Mit "Nightfever" Menschen ansprechen
Ein Leuchten in der Nacht
Foto: Matthias Grewe
Ein Samstagabend im März. Um 21 Uhr ist es stockdunkel. Aber die laue Luft des Vorfrühlings lädt zu einem Abendbummel ein – mal ohne Mütze und Handschuhe. Die ganz Harten sitzen schon draußen vor den hell erleuchteten Cafés und Restaurants. Offen steht auch die Tür des Mariendoms. Wer vorbeigeht, sieht drinnen ganz hinten einen goldenen Schein und hört Gesänge. Das Licht kommt von einem Gegenstand, den dort nur die Eingeweihten kennen. Es ist die angestrahlte Monstranz, die hinten im Chor auf dem Altar steht. Bis spät am Abend wird die Kirche offen sein. Es wird Musik geben – abwechselnd gespielt an der Orgel und von einer Band mit Chor. Es liegen Zettel mit Impulsworten bereit, Lichter stehen vor jeder Bankreihe. „Willkommen“ und „Welcome“ verkündet eine Tafel am Eingang.
Eine offene Tür für Anbetung und Gespräch
Zwei Priester sind in der Kirche. Sie halten sich aber im Hintergrund: Sie bieten das Gespräch an, die Beichte und einen persönlichen Segen. Tatsächlich kommen und gehen mehrmals junge Leute in den Beichtstuhl neben den Kirchenbänken. Eucharistische Anbetung, das Verweilen und Beten vor dem Allerheiligsten, das ist normalerweise eine Sache für die gläubigen Katholiken. Dieses Gebet steht in Verbindung mit der Eucharistiefeier – die Ölbergstunde am Gründonnerstag, Wallfahrten oder Sakramentsandachten geben gewöhnlich den Anlass zur „Aussetzung“ des Leibes Christi.
Bei „Nightfever“ ist das anders. Diese eucharistische Anbetung soll auch diejenigen ansprechen, die in einer gewöhnlichen Gemeinde nur noch selten zu treffen sind: junge Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren – und Menschen, die gar nichts mit der Kirche zu tun haben. Seit zehn Jahren gibt es monatlich einen „Nightfever“-Abend im Hamburger Mariendom.
Ebenso wie in vielen anderen Städten. „Der Ursprung war eine Vigilfeier mit Papst Benedikt zum Weltjugendtag 2005 in Köln“, erklärt Ravi Mukherjee, Leiter des Hamburger Nightfever-Teams. „Daraus ist eine Gebetsinitiative entstanden. Sie hat sich ausgebreitet, zuerst in deutschen Städten, und heute gibt es das in vielen Ländern. Und eben auch bei uns im Mariendom, seit zehn Jahren.“
„Nightfever“, so könnte ebenso ein Tanzabend oder ein Popkonzert heißen. Der Titel ist aber absichtlich gewählt. Es sollen junge Leute angesprochen werden und vor allem auch solche, die nicht ohnehin schon in die Kirche gehen. „Etwa die Hälfte der Besucher kommt extra zu diesem Termin“, sagt Ravi Mukherjee. „Viel läuft über soziale Netzwerke. Aber wir gehen auch raus und laden Menschen ein.“
Auf der Straße werden fremde Menschen angesprochen
Katharina Cesek hat sich gerade auf den Weg gemacht. Menschen zu finden, das ist im lebendigen Stadtteil St. Georg nicht schwierig. Sie anzusprechen, dazu gehört schon etwas Mut. „Ich habe schon in anderen Städten bei Nightfever mitgemacht“, sagt die junge Frau. „In Hamburg ist es schwieriger.“ Was soll man sagen? „Ein Spruch wie ‘Hast Du Bock auf Kirche?’ geht hier in Hamburg nicht.“ Katharina Cesek hat einen Korb mit Kerzen dabei. Immer gut, wenn man etwas verschenken kann. In dieser Runde wird sie aber niemanden finden, der neugierig wird auf Night-Fever.
„Im Sommer“, sagt auch Ravi Mukherjee, „sind immer mehr Leute da als im Winter.“ Trotzdem gibt es Nightfever an jedem zweiten Samstag im Monat. Beginnend mit der Messfeier um 18.15 Uhr. Den Abschluss bildet die Komplet um 21.30 Uhr. Am 11. Mai wird dieser meditative Gebetsabend etwas Besonderes sein. Dass dann das Hamburger Nightfever im Mariendom sein zehnjähriges Bestehen feiert, wird man merken. Denn dann ist Erzbischof Stefan Heße dabei. Er wird die Abendmesse feiern und auch danach mit beten und ansprechbar sein.
Hintergrund
Das Nachtgebet Nightfever gibt es nicht nur im Hamburger Mariendom. Eine Karte auf der Internetseite „nightfever.org/nightfever-weltweit“ zeigt alle Orte von Syndney bis New Orleans. Aufgeführt sind auch Osnabrück, Braunschweig, Göttingen und Kiel. Daneben bietet die Initiative Wanderexerzitien und Wochenenden und andere Aktionen an. Alle Informationen auf www.nightfever.org