Podcast über Kirche und Welt in der Krise
Ein Funke Gott im Alltag
„Das glaub ich gern“: So heißt der spirituelle Podcast von Michael Brendel aus dem Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen. Mit den Hörerinnen und Hörern macht er sich auf die Suche nach Gott in einer krisenhaften Zeit.
Zwischen zehn und 15 Minuten dauern die monatlichen Episoden, die es kostenlos auf der Internetseite des Ludwig-Windthorst-Hauses (LWH) oder beim Streamingdienst Spotify zu hören gibt. Michael Brendel, seit zehn Jahren Studienleiter im LWH, mag es „kurz und knackig.“ Und so soll der Podcast „Das glaub ich gern“ kein Gute-Laune-Plauderkanal sein, den man wie einen Radiosender nebenbei beim Staubwischen laufen lässt.
Der studierte Theologe will seine Hörerinnen und Hörer eher ermuntern, eine kurze Pause einzulegen – um über Gottes Gegenwart „in dieser manchmal verrückten Welt“ nachzusinnen, um einen Funken Gott darin zu finden. „Solche Momente sind rar“, weiß der 44-Jährige. „Aber es gibt immer Bruchstellen im hektischen Alltag, wo der Glaube spürbar und aktiv wird.“ Und diese frohe Botschaft können wir seiner Ansicht nach „richtig gut gebrauchen“.
Die Idee für solche Hörbeiträge im Internet trägt der gelernte Radiojournalist schon länger mit sich herum. Die Initialzündung gab dann das von ihm geleitete Bistumsprojekt „Influencer*innen des Glaubens“, bei dem zehn junge Menschen ein Jahr lang fit gemacht wurden für digitale Glaubenskommunikation im Internet, auf Instagram oder persönlichen Blogs. „Es hat mich einfach gereizt, das auch mal zu probieren“. Denn er sieht in diesen Medien eine moderne Form der Verkündigung, die zunehmend wichtiger wird und über die „wir Menschen erreichen können“.
Grundlage für seinen Podcast sind geistliche Impulse, die er und das LWH-Team zum Einstieg in den Tag anbieten: morgens in der Kapelle der katholischen Akademie. Wegen der Corona-Krise fielen diese Angebote zeitweise aus oder es waren nur wenig Gäste vor Ort. „Die Texte liegen also zum Teil quasi in der Schublade“, sagt Brendel.
Die Kirche hat jede Menge Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung
Die Nähe zum LWH spiegelt sich nicht nur in diesen Morgenimpulsen als Basis wider, sondern auch in den Themen, die der Studienleiter auf dem Zettel hat. Was heißt Glauben in der heutigen Zeit? Wo hat Gott für mich einen Raum? Was bewegt gerade Kirche und Gesellschaft? Darüber nachzudenken und zu diskutieren, liegt nach Worten von Brendel seit Jahrzehnten in der Tradition des Hauses. Und dem geht der Theologe in seinem neuen Kanal ebenfalls nach. Das darf dann gern auch mal provokativ sein. Der Lingener will dabei nicht streiten um des Streitens willen, sondern einfach seine Haltung auf den Punkt bringen: im Sinne eines konstruktiv-kritischen Katholizismus, „wie er auch im LWH praktiziert wird“.
Das belegen schon die ersten Episoden des Podcasts. Zum Beispiel in der Folge über das Thema digitale Kirche. Denn hier gibt es seiner Ansicht nach jede Menge Nachholbedarf – selbst nach zwei Jahren Corona. Seelsorge online, Glaubensleben in sozialen Medien, der säkularen Netz-Welt von „Gottes berauschender Liebe“ erzählen: Das findet laut Brendel viel zu selten statt. Und an dieser Stelle wird er richtig deutlich. „Da wird zu oft herumgewurstelt“, sagt er. „Die Kirchen haben keine klare Haltung zur Digitalität und sind da weitgehend sprachlos. Damit vergeben sie eine Chance auf Begegnung.“ Denn die Kirchen erreichen seiner Meinung nach schon jetzt immer weniger Menschen über den Sonntagsgottesdienst oder andere klassisch-gewohnte Angebote. „Und es ist doch eigentlich unsere Bestimmung, genau dorthin zu gehen, wo die Menschen auf der Suche nach Gott sind – auch online im Netz.“
In anderen Folgen wird Michael Brendel persönlich. Da erzählt er so anrührend wie ehrlich von einer gesundheitlichen Krise und wie ihm dabei Gedanken an Gott und kleine Momente der Achtsamkeit geholfen haben. „Es gibt so vieles in dieser komplexen, an Dingen überreichen Welt, an die es sich zu glauben lohnt.“ Dafür möchte er sensibilisieren. Und so baut er in seinen Beiträgen auch ruhige, nur von Klavierspiel begleitete Minuten ein, in denen die Hörerinnen und Hörer den Texten nachspüren können.
Was in den nächsten Monaten noch geplant ist? Im Mai geht es um das Vertrauen in Gott und Gottes Vertrauen in uns – als Kontrapunkt zur Überwachung. Andere Folgen werden sich mit Popsongs und deren nicht selten christlich zu deutende Texte befassen, mit Technologieglauben und Werbung – und warum die Kirche professionelles Marketing zu wenig nutzt, auch mit Klerikalismus und mangelnder Gleichberechtigung in der Kirche. Aber immer wieder wird Brendel vor allem die Frage stellen, wo wir Gott in unserem Denken, Fühlen und Tun wahrnehmen. „Denn diese Berührung, dieses Wunder geht manchmal in unserer lauten Welt zu schnell an uns vorbei.“
Petra Diek-Münchow
Zur Sache
An jedem ersten Mittwoch des Monats erscheint eine neue Folge des spirituellen Podcasts „Das glaub ich gern“ – das nächste Mal am 4. Mai. Die Episoden sind zu hören direkt auf der Homepage des Ludwig-Windthorst-Hauses sowie auf Spotify, Apple Podcasts, amazon music und google podcasts. Michael Brendel freut sich über Kommentare per E-Mail: brendel@lwh.de oder auf Instagram (dasglaubichgern).