Inklusion in Kirchengemeinden

Ein Kartenset sorgt für Gesprächsstoff

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Wer mit Beeinträchtigungen lebt, wird schnell mal unbewusst ausgegrenzt. Um das zu vermeiden, regt das Bistum Osnabrück zum Gespräch in den Kirchengemeinden an – mit einem Kartenset.


Im Team ist das Kartenset entstanden: Mats Barlage (l.), Dagmar Peters-Lohmann, Johannes Rehme, Christiane van Melis, Dominik Heggemann. Foto: privat

Einfache Sprache, kurze Sätze, keine Fremdwörter: Auf diese Weise kann jeder das Kartenset verstehen. Ein aus unterschiedlichen Bereichen der Seelsorge zusammengesetztes Team hat es erarbeitet. „Die Karten sind gedacht, um Gespräche über Inklusion zu ermöglichen“, sagt Christiane van Melis, die im Seelsorgeamt zusammen mit Johannes Rehme für diese Aufgabe zuständig ist. Pfarrgemeinderäte, Kirchenvorstände, Vereine und Verbände, lose zusammengewürfelte Gruppen – sie alle können die Karten als Diskussionsgrundlage nehmen. 

Dabei ist es den Autoren wichtig, sich nicht nur oberflächlich mit Fragen zur Inklusion zu beschäftigen. „Es geht um einen frischen Blick darauf, wie und für wen wir Kirche sein wollen“, sagt van Melis. „Lassen Sie uns gemeinsam vorangehen und Inklusion leben“, schreibt der Bischof im Vorwort. „So setzen wir Zeichen für eine lebendige Kirche, die beteiligt.“

„Beteiligung“ ist für Christiane van Melis das Stichwort. „Auf der Grundlage, dass jeder Mensch vor Gott wichtig ist, möchten wir zeigen, dass eben auch Menschen mit Beeinträchtigungen in unseren Gemeinden willkommen sind.“ Und dann solle nicht über ihre Bedürfnisse gesprochen werden, sondern mit ihnen selbst. „Daraus kann ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen. Und auch eine Lockerheit.“

Symbole erleichtern das Verstehen

„Inklusion ist kein Zustand, Inklusion ist Haltung und Prozess“, heißt es in einer Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz. Diese Worte stehen am Beginn des Kartensets – wie ein Grundsatz. „Für manchen sind die Karten vielleicht auch neu“, sagt van Melis. Da geht es zum Beispiel darum, ob es Barrieren gibt, um in die Kirche oder ins Gemeindehaus zu kommen, da geht es aber auch um Sprache: Ein kleiner Exkurs beschäftigt sich damit, wie es gelingen kann, komplizierte Inhalte einfach zu formulieren. Zum Beispiel, indem Fremdwörter vermieden oder Bilder eingesetzt werden. Das ganze Set enthält Symbole, die das Verstehen erleichtern können.


Das Kartenset ist bebildert mit sogenannten Metacom-Symbolen.
Sie wurden entwickelt von einer Mutter, deren Kind behindert ist
und Meta heißt. Mit anderen Symbolen war Meta nicht zurechtgekommen.
Grafik: Dom Medien

Weitere Karten regen das Gespräch darüber an, wie sich Menschen fühlen, die blind, gehörlos oder körperlich eingeschränkt sind. Konkrete Vorschläge: mit verbundenen Augen in der Kirche die fünfte Bank auf der linken Seite finden. Oder mit einem Rollator die Stufen vor dem Altar überwinden. Oder sich verständlich machen, ohne zu sprechen. Am Ende heißt es jeweils: „Und sprechen Sie darüber.“ Christiane van Melis erklärt: „Wenn sich zum Beispiel die Mitglieder des Pfarrgemeinderates mit dem Kartenset beschäftigen, können sie gemeinsam herausfinden, wo es Verbesserungsbedarf gibt.“ Man könne sich auch fachliche Hilfe von außerhalb holen. Zum Beispiel in einem Büro für Leichte Sprache. 

„Dabei sein ist alles“, ist eine der Karten überschrieben. „Viel zu oft grenzen wir andere Menschen aus oder beachten sie zu wenig“, sagt van Melis. Es sei zum Beispiel wichtig, aktiv auf Menschen mit Beeinträchtigungen zuzugehen, um sie zu fragen, was sie beschäftigt. „Auf diese Weise kann es zur Selbstverständlichkeit werden, sie auch in die Katechese mit einzubeziehen.“ Viel zu oft würden beispielsweise beeinträchtigte Kinder als Störfaktoren gesehen. „Aber wer von den Eltern erfahren hat, was genau dieses Kind braucht, kann es viel leichter in eine Gruppe integrieren.“

Matthias Petersen

Das Kartenset ist für Gemeinden und Institutionen im Bistum Osnabrück kostenlos. Es kann per E-Mail bestellt werden.
Weitere Informationen zur Inklusion gibt es auf der Homepage des Bistums.