Ostern mit allen Sinnen erleben

Düfte - heilsam, mächtig und göttlich

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Wie das duftet! Blumig, intensiv, süß und betörend. Wenn sich das Aroma des Rosenöls in der Sakristei ausbreitet, gerät Domküsterin Marietheres Wieczorek ins Schwärmen. Das sei unvergleichlich“, sagt sie.


Zu den Heiligen Ölen gehören das Chrisamöl, das Katechumenenöl und das Öl für die Krankensalbung. Nach der Weihe wird es in der Domsakristei in kleine Flaschen zum Mitnehmen abgefüllt. Foto: Nils Naujokat

Einmal im Jahr stehen Vertreter der Kirchengemeinden des Bistums Schlange, um sich nach der Chrisammesse im Dom kleine Fläschen mit geweihtem Öl abfüllen zu lassen. Das Schlangestehen wird es diesmal nicht geben, duften wird es trotzdem. Marietheres Wieczorek und ihr Kollege, Domküster Ansgar Stuckenberg, kaufen wie gewohnt ein: mehr als 30 Liter reines, medizinisches Olivenöl sowie Rosenöl, Perubalsam und Zitronenmelisse in der Apotheke. Denn zu Beginn der Karwoche weiht Bischof Franz-Josef Bode in der Chrisammesse die Heiligen Öle. 

Olivenöl nährt, pflegt und heilt – es ist ein wahres Lebenselixier schon seit der Antike. In der Liturgie macht es als Salböl göttliche Lebensfülle spürbar. Die Gläubigen sollen daran erinnert werden, dass sie zu Christus gehören, der gesalbt ist zum König und Propheten. Das wichtigste Öl, das der Bischof weiht, ist das Salböl Chrisam. Es gibt der Feier ihren Namen. Verwendet wird es vor allem bei der Taufe und Firmung, auch bei der Priester- und Bischofsweihe. 

Das wertvolle Chrisamöl steht stellvertretend für den Wohlgeruch Christi, deshalb mischt ihm Bischof Bode reichlich Duftstoffe bei: Rosenöl, das auch im Parfümklassiker Chanel No 5 vorkommt, und Perubalsam, das einen angenehmen Geruch nach Vanille und Zimt verströmt. „Früher war das eine braune, dickliche Flüssigkeit, die uns die Gefäße verklebt hat“, sagt Marietheres Wieczorek. Inzwischen gibt es ein Destillat. Zur Weihe des Chrisam spricht oder singt der Bischof das Weihehochgebet, ein Lobpreis- und Dankgebet, das in die Segensbitte mündet: „Wirke in unserer Mitte dein Heil und mache diese duftende Mischung aus Balsam und Öl für uns zu einem wirksamen Zeichen deines Segens.“

Ein Hauch Zitronenmelisse im Krankenzimmer

In der Chrisammesse wird auch das Katechumenenöl geweiht, mit dem die Taufbewerber gesalbt werden – ohne Duftstoffe. Und schließlich das Öl für die Krankensalbung, das einen Hauch Zitronenmelisse enthält. Diese Idee haben Wieczorek und Stuckenberg von einem bundesweiten Küstertreffen mitgebracht. Seitdem sorgt ein frischer Zitrusduft für eine angenehme Atmosphäre in den Krankenzimmern.

Eine Salbung mit Öl tut gut, sie belebt den Körper und gibt neue Kraft. Das wissen die Menschen im Mittelmeerraum schon lange. Als Maria Magdalena Jesus die Füße mit Nardenöl salbte, tat sie ihm etwas Gutes und brachte ihm Zuneigung und Wertschätzung entgegen (Johannes 12,3). Nardenöl wird aus den getrockneten Wurzeln und Stengeln der Narde gewonnen. Sie gehört zu den Baldriangewächsen, verströmt einen intensiven Duft und gedeiht nur an den 4000 Meter hohen Hängen des Himalayagebirges. Weil sie aus Indien importiert werden musste, war die Narde zu Jesu Zeiten sehr kostbar und teuer – ein Luxusgut. Man bewahrte das Öl in kleinen Alabasterflaschen auf. Um sie zu öffnen, musste der Flaschenhals gebrochen werden. 

Düfte sind mächtig. Sie wirken heilsam auf Körper und Seele. Sie lassen uns schwelgen. Auch am Ostermorgen liegt ein Duft in der Luft. Das wäre gut möglich, denn in der Ostergeschichte über die drei Frauen am Grab Jesu wird erzählt, dass sie wohlriechende Öle kauften, um den Leichnam zu salben. Doch als sie an der Felsengruft ankamen, war das Grab leer. Es könnte gut sein, dass sie die Ölgefäße vor Schreck haben fallen lassen und als Erstes der Duft die Botschaft ausbreitete: Jesus ist auferstanden! 

Anja Sabel