Einmalig im Bistum Osnabrück
Drei Konfessionen eröffnen Kindertagesstätte
In Nordhorn steht ein Projekt vor der Vollendung, das im Bistum Osnabrück bislang einmalig ist: die von drei Konfessionen getragene ökumenische Kindertagesstätte „Arche NOaH“.
Gemeinsam haben die katholische Stadtpfarrei St. Augustinus, die reformierte Gemeinde sowie die lutherischen Gemeinden der Grafschafter Kreisstadt die Einrichtung auf den Weg gebracht. Jetzt ist das Haus gesegnet worden. Am 1. Oktober soll die „Arche“ mit 80 Kindern an den Start gehen. Dafür stehen zwei Regelgruppen mit bis zu 25 Plätzen und zwei Krippengruppen mit bis zu 15 Plätzen zur Verfügung.
Die neue Kindertagesstätte (Kita) steht auf dem Gelände der früheren Textilfabrik NINO, wo einige Meter entfernt im Sommer 2017 bereits das ökumenische „COMPASS Diakonie-Caritas-Haus“ seinen Betrieb aufnahm. Bei dessen Eröffnung sei auch erstmals mit dem Gedanken zur Errichtung einer gemeinsamen Kindertagesstätte gespielt worden, erinnert sich Ulrich Högemann, Pfarrer der Nordhorner Stadtpfarrei.
Ein wesentlicher Grund hierfür war der große Bedarf an Kita-Plätzen in der Stadt. Nach ersten Gesprächen mit Heinz-Hermann Nordholt, seinerzeit noch Präses des reformierten Synodalverbands Grafschaft Bentheim, und Bernd Brauer, Superintendent des lutherischen Kirchenkreises Emsland-Bentheim, kam es Anfang 2018 im Kloster Frenswegen zu einer Zusammenkunft von Gremienvertretern der drei Konfessionen. Und die gaben grünes Licht für weitere Planungen. „Es war uns wichtig, das Projekt nicht von oben herab zu entwickeln“, betont Högemann.
Der Name ist ein Wortspiel
In weiteren Gesprächen ging es um die Trägerschaft. Nun wird die reformierte K.I.T.A.-gGmbH, die in der Grafschaft und in Westfalen bereits ein Dutzend Kindertagesstätten betreibt, die Verwaltung übernehmen, während das Stephanswerk – eine Wohnungsbaugesellschaft in Trägerschaft des Bistums Osnabrück – als Bauherr und Investor auftritt.
Die Gemeinden vor Ort unterzeichneten eine Kooperationsvereinbarung und gründeten ein Kuratorium. Letzteres besteht jeweils aus einem Pastor oder einer Pastorin und einem Gemeindemitglied der drei Konfessionen und ist in erster Linie für die Einstellung der Leitungskraft sowie die Begleitung der religionspädagogischen Arbeit zuständig. Darüber hinaus steht das Kuratorium hinsichtlich der wirtschaftlichen Vorgänge im Austausch mit der Geschäftsführung der K.I.T.A-gGmbH.
Am 1. Oktober 2019 wurde der Grundstein der „Arche NOaH“ gelegt. Der Name ist ein Wortspiel, das durch die Schreibweise auf das Nordhorner Kfz-Kennzeichen „NOH“ anspielt. Die biblische Geschichte der Arche Noah bedeute Bewahrung und Geborgenheit und erzähle davon, wie Gott die Menschen in eine gute Zukunft geführt und mit ihnen einen Bund geschlossen hat, erklärt Pfarrer Högemann – so wie nun auch die drei christlichen Konfessionen ein Bündnis eingegangen seien. Das von Pfarrer Rainer von Carnap entworfene Logo enthält die Farben blau, grün und gelb, die für die Schöpfung, die Natur und das Licht des Glaubens stehen.
Högemann unterstreicht, das Projekt sei erwachsen aus dem großen gegenseitigen Vertrauen, das sich in vielen Jahren guter ökumenischer Zusammenarbeit unter den Kirchen in Nordhorn entwickelt habe. Die Planungen seien geprägt gewesen von einem „sehr konstruktiven Verhältnis“ und dem „unbedingten Bemühen“, das Vorhaben zu verwirklichen. Auch die Stadt Nordhorn habe den Prozess kompetent begleitet.
Die „Arche NOaH“ kommt als eingeschossiger Baukörper daher, dessen üppige Verglasung für ein helles Interieur sorgt. Mittig liegt ein großer Bewegungsraum, der durch verschiebbare Wandelemente flexibel nutzbar ist. Auf dem weitläufigen Außenspielgelände gibt es auch die „Arche“ als hölzernes Klettergerüst. Das finanzielle Gesamtvolumen beläuft sich auf 3,3 Millionen Euro, wovon 300 000 Euro auf den Kauf des 3690 Quadratmeter großen Grundstücks entfallen. Die drei Kirchen steuern jeweils 50 000 Euro bei.
Wenn das Kita-Leben unter Leitung von Marlies Meinhold beginnt, geht es auch um die Umsetzung eines ökumenischen religionspädagogischen Profils – und damit unter anderem um die Frage, welche Feste gefeiert werden und welche Rituale den Alltag mitbestimmen sollen. Pfarrer Högemann hat da keine Befürchtungen: „Das gemeinsame christliche Zeugnis ist stärker als konfessionelle Abgrenzung.“
Sebastian Hamel