Ein Fest für das Miteinander

Image

Mit einem Gottesdienst hat die Pfarrei Seliger Johannes Prassek ihre Feiern zum Jubiläum 100 Jahre Pallottiner in Hamburg begonnen. Pater Winkens betont die Aktualität der Gesellschaft des Katholischen Apostulats.

Festhochamt in der voll besetzten Heilig Geist-Kirche in Hamburg Farmsen
Wohl 100 Ministranten, fünf Chöre und eine mehr als voll besetzte Kirche – ein gelungener Auftakt zu den Feierlichkeiten der Pallottiner. Foto: Matthias Schatz

So voll ist die Kirche Heilig Geist in Farmsen selten gewesen. Alle 700 Sitzplätze waren belegt und im Vorraum sowie im Pallotti-Saal, der dem eigentlichen Gotteshaus vorgelagert ist, mussten viele Gläubige an der Festmesse im Stehen teilnehmen. Kein Zweifel, der Auftakt zu den Feierlichkeiten anlässlich des 100-jährigen Wirkens der Pallottiner in Hamburg war gelungen. Auch wenn der Andrang mit darauf zurückzuführen ist, dass die Pfarrei Seliger Johannes Prassek am 26. Januar nur in Farmsen zum Hochamt lud und anschließend beim Pfarrfest Frühlingsrollen oder Steaks zu sehr zivilen Preisen geboten wurden: Es war auch Ausdruck eines sehr lebendigen Gemeindelebens, des Miteinanders von Geistlichen und Laien, das dem Gründer der „Societas Apostolatus Catholici“ wohl gefallen hätte. 

Es drückte sich auch aus in der hohen Zahl der Ministranten. Wenn es hundert würden, spendiere er jedem von ihnen eine Pizza hatte Pater Winkens gewettet. Im Gottesdienst kündigte er an, das Versprechen einzulösen.  Zudem sangen fünf Chöre.

„Dieses Miteinander von Geistlichen und Laien ist zentrales Anliegen Vinzenz Pallottis gewesen“, betonte Pater Winkens in einem Gespräch mit dieser Zeitung am Tag zuvor. „Seine Leistung war, alle zu vernetzen.“ Davon sei die Kirche heute abhängig. Zu Zeiten Pallottis, der von 1795 bis 1850 lebte, sei dies noch ganz anders gewesen. „Dennoch wollte er keinen klerikalen Orden. Seiner Auffassung nach waren alle berufen, den Glauben zu verbreiten. Das ist hochaktuell, etwa auch, wenn wir an die Mitwirkung von Frauen denken.“ Es dauerte freilich bis 2003, bis der Vatikan die Pallottiner als internationale Vereinigung von Gläubigen anerkannte. Pallotti selbst war bereits 1963 heiliggesprochen worden.

Wie auch in seiner Predigt hob Pater Winkens hervor, dass die Linderung akuter Not ein weiteres Anliegen des Gründers gewesen ist. Sei es im 19. Jahrhundert beispielsweise noch um die Betreuung von Waisenkindern gegangen, deren Eltern von der Cholera hinweggerafft worden seien, so gehe es nun etwa um Krankenhäuser in Indien.

Lange an der Spitze des St. Raphaelsvereins

Es war Georg Timpe, der die Gesellschaft 1920 nach Hamburg brachte. Der St. Raphaelsverein, der Auswanderern bei der Emigration half, suchte einen Generalsekretär. Sie beriefen den weltgewandten Pallottinerpater, der den Sitz des Raphaelsvereins sogleich von Freiburg in seine Heimatstadt an der Elbe verlegte, weil dort die Schiffe mit den Auswanderern ablegten. Sein Nachfolger, Pater Max Joseph Größer, verhalf in der Nazi-Zeit mithilfe des Raphaelsvereins vielen Juden und Verfolgten zur Flucht. Er wurde selbst von den Nazis drangsaliert und inhaftiert. Erzbischof em. Werner Thissen ehrte Größer 2010 daher als Märtyrer. Pater Friedrich Fröhling war bis 1976 der letzte Pallottiner an der Spitze der Organisation. 

Bereits 1962 wurde Pater Erwin Hartmann der erste pallottinische Pfarrer Hamburgs, und zwar in Mariä Himmelfahrt in Rahlstedt. Bis heute wohnen die Pallottiner im benachbarten Pfarrhaus, der ehemaligen Villa Söchting. Zu den insgesamt sechs Geistlichen zählen zwei Kroaten und ein Inder. Auch diese Internationalität passt zu Vinzenz Pallotti. „Er hat Rom zwar nie verlassen, kannte aber Studenten aus vielen Nationen, war ein weltweit Denkender“, sagt Pater Winkens. 

Die Festlichkeiten zum Jubiläum der Pallottiner in Hamburg sollen nun jeden Monat mit mindestens einer Veranstaltung fortgesetzt werden. „Möglichweise bis zum Sommer nächsten Jahres“, sagt Pater Winkens.

Text  u. Foto: Matthias Schatz