Don Bosco meldet sich zu Wort
Bewohner des Don Bosco-Hauses in Mölln sind alle 14 Tage mit einer selbst produzierten Radiosendung im Offenen Kanal Lübeck zu hören. Für die Menschen mit Behinderung ist es eine Gelegenheit, eigene Talente zu entdecken.
„Und jetzt wollen wir euch erst einmal Danke sagen. Dafür, dass ihr uns eingeschaltet habt, an jedem ersten und dritten Dienstag im Monat!“ Im dritten Anlauf ist die Ansage von Musikredakteurin Melanie Weber im Kasten. Beim ersten Versuch hatte sie einen Texthänger, beim zweiten Versuch störte der Kirchenzeitungsfotograf mit den Auslösegeräuschen seiner Kamera.
Es fehlt nicht mehr so viel, bis die Radiosendung fertig ist, die am kommenden Dienstag, 15. September um 16 Uhr beim Offenen Kanal Lübeck zu hören sein wird. „Don Bosco on Air – Radio inklusiv, Radio aktiv“, so heißt es im sogenannten Jingle, dem mit Musik unterlegten Auftakt zu einer Radiosendung.
Melanie Weber, Angelika Malakowski, Mirco Timm, Andreas Seelig und Marion Claussen sowie weitere Mitbewohner aus Haus 7 des Don Bosco-Hauses in Mölln arbeiten mit ganz viel Herzblut an den Inhalten, führen kleine Interviews, machen Umfragen und stellen die Musik für die einstündige Sendung zusammen. Zur Seite stehen den Radiomachern, die allesamt schwerstbehindert sind, Wohnhausleiterin Anna Langhans und Musiktherapeut Andreas Möller-Totolo. Letzterer hat früher einmal als Toningenieur gearbeitet – ideale Voraussetzungen, um in einem Arbeitsraum im Don Bosco-Haus, der mit dem nötigen technischen Gerät ausgerüstet ist, eine fertige Sendung vorzuproduzieren.
Offener Kanal hatte sofort ein offenes Ohr
Die ursprüngliche Idee war, eine Radiosendung nur für das Don Bosco-Haus zu machen und nur dort zu senden. Aber das war technisch schwierig. Also hat sich Möller-Totolo informiert und ist an den Offenen Kanal in Lübeck geraten. „Die haben uns mit offenen Armen empfangen. Die fanden das richtig toll, was wir machen“, erinnert er sich. Und mit dem Dienstagnachmittag habe das Don Bosco-Team auch gleich einen tollen Sendeplatz bekommen. So passte alles gut zusammen.
Die Sendung am kommenden Dienstag wird sich um das Thema Umweltschutz drehen, weil am 22. September der von verschiedenen Organisationen ausgerufene „Autofreie Tag“ begangen wird. Das Team hat dazu Interviews geführt. Und auch die Musikauswahl wurde schon getroffen. Jetzt müssen die einzelnen Titel noch anmoderiert werden. Musikredakteurin Melanie Weber ist ganz begeistert von ihrer Aufgabe: „Ich mag total gerne Musik, und ich höre das total gerne“, erzählt sie. Dann moderiert sie einen Titel von Superstar Justin Timberlake an.
„Wir haben auch schon den Wetterbericht aufgenommen, der natürlich sehr vorhersehend sein muss, also haben wir ihn sehr allgemein gehalten, weil wir die Sendung ja vorproduzieren“, meint Anna Langhans, die Co-Moderatorin der Sendung ist, mit einem Augenzwinkern. Für das Wetter ist Marion Claussen zuständig. Fertig geschnitten ist ihr Beitrag noch nicht, aber das Wichtigste ist schon aufgenommen. Sie erinnert daran, dass es Mitte September oft noch mal warm wird. „Im Großen und Ganzen wird dann der Herbst eingeläutet, mit Regen und Sturm“, ist Claussens Stimme aus den Lautsprechern zu hören. Mal sehen, ob sie recht behält.
Einmal pro Woche finden sich bis zu zehn Bewohner aus Haus 7 zur Redaktionssitzung ein und bereiten die nächste Sendung vor. Texte werden aufgeschrieben und geübt, spontane Ideen diskutiert. „Es ist ganz wichtig für die Bewohner, dass wir mit ihnen üben und dass sie mich, die ich im Haus tätig bin, als Sicherheit haben“, erläutert Anna Langhans, die berufsbegleitend Inklusionspädagogik studiert hat. „Wichtig ist die Selbstbefähigung der Menschen, dass sie ihre Interessen kennenlernen, ihre Talente entdecken und daraus etwas machen – so wie es jeder andere auch tun würde“, erläutert sie.
Familie und Bekannte waren begeistert
Die Reaktionen aus dem Familienumfeld der Bewohner und dem Bekanntenkreis auf die ersten drei Sendungen sind jedenfalls positiv ausgefallen. So positiv, dass sich das Don Bosco-Haus mit einem Radio-zum-Mitmachen-Projekt beim nächsten Kirchentag bewerben will.
Aufregend ist es übrigens immer noch: „Die Stimme von sich so zu hören im Radio, das ist total ungewohnt“, meint Angelika Malakowski. Doch über Zuhörer freuen sie sich alle. Melanie Weber: „Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mich einschaltet.“ Gelegenheit dazu ist am kommenden Dienstag um 16 Uhr. Das Programm wird über den Sender Lübeck auf der UKW-Frequenz 98,8 MHz (106,5 Mhz im Kabelnetz) ausgestrahlt sowie im Internet über die Seite des Offenen Kanals (www.oksh.de) live gestreamt.
Text u. Foto: Marco Heinen