Der Karneval hat auch in der Kirche Tradition
Ein "Helau" im Pfarrbüro
Fotos: Thomas Osterfeld
Herzlich gelacht wird in den Pfarrbüros der Pfarrei Christus König in Osnabrück nicht nur am Rosenmontag. Aber an diesem Tag ist die gute Laune dort garantiert. Der Grund dafür sitzt mal quietschrosa, mal bunt angemalt, mit wilder Perücke oder ungewöhnlichem Outfit hinter dem Schreibtisch oder wirbelt durch die Räume: Pfarrsekretärin Monika Ruschmeier ist durch und durch Karnevalsnärrin und kommt seit über 20 Jahren am Rosenmontag verkleidet zum Dienst. Und sie freut sich dabei über jeden Menschen, dem sie an diesem Tag damit ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann. „Viele kommen mit einem Schmunzeln in den Raum, das ist so schön“, erzählt sie und betont: „Man darf auch mal zeigen, dass ein Pfarrbüro lebendig ist. Wir leben und lieben hier den Karneval.“
Den Alltag hinter sich lassen
Ob als Tiger, Clown, Pink Panther, Labella oder einfach nur mit Perücke und Hut – am Rosenmontag gibt Monika Ruschmeier dem Pfarrbüro ein eigenes Gesicht – nicht als Provokation, wie sie betont, sondern aus einer heiteren Stimmung heraus. Die Welt mal ein wenig bunter sehen, die Alltagssorgen für einen Moment vergessen, in eine andere Rolle schlüpfen und das sagen dürfen, was man denkt, das liebt die 60-Jährige. Erzählt sie vom Karneval, dann strahlen ihre Augen: „Wenn ich verkleidet bin, bin ich jemand anderes. Ich schlüpfe in eine gelassenere Rolle hinein, bin rausgerissen aus dem Alltag, lasse Sorgen und Gedanken hinter mir“, erzählt sie.
Diese Liebe sei ihr jedoch nicht in die Wiege gelegt worden: „Als Kind habe ich mich überhaupt nicht gerne verkleidet. Das ging erst im Jugendalter los“, erklärt die Osnabrückerin. Mittlerweile ist sie bereits über 25-mal mit einer festen Gruppe Haster Frauen im Karnevalsumzug am Ossensamstag mitgezogen, hat erfolgreich den kfd-Frauenkarneval erst in St. Franziskus dann in Haste mitorganisiert und war dort stets mit mehreren Sketchen oder Tänzen unentbehrlich und fester Bestandteil des Programms. Auch mit dem Pfarrteam stand die Pfarrsekretärin dabei regelmäßig auf der Bühne – immer mit Sketchen, die auch eine Botschaft hatten. Sie betont: „Wir blödeln nicht nur herum.“ Und: „Ich mag den vollen Saal, ich mag einfach diese Stimmung. Die Leute freuen sich. Und das hat nichts mit Alkohol zu tun“, erklärt sie.
Dass Monika Ruschmeier am Rosenmontag verkleidet ins Pfarrbüro kommt, hat sich mittlerweile in der Pfarrei herumgesprochen. Begonnen habe sie damit zunächst im Pfarrbüro St. Franziskus, das in der Nähe des Kindergartens liege, erzählt sie. Dort sah sie am Rosenmontag die verkleideten Kinder mit ihren Eltern zur Kita gehen und dachte sich: „Das ist so schön, das mache ich auch.“ Dabei betont sie, dass sie dies immer mit dem jeweiligen Pfarrer abgesprochen habe. Mittlerweile arbeitet sie am Rosenmontag vormittags im Pfarrbüro in Christus König und nachmittags in Heilig Geist– und führt die Tradition dort fort.
„Man geht anschließend lächelnd durch den Tag“
Über 50 Kostüme hat Monika Ruschmeier zu Hause auf dem Dachboden. Jedes Jahr ist es für das Team und viele Menschen der Pfarrei eine Überraschung, welches sie am Rosenmontag fürs Büro auswählt. „Alle haben ein Lächeln im Gesicht, wenn sie mich sehen“, erzählt sie freudig und erhält stets viele positive Rückmeldungen: „Man geht beschwingt und lächelnd durch den Tag. Das wirkt nach.“ Karneval sei für sie der Rahmen, bei dem man „das mal so machen darf“.
Wichtig ist der Katholikin die christliche Erdung. So unterstützt sie auch den Karnevalsgottesdienst, der in der Pfarrei Christus König am Karnevalswochenende gefeiert wird und mittlerweile weit über die Grenzen der Pfarrei bekannt ist. Diakon Hans-Ulrich Schmiegelt hält eine Büttenpredigt und sogar das Osnabrücker Stadtprinzenpaar ist oft mit dabei. Monika Ruschmeier betont: „Wir müssen die Zeit, die wir hier auf Erden sind, genießen. Und da gehört punktuell auch der Karneval dazu.“