Bistumsweite Aktion „öko + fair vor Ort“ in der Diözese Erfurt

Ein Aufschrei der Schöpfung

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Auf dem Hülfensberg eröffnete Bischof Ulrich Neymeyr die bistumsweite Aktion „öko + fair vor Ort“. Konkret geht es um Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes sowie um den fairen und ökologischen Handel.

Christoph Arenhövel vom Katholikenrat, Annegret Rhode (Seelsorgeamt), Pater Johannes Küpper und Michelle Dylon (Bildungswerk) bei der Auftaktveranstaltung auf dem Hülfensberg.    Foto: Gregor Mühlhaus

 

Der Platz für die Auftaktveranstaltung des Bistums Erfurt  „öko + fair vor Ort“ hätte nicht besser gewählt werden können. Darin herrschte Einigkeit. So waren mit Bischof Ulrich Neymeyr, dem Schirmherren des Projekts, sowie dem Thüringer Minister für Migration, Justiz und Verbraucherschutz, Dirk Adams, Vertreter aus Politik und Kirche auf den Hülfensberg gekommen, die betonten, dass ein Franziskanerkloster ein guter Ort sei, wenn es um ökologisches und faires Handeln und die Bewahrung der Schöpfung gehe.

Ökologische Schuld des Menschen
Franziskanerpater Othmar Brüggemann wies gleich zu Beginn auf die Umwelt-Enzyklika „Laudato Sí“ von Papst Franziskus hin, der darin bewusst den heiligen Franz von Assisi nennt, der wie kaum ein anderer für die Ehrfurcht vor der Schöpfung stehe.
In der Enzyklika spricht der Papst von einer ökologischen Schuld, die die Menschen auf sich geladen hätten. Menschen des postindustriellen Zeitalters gälten als ökologisch rücksichtslose Generation, heiße es, so Bruder Ottmar. Die Projektleiterin Annegret Rhode sagte, dass das Denken und Handeln des heiligen Franz von Assisi Wegweiser sein müsse für alle, denen die Bewahrung der Schöpfung am Herzen liege. Schließlich stellten Michelle Dylon vom Bildungswerk und Thomas Kappe vom Seelsorgeamt das Projekt vor. Ökologisches und faires Handeln solle überall sichtbar gemacht werden. So richtet sich die Aktion an Verbände, Vereine, Kindereinrichtungen, Initiativen, Gruppen, Kirchorte und Einzelpersonen, deren umweltbewusstes Handeln auch in zukünftigen Generationen nachhaltig wirken soll.
Kernstück von „öko + fair“ ist eine Selbstverpflichtung, die sechs ökologische und sechs faire Kriterien beinhaltet. So sind alle Beteiligten aufgerufen, Energie einzusparen, verpackungsarm einzukaufen, Recyclingpapier zu nutzen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, den Lebensraum für Pflanzen und Tiere zu schützen und selbst initiativ ökologisch tätig zu werden. Zu den fairen Kriterien gehört unter anderem, dass alle Teilnehmenden auf faire Produkte im Alltag und bei Veranstaltungen zurückgreifen und regionale und biologisch erzeugte Produkte verwenden. Regelmäßige Info-Workshops ergänzen das Projekt, an dessen Ende Auszeichnungen für besonders ökologisch-faires Handeln stehen. Dirk Adams ging in seinen Grußworten ebenfalls auf die Umwelt-Enzyklika des Papstes ein. Alle Menschen weltweit seien angehalten, die Sorge für das gemeinsame Haus Erde anzunehmen, betonte er. Adams sagte weiter: „Die Enzyklika des Papstes ist weltweit sehr beachtet worden. Öko und Fair ist eine Riesenaufgabe für Generationen“. Der Sprecher der Arbeitsgruppe „Laudato Sí“, Christoph Arenhövel vom Katholikenrat, der als Vorreiter des Projekts gilt, betonte anschließend, dass Papst Franziskus von einem Aufschrei rede, angesichts der Dinge, die die Menschen dieser Erde zumuteten.

Beim sich anschließenden Gottesdienst lenkte Bischof Ulrich Neymeyr seinen Blick auf die zehn Gebote der Christenheit. „Du sollst nicht stehlen“ steht für das siebte Gebot. „Die Menschheit läuft Gefahr den nachfolgenden Generationen ihre Zukunft zu stehlen“, unterstrich Neymeyr. Auch das fünfte Gebot „Du sollst nicht töten“ habe großen Bezug hinsichtlich der Zerstörung der Umwelt. „Menschen kommen in Trockenheit oder bei Überschwemmungen um. Auch diese Umweltphänomene sind ursächlich von Menschen hervorgerufen worden“, so der Bischof. Weiter verschwänden jährlich tausende Tierarten und Insekten. Das sei ebenso dem Handeln der Menschheit geschuldet, so Ulrich Neymeyr weiter. „Die Armen auf der Welt tragen am wenigsten zur katastrophalen Veränderung der Erde bei, sie sind jedoch oft am meisten davon betroffen“, fand Annegret Rhode abschließend klare Worte.

Fair gehandelte und biologische Produkte
Neben den Anregungen zur Ökologie engagiert sich das Bistum deshalb auch dafür, fair gehandelte Produkte zu erwerben. Bei Festen und Veranstaltungen sollten mindestens zwei Produkte aus fairem Handel angeboten werden, was auch die Aufmerksamkeit erhöht. Beispiele sind Kaffee, Tee, Orangensaft, Reis oder Bananen. Das „Fairtrade Siegel“ oder die Logos der anerkannten Lieferanten wie Gepa, El Puente, Weltpartner kennzeichnen die Produkte. Ebenso gilt es, den Blick auf regionale und biologisch erzeugte Produkte zu richten. So unter anderem bei Milch oder Säften.
Ein weiterer Punkt sind die Weltpatenschaften. Unterstützt werden sollten Initiativen und Kooperationen, die sich für Menschen einsetzen, die unter Klimawandel, ungerechter Verteilung oder Verletzung von Menschenrechten leiden. Beispiele solcher Initiativen sind unter anderem der Ugandakreis Heiligenstadt, die Kolping-Rumänienhilfe oder der Indienpatenschaftskreis Kirchworbis. Mehr Informationen zum Projekt „öko + fair vor Ort“ finden sich im Internet.

www.bistum-erfurt.de

Von Gregor Mühlhaus