Wie geht es weiter mit der Trauerpastoral?
"Ein Kernbereich von Kirche"
Foto: Christiane Adam
„Trauerarbeit gehört zum Profil unseres Dekanats, weil es ein Herzensthema von Agnes war und ist“, sagt Alwine Röckener, Krankenhausseelsorgerin am Bonifatius Hospital Lingen mit Blick auf Agnes Buschermöhle, die sich bald in den Ruhestand verabschiedet. Gemeinsam haben die beiden in den vergangenen Jahren viel auf den Weg gebracht. Eigene Trauererlebnisse haben bei den beiden Gemeindereferentinnen dazu geführt, sich intensiv mit dem Themenkomplex auseinanderzusetzen.
Trauerbesuchsdienste, Trauercafés, Gesprächskreise für Eltern verstorbener Kinder, Trauergottesdienste, Ansprechpartnerinnen für die Grabstellen von Frühverstorbenen: das ist nur ein Ausschnitt der Angebote, die das Dekanat Emsland-Süd vorweisen kann. Ein wichtiger Aspekt dabei ist stets die Einbeziehung und Schulung von Ehrenamtlichen, die einige dieser Aufgaben übernehmen, aber gleichzeitig immer auf Röckener und Buschermöhle als Hauptamtliche zurückgreifen konnten. Die Schulungen sollen bei diesem sensiblen Thema eine hohe Qualität gewährleisten.
Sorge bereitet ihr nun die Frage „wie kann es uns gelingen, dass uns das Profil nicht wegbricht, wenn Agnes demnächst im Ruhestand ist?“ Eine explizite Freistellung für diese Aufgaben haben beide Frauen nicht innerhalb des Bistums: „Wir haben es einfach gemacht“. Gemeinsam mit Dekanatsreferent Holger Berentzen hat sich Röckener bereits Gedanken gemacht und junge Kolleginnen gefunden, die einige Aufgaben übernehmen wollen.
"Ein Werk der Barmherzigkeit"
Berentzen und Röckener zeigen sich erleichtert, dass diese in das Thema einsteigen wollen. Beide sind sich aber auch bewusst, dass es künftig deutlich weniger hauptamtliches Personal im Bistum Osnabrück geben wird, sowohl was die Verteilung auf die einzelnen Pfarreien als auch auf die unterschiedlichen inhaltlichen Bereiche betrifft. Ihr Wunsch: Das Thema Trauer sollte hauptamtlich zumindest anteilig besetzt werden. „Das ist ein Kernbereich von Kirche und nicht zuletzt ein Werk der Barmherzigkeit“, so Berentzen.
Der Personalrückgang hänge nicht nur mit dem Rückgang der Kirchensteuerzahler, sondern auch mit dem Fachkräftemangel, der die kirchlichen Berufe ebenfalls betrifft, zusammen. Die Rechnung „weniger Kirchenmitglieder gleich weniger Arbeit“ gehe jedoch nicht auf. „Die ‚Grundversorgung‘ muss trotzdem gesichert sein. Ob nun 20 oder 40 Kinder zur Kommunion oder zur Firmung gehen, die Arbeit bleibt die gleiche“, so Röckener. Zudem sei Seelsorge im Vergleich zu früher viel individueller geworden. Das sei einerseits gut, aber auch viel zeitintensiver.
Dass die Kirche zwar mit starkem Mitgliederschwund und damit mit sinkender Finanzkraft zu kämpfen habe, ändere aber nichts daran, dass „wir weiterhin ein guter Partner für die Menschen mit Werten für die Gesellschaft sind“, sagt Berentzen. Und Alwine Röckener ergänzt: „Gerade als Krankenhausseelsorgerin erlebe ich, dass das Thema Einsamkeit immer bedeutsamer wird“. Neben den Aktivitäten wie Chören, Frauengruppen etc. seien da die Gottesdienste: „Zu einem Gottesdienst kann man einfach so ohne Anmeldung hingehen und sich dazusetzen. Wo gibt es so etwas heute noch?“