Schüchtermann-Klinik in Bad Rothenfelde sucht Ehrenamtliche

Ein Herzensanliegen

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Frauenteam aus Seelsorge und Klinik
Nachweis

Foto: Astrid Fleute

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Haben das Ehrenamtsprofil für die Herzklinik geschärft (v.l.) Cornelia Poscher (Freiwilligenmanagerin), Anne Biesterfeldt (Seelsorgerin), Heike Baist (Leitung Services), Meike Opitz (Unternehmenskommunikation), Margret Obermeyer (Seelsorgerin), Tina Döscher (Pflegedienstleitung Herzchirurgie). Foto: Astrid Fleute

Die Schüchtermann-Klinik in Bad Rothenfelde sucht Ehrenamtliche, die Lust haben, Patienten im Klinikalltag zu begleiten. Ein Team aus Seelsorge und Klinik lädt die Menschen ein, selbst zu entscheiden, wie so ein Einsatz aussehen kann. Ein erster Informationsabend findet schon Ende Januar statt.

„Eine Herzklinik sucht Menschen mit Herz.“ Margret Obermeyer schmunzelt, während sie mit den Worten spielt. Der Satz gefällt ihr, drückt er doch genau das aus, was die katholische Seelsorgerin an der Schüchtermann-Klinik in Bad Rothenfelde mit einem Team aus Vertretern von Klinik und Seelsorge bewirken will: Sie möchten Ehrenamtliche in den Klinikalltag des Herzzentrums einbinden, um den Patientinnen und Patienten Gesellschaft und Unterstützung zu geben. Sie suchen Menschen, die Herz zeigen, herzlich sind und den Patienten den Klinikalltag erleichtern.

Dabei denken sie nicht nur an einen klassischen Besuchsdienst. Die evangelische Klinikseelsorgerin Anne Biesterfeldt sagt: „Es geht um Begleitung im weitesten Sinne: Die Ehrenamtlichen könnten zum Beispiel die Patienten begrüßen, sie auf ihr Zimmer bringen oder zu Untersuchungen begleiten. Es kann auch der klassische Besuch am Krankenbett sein, die Erledigung kleiner Besorgungen, Vorlesen, Spazierengehen, Singen, ein Spieleabend oder die Begleitung zu Veranstaltungen wie Gottesdiensten oder musikalischen Angeboten.“

Aufgrund ihrer Spezialisierung und ihrer Expertise hat die Schüchtermann-Klinik Bad Rothenfelde ein weites Einzugsgebiet. „Wir sind ein großes Haus, viele Patienten haben zunächst Probleme, sich zurechtzufinden. Darüber hinaus kommen viele von weit her, entsprechend schwierig ist es mit Besuch. Die Menschen sind den ganzen Tag allein. Es gibt einfach viel Einsamkeit in dieser Klinik“, erklärt Anne Biesterfeldt. Demgegenüber stünden große Ängste und Sorgen, die mit einem Eingriff am Herzen natürlicherweise verbunden seien. „Eine Operation am Herzen greift noch mal mehr in das Innere des Menschen ein. Die Ängste sind größer, existenzieller“, weiß auch Margret Obermeyer aus ihrer seelsorglichen Arbeit in der Klinik.

Diese Emotionen aufzufangen, gelinge den Pflegekräften aufgrund der hohen Arbeitsbelastung nur selten. „Wir wünschen uns sehr, dass jemand da ist, der das ausgleichen kann“, sagt Tina Döscher, Pflegedienstleitung der Herzchirurgie. „Die Menschen hier haben einfach Redebedarf. Dazu kommen vielfältige Ängste und Gefährdungen. Manche trauen sich nicht einmal alleine auf den Flur.“

Es gibt einfach viel Einsamkeit in dieser Klinik.

Eigene Ideen und Vorschläge der neu gewonnenen Ehrenamtlichen sind ausdrücklich erwünscht und sollen eingebracht werden. „Nichts ist in Stein gemeißelt. Die Ehrenamtlichen sollen hier richtig viel Platz haben, die Begleitung soll bunter werden“, sagt auch die Leiterin der Abteilung Services, Heike Baist. Denn eines wollen die Verantwortlichen auf keinen Fall: Menschen etwas überstülpen oder ihnen das Gefühl geben, Lückenbüßer zu sein. Daher haben sie sich für ihr Projekt professionelle Hilfe gesucht. Cornelia Poscher, Freiwilligenmanagerin des ev.-luth. Kirchenkreises Melle Georgsmarienhütte hat das fünfköpfige Team ein halbes Jahr lang begleitet und mit ihnen gearbeitet. „Was wollen wir genau erreichen? Wen wollen wir ansprechen? Und wofür? Was bieten wir den Menschen? Wie können wir sie unterstützen?“ Über diese Fragen haben  sie gemeinsam diskutiert, sich ausgetauscht und Strategien erarbeitet.

Schüchtermann-Klinik von außen
Ein großer Komplex ist die Schüchtermann-Klinik in Bad Rothenfelde. Viele Patienten kommen von weit her und haben deshalb wenig Besuch. Foto: Schüchtermann-Klinik/Daniel Meier

Das Ergebnis: „Die Ehrenamtlichen sollen hier Teil des Systems werden, feste Ansprechpartner haben, ein Profil, einen guten Rahmen und professionelle Begleitung vorfinden“, erzählt Margret Obermeyer und ist begeistert. Von Cornelia Poscher haben die Frauen gelernt, wie wichtig es ist, erst die Rahmenbedingungen zu stecken und dann Ehrenamtliche zu suchen. Die Expertin erklärt: „Das Ehrenamt braucht Qualität, damit es gesichert ist. Die Menschen können sich ausprobieren, haben Gestaltungsfreiräume, spüren Freiheit und Sinn, erhalten Unterstützung und Profilierung.“ Das strahle dann aus. „Wenn es ihnen gutgeht, erzählen sie es auch weiter.“ Ihr Einsatz sei eine Win-Win-Situation für beide Seiten: Menschen von außen hätten einen weiteren Blick, nähmen Dinge anders wahr. „Es gibt hier eine große Neugierde zu hören, was die Menschen wahrnehmen, was gebaucht wird zum Wohl der Patienten“, sagt Cornelia Poscher und freut sich über die Offenheit. Dass Klinikpersonal und Seelsorge so eng zusammenarbeiten, sei für sie bisher eine einmalige Erfahrung und eine gute Rahmenbedingung für eine erfolgreiche Arbeit. Die Gruppe sei ein Kompetenzteam geworden, so Poscher.

Wertschätzung ist für alle Beteiligten ein wichtiges Stichwort. „Wenn Menschen in ihrer Freizeit kommen und sich engagieren, dann wollen wir ihnen auch etwas bieten. Sie sollen nicht nur geben, sondern für sich auch etwas mitnehmen“, erklärt Heike Baist. So werden künftig Gesprächsrunden, Reflexionstreffen und Schulungen zum Beispiel in Gesprächsführung und Hygienefragen für die Ehrenamtlichen angeboten, die sie gut vorbereiten und in ihrer Arbeit stärken. Neben einer Unfall- und Haftpflichtversicherung gibt es auch eine Fahrtkostenerstattung für die Anreise. Anne Biesterfeldt ergänzt: „Die eigentliche Gegenleistung ist aber die Sinnstiftung. Wenn man Menschen zur Seite steht, sich gebraucht fühlt, das macht was mit einem.“ Dass dies gelingt, dafür haben die fünf Frauen hart gearbeitet. Genannt haben sie sich übrigens „Gewinnerteam“, denn, so betonen sie: „Wir suchen nicht, wir gewinnen.“

Die Einsatzgebiete der Ehrenamtlichen sind die Normalstationen der Herzklinik. Für Interessierte gibt es zwei Informationsabende am Montag, 29. Januar, und am Mittwoch, 13. März, jeweils von 19 bis 20.30 Uhr in der Schüchtermann-Klinik. Treffpunkt ist im Eingangsbereich der Klinik. Um eine unverbindliche Anmeldung wird gebeten.
 

Kontakt: 
Tina Döscher, Tel. 0 54 24/ 64 13 01 30, E-Mail: tdoescher@schuechtermann-klinik.de 
Anne Biesterfeldt, Tel. 0 15 73/ 5 80 75 66, E-Mail: seelsorge@schuechtermann-klinik.de

 

Astrid Fleute