Sparmaßnahmen: Bistum Osnabrück reduziert Gebäudebestand
"Ein Abriss ist kaum denkbar"
Bis zum Jahr 2030 muss das Bistum Osnabrück rund 50 Millionen Euro einsparen. Ein Teil davon soll bei den Investitionskosten für Gebäude generiert werden. Die Verwaltung geht dabei gerne auf Vorschläge der Gemeinden ein.
Die Herz-Jesu-Kirche in Osnabrück, Anfang des 20. Jahrhunderts in Sichtweite des Doms entstanden, könnte zum Paradebeispiel werden. Das Gebäude gehört zur Dompfarrei, und von dort wurde die Bitte an die Bistumsverwaltung herangetragen, über eine Veränderung des Gotteshauses nachzudenken. Die Zahl der Gottesdienstteilnehmer wird immer kleiner, deshalb kann sich die Dompfarrei die Kirche schlicht nicht mehr leisten. Kurz nach Weihnachten werden ihre Türen nun vorübergehend geschlossen. Für die Bistumsverwaltung deshalb ein gutes Beispiel, weil der Wunsch nach Veränderung von „unten“ kam.
Rund 1220 kirchliche Gebäude gibt es im Bistum, die meisten stammen aus einer Zeit, als noch Volkskirche angesagt war und die Gemeinden großen Zulauf hatten. Die Zeiten haben sich längst geändert. Weniger Menschen kommen zur Kirche, und diese Kirche hat zugleich weniger finanzielle Mittel, um den Gebäudebestand zu unterhalten.
Deshalb will die Verwaltung in den nächsten acht Jahren den Bestand um bis zu 15 Prozent reduzieren, um weiterhin die gleichen Mittel – rund 6,8 Millionen Euro pro Jahr – auf weniger Gebäude aufteilen zu müssen. Das soll in enger Abstimmung mit den Gemeinden erfolgen. Im Idealfall – siehe Herz Jesu in Osnabrück – kommt die Initialzündung von den Kirchengemeinden selbst, in deren Besitz sich die überwiegende Zahl von Kirchen, Kapellen, Pfarrhäusern, Pfarrheimen oder anderen Immobilien befindet. „Wir wollen das zusammen mit den Ehrenamtlichen vor Ort umsetzen“, sagt Christina Jaax, als Leiterin der Abteilung Kirchengemeinden und Ansprechpartnerin in der Bistumsverwaltung. „Wir haben kein Interesse daran, etwas durchzuziehen, was dann keine Akzeptanz hätte. Deshalb müssten sich die Gemeinden auch keine Sorgen machen, dass ihre Kirche womöglich demnächst abgerissen wird: Zwar sei das nicht grundsätzlich auszuschließen, aber: „Das ist für mich kaum denkbar“, sagte sie und sprach gegenüber dem Kirchenboten von der „denkbar schlechtesten Option“. Denkmalschutz, Lage, Infrastruktur und auch Belegung seien zunächst als Parameter zu berücksichtigen.
Gebäudemanagement nicht neu auf der Tagesordnung
Die Reduzierung von Gebäuden hat aus Sicht der Verwaltung nicht allein einen finanziellen Aspekt. Auch Fragen der Seelsorge müssten berücksichtigt werden, sagte Generalvikar Ulrich Beckwermert bei der Vorstellung der Pläne. Gebäude wie Kirchen, Kapellen, Kindertagesstätten oder Schulen seien wichtig, sie gäben der Kirche Raum für Gottesdienste oder Versammlungen, für soziale Dienste oder andere Angebote. „Dass sie Kosten verursachen, ist normal“, sagte Beckwermert. Wichtig sei die Frage, ob die Relationen noch stimmten. Bei der Beantwortung dieser Frage soll eine Arbeitshilfe unterstützen, die das Bistum in Kürze veröffentlicht. Auf rund 30 Seiten ist zusammengefasst, wie der Prozess in einer Kirchengemeinde ablaufen könnte, welche geistlichen Impulse helfen könnten, wie es zur Umsetzung kommen kann.
Das Thema Gebäudemanagement ist nicht neu auf der Tagesordnung der Bistumsverwaltung. Zwischen 2003 und 2021 wurden rund 80 Gebäude verändert – teils abgerissen, teils umgebaut, teils veräußert. „Für die Kirchengemeinden ist der Prozess also nicht neu“, sagt Referatsleiterin Jaax. „Das Bewusstsein, dass Veränderungen nötig sind, ist schon lange da“, fügt sie hinzu. Und sie bringt den Faktor Zeit mit ins Spiel. Interne Zielsetzung sei, rund 180 Gebäude zu verändern – aber nicht auf die Schnelle, sondern erst bis 2030. Und sie macht klar, dass die Bewertung von Veränderungen lokal unterschiedlich sein kann: In Städten wie Meppen oder Lingen gebe es sicherlich einen anderen Bedarf als auf dem Land. Dabei erwähnt sie gerne zwei Projekte, die es ihr angetan haben: In Bramsche wurde das Pfarrheim in die Heilig-Geist-Kirche gebaut, in Stavern entstand ein Dorfgemeinschaftshaus, von dem auch die politische Gemeinde profitiert.
Nicht alles alleine machen – das ist Jaax’ Appell. Derweil laufen an mehreren Orten im Bistum schon Überlegungen, wie man Gebäude anders nutzen kann. In Wellingholzhausen zum Beispiel ist am 1. Advent eine Pfarrversammlung, in der Überlegungen zu verschiedenen Baumaßnahmen vorgestellt werden sollen. Dazu gehört, das Pfarrhaus nicht mehr zu nutzen und stattdessen Büroräume ins Canisiushaus zu integrieren. In Georgsmarienhütte will der Rat der Stadt mit der Kirchengemeinde Kloster Oesede über eine zukünftige Nutzung der Marienkirche reden. Eine der Ideen: Die Kirche wird profaniert und zum Dorfmeinschaftshaus umgestaltet.
Keine Büros mehr im Niels-Stensen-Haus
Seit eineinhalb Jahren wird die Bischöfliche Kanzlei in der Hasestraße renoviert, der Brandschutz musste auf den neuesten Stand gebracht werden. Schon in Kürze wird es rund um den Dom dann zu weiteren Baumaßnahmen kommen, die Finanzdirektorin Astrid Kreil-Sauer vorstellte. 250 Arbeitsplätze bietet die Bistumsverwaltung an zentraler Stelle in der Innenstadt – und das soll auch so bleiben. Auf längere Sicht solle das Niels-Stensen-Haus (Domhof 2), in dem unter anderem die Schulabteilung beheimatet ist, allerdings nicht mehr für Büros genutzt werden.
Anfang 2023 beginne der Umbau der Herz-Jesu-Kirche, und auch das Priesterseminar werde noch in diesem Jahr zur Baustelle. Wegen des Brandschutzes würden erhebliche Umbaumaßmahmen erforderlich. Danach werde es im historischen Haupthaus Räume für Lehre, Fortbildung und Gäste geben, die Kapelle, die Sakristei und der Schwesternkonvent blieben erhalten. Die im Anbau aus den 1950er Jahren befindlichen Gästezimmer würden zu Büroräumen umgestaltet. „Wir überlegen auch noch, den Anbau in den Garten hinein zu verlängern“, so die Finanzdirektorin. Ende 2025 soll das Priesterseminar wieder komplett zur Verfügung stehen.
Schneller soll es mit der Herz-Jesu-Kirche gehen. Nach einem Umbau im Innenraum soll das Gotteshaus mehrere Funktionen erfüllen: Es wird die bisher im Priesterseminar untergebrachte Medienstelle aufnehmen, der Katholischen Hochschulgemeinde ein Zuhause bieten und schließlich noch als – dann deutlich verkleinerter – Gottesdienstraum zur Verfügung stehen.
Matthias Petersen