicher Initiativen zu kaufen und man musste die Öffnungszeiten abpassen, weil der „Laden“ von Ehrenamtlichen betrieben wurde und selten geöffnet hatte. In vielen Kirchengemeinden gibt es diese Weltläden heute noch. Doch inzwischen kann man fair gehandelte Artikel im Supermarkt kaufen, zum Beispiel Tee, Kaffee, Blumen und Schokolade, und außerdem Kleidung und andere Produkte des fairen Handels im Internet bestellen.
Wer die Sachen gerne richtig in Augenschein nimmt, wird in größeren Weltläden und den Contigo-Filialen fündig. Unter dem Namen "Contigo" hat im Jahr 1994 Ingo Herbst, der zuvor Geschäftsführer der Gepa war, den ersten Laden mit Produkten aus fairem Handel in Göttingen eröffnet, in dem man zu den normalen Öffnungszeiten des Einzelhandels einkaufen konnte. Inzwischen gibt es über 20 Contigo-Geschäfte.
Hier eine kleine Auswahl, wie man Familie und Freunde fair beschenken kann:
Fair-Trade-Adventskalender
Der Adventskalender zum Befüllen aus Nepal kann jedes Jahr wiederverwendet werden, da der gesamte Kalender, der aus handgeschöpftem Papier besteht, sehr stabil ist. So wird eine Menge Geld, aber auch Material gespart. Die 24 kleinen roten Papiertüten sind ungefüllt, können dann aber mit Fair-Trade-Schokoladenstückchen gefüllt werden oder mit kleinen Zettelbotschaften. Mit dem Erlös aus dem Kalenderverkauf können die Hersteller der Get Paper Industry aus Nepal einen Teil ihres Einkommens in Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen investieren. So haben Kinder vor Ort eine Chance auf ein besseres Leben. Außerdem fließen die erwirtschafteten Gewinne der Fair-Trade-Organisationen unmittelbar in den fairen Handel zurück.
Der Adventskalender zum Befüllen, der Maße von 58 mal 47 Zentimetern hat, kann mit einer Schnur an der Wand befestigt werden. Er ist im Eine-Welt-Shop und in Eine-Welt-Läden zu erwerben.
Schokolade
In Deutschland isst nach Angaben des Internetportals „Statista“ jeder Mensch jährlich rund 5,7 Kilogramm Schokoladenware. Im europäischen Vergleich zählt Deutschland damit zu den wichtigsten Absatzmärkten. Immer mehr Hersteller beziehen Kakao aus fairem Handel. Der Marktanteil von Fair-Trade-Kakao liegt inzwischen bei etwa 17 Prozent; so stellt die Gepa ihre Schokoladen ganz aus fairem Kakao her, andere Hersteller beziehen zum Teil Kakao aus fairem Handel sowie Kakao mit anderen Zertifizierungen, beispielsweise „Rain Forest Alliance“. Bei einer bestimmten deutschen Firma, die Schokoladentafeln herstellt, sind zum Beispiel 15 Prozent des Kakaos als fair zertifiziert.
Durch den Kauf von Fair-Trade-Schokolade werden Investitionen der Kakaobauern unterstützt. Auch ist sicher, dass die Ausbeutung von Kindern und Zwangsarbeit ausdrücklich verboten sind. Ist in einer Region Kinderarbeit stark verbreitet, werden die Produzentenorganisationen bestärkt, diese zu bekämpfen. Fair Trade Schokolade ist in vielen Supermärkten, aber auch in Eine Welt-Läden zu finden. Die häufigsten Siegel sind das Fairtrade-Siegel, das Fairtrade Cocoa Siegel oder das Siegel der Gepa. Manche Fair-Trade-Schokolade ist außerdem „bio“.
Fair gehandelte Bälle
Jedes Jahr werden rund 125 Millionen Sportbälle auf dem weltweiten Markt produziert. Rund 70 Millionen dieser Bälle werden jährlich von verschiedenen Herstellern in Pakistan produziert. Allerdings haben nur fünf von den 700 ein Fair-Trade-Zertifikat. Stammt ein Ball aus fairem Handel, bekommen die Arbeiter Löhne, von denen sie ohne Überstunden leben können. Die fair gehandelten Sportbälle zeichnen sich nach Angaben der Hersteller durch ihren hohen Qualitätsgrad aus und sind dementsprechend deutlich langlebiger. Bontura ist einer der fünf Hersteller in Pakistan, der fair gehandelte Volley-, Fuß- und Handbälle herstellt. Die Sportbälle können hier bestellt werden.
Für Schwiegerkinder
Früher verschenkte man Krawatten und Socken an Menschen, deren Weihnachtswünsche unbekannt waren, die aber trotzdem etwas erhalten sollten. Wer noch ein Geschenk für Schwiegersohn und Schwiegertochter sucht, wird bei Kaya & Kato fündig. Die Firma vertreibt Berufskleidung für Pflegeberufe und Gastronomie und lässt die Kleidung fair produzieren. Als Material verwendet das Kölner Unternehmen zum Beispiel fair gehandelte Bio-Baumwolle aus Uganda und Stoffe, für die Plastikmüll recycelt wurde. Hier kann man ein einfaches Baumwoll-T-Shirt bestellen – das braucht man immer – oder auf die Geschenkvorschläge zurückgreifen: Die Firma bietet zum Beispiel eine graue Kochschürze aus festem Stoff an, die zusammen mit einer fair gehandelten Schokolade der Firma „Original Beans“ verschickt wird.
Das Versprechen: Pro verkaufter Tafel wird ein Baum gepflanzt. Kaya & Kato ist ein noch junges Unternemen aus Köln. Der Caritasverband der Diözese Osnabrück hat sich vor einigen Jahren mit einer Startfinanzierung an Kaya & Kato beteiligt, damit im großen Stil fair gehandelte Berufsbekleidung für Pflegekräfte produziert werden kann. Kaya & Kato unterstützt mit jedem Produkt, das an die Caritas verkauft wird, Menschen aus dem Südsudan, die als Flüchtlinge in Uganda leben, mit Hilfsgütern und beruflicher Qualifizierung in der nachhaltigen Landwirtschaft.
Schmuck
In Weltläden und im Onlinehandel kann man fair gehandelten Schmuck erwerben. Manche Kette oder Brosche aus Afrika oder Indien wird von Familien oder dörflichen Initiativen unter Einbeziehung von recyceltem Material oder Natursteinen der Region hergestellt, manches passt besonders gut zum Trend des Ethno-Stils. Andere Schmuckstücke aus fairem Handel beruhen auf langer Tradition und Handwerkskunst, beispielsweise der antik anmutende Goldschmuck aus Kolumbien, den Contigo anbietet, oder die Silberketten, Anhänger und Ohrringe von Filigrana. Schmuck von Filigrana besteht aus 925er Silber und wird auf traditionelle Weise von Familien in Paraguay angefertigt. Goldschmiedemeister Clemens Lange aus Osnabrück verkauft die fein gearbeiteten Teile von Filigrana in seinem Geschäft, weil er diese Schmuckstücke sehr schön findet. Alle Teile sind aus fairem Handel, einige werden aus recyceltem Silber hergestellt. Dieser Schmuck aus fairem Handel sei ein wenig teurer, aber immer noch erschwinglich, findet Lange.
Lange ergänzt, dass Schmuck, der in einer deutschen Goldschmiedewerkstatt hergestellt wird, per se fair gehandelt sei, denn die Beschäftigten in Deutschland erhalten angemessene Löhne. Clemens Lange verwendet für neuen Goldschmuck Goldbleche, die aus eingeschmolzenem Altgold hergestellt wurden. Er bezieht sie von derselben Firma, der er das Altgold schickt, das bei ihm zum Ankauf abgegeben wurde. So wird aus dem fairen Goldschmuck auch nachhaltiger Schmuck. Material wie Elfenbein oder Koralle verwendet Clemens Lange schon länger nicht mehr für neuen Schmuck. Wenn Schmuckstücke mit Koralle oder Elfenbein zu reparieren sind, greift er auf Reste seines Vorgängers zurück. Als Schmuckstein verwendet er gerne Bernstein.
Wenn für Schmuck Perlen verwendet werden, sind dies heutzutage meistens Zuchtperlen. Wer sich Diamanten wünscht, kann auf fair gehandelte aus Australien oder auf synthetisch hergestellte Diamanten zurückgreifen.
Mobiltelefon
Jedes Jahr ein neues Handy? Das ist nicht nachhaltig. Für jedes Smartphone, das gebaut wird, braucht man Rohstoffe wie Gold, Silber, Koltan und seltene Erden. Die katholische Hilfsorganisation Missio hat schon vor Jahren Aktionen gestartet, mit denen alte Handys gesammelt werden, damit die Rohstoffe daraus entfernt und recycelt werden können; der Erlös kommt wiederum Projekten von Missio zugute. Inzwischen gibt es europäische Smartphonehersteller, die den Anspruch haben, soweit wie möglich fair geschürfte und gehandelte Rohstoffe zu verwenden und die Mobiltelefone so zu bauen, dass sie repariert werden können und einzelne Komponenten, zum Beispiel die Kamera und der Akku, vom Kunden selbst ausgetauscht werden können.
Kunden, die ein fair gehandeltes Smartphone wünschen, kaufen zum Beispiel bei der niederländischen Firma „Fairphone“ oder bestellen ein „Shiftphone“ des hessischen Familienunternehmens der Brüder Waldeck. Zur Nachhaltigkeit beitragen können Kunden auch, wenn sie ein Handy als gebrauchtes Smartphone der bekannten Marken kaufen.
Kerzen und Geschirr
Zum Sortiment des fairen Handels zählen unter anderem auch Lederwaren, Geschenkpapier, Einkaufskörbe, Kerzen, Schlüsselanhänger, Notizbücher und Geschirr, so dass sich für viele Geschmäcker etwas finden lässt.
Sarah Berentzen/Andrea Kolhoff