Ein Paradies wartet auf Gäste
In der Kinder- und Jugendbegegnungsstätte Neu Sammit hat sich viel getan. Ein Naturparadies ist die Anlage am Langsee bei Krakow ohnehin. Nur eines fehlt: die Gäste. Alle hoffen auch hier auf ein Ende der Coronakrise.
In Neu Sammit zielen die Hoffnungen auf den Ökumenischen Jugendkreuzweg, der am 26. März deutschlandweit gebetet wird. Dieser Kreuzweg ist immer ein großes ökumenisches Ereignis in der christlichen Kinder- und Jugendbegegnungsstätte. 100 Jugendliche und Erwachsene kommen in der Regel vor dem Schloss zusammen. Mit vorbereitet wird die Feier von den Firmanden und Konfirmanden aus Krakow und Umgebung. In diesem Jahr könnte der Jugendkreuzweg das erste Ereignis sein, das wieder „normal“ läuft.
Wie alle Jugendhäuser ist auch die Jugendbegegnungsstätte bei Krakow am See von der Corokrise schwer betroffen. Normalerweise sind die Häuser – Jugendhaus und Jugendschloss, dazu drei Ferienhäuser, insgesamt 160 Plätze – gefragt und nahezu ausgebucht. Kein Wunder: Die Anlage liegt mitten in einer Traumlandschaft, am Wald und direkt am Ufer des großen, fast unberührten Langsees. Die Gruppen kommen aus ganz Deutschland: Religiöse Kinderwochen, Firm- und Konfirmandengruppen, Gemeinden, Schulklassen, Gruppenleiterkurse, Kindermusikwochen. „So eine Situation wie jetzt hatten wir in 30 Jahren nicht“, sagt Lucia Dirks, Geschäftsführerin des „Christlichen Trägervereins der Kinder- und Jugendbegegnungsstätte Neu-Sammit e.V.“ „Aber wir wollen nicht jammern. Im Moment geht es allen nicht gut. Wir müssen mit der Situation klar kommen. Aber ein Trauerspiel ist es schon.“
In den Herbstferien 2020 hätten noch Gruppen aus Berlin in Neu Sammit die Häuser gefüllt. Sie waren damals die ersten, die nur unter schwierigen Voraussetzungen nach Mecklenburg-Vorpommern reisen durften. Dann kam der zweite Lockdown. Und bereits vorher, in den Sommerferien, blieben die meisten RKWs weg, obwohl eine sichere Unterbringung möglich gewesen wäre. „Wir haben gute Hygienekonzepte, angepasst auf jede einzelne Gruppe“, sagt Lucia Dirks. „Jetzt hoffen wir auf Ostern und bereiten uns darauf vor. Ich glaube zwar nicht, dass wir dann schon wieder Gäste haben werden. Aber wir stecken den Kopf nicht in den Sand und hoffen weiter.“
Alle hoffen auf den Jugendkreuzweg
Für den Trägerverein ist der Ausfall der Gäste und damit der Ausfall von Einnahmen ein großes Problem. Denn Kosten fallen auch in leerstehenden Häusern an. „Wir müssen vom Dach bis zum Keller regelmäßig Wasser laufen lassen, wir müssen heizen und die großen Außenanlagen wollen auch gepflegt sein.“ Die fünf Beschäftigten sind fast alle in Kurzarbeit und die angesparten Rücklagen waren eigentlich für weitere Ausbaumaßnahmen vorgesehen.
Was einmal mit der Übernahme eines ehemaligen DDR-Betriebsferienheimes begonnen hatte, ist in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr gewachsen – vor allem durch die Übernahme des benachbarten Herrenhauses 2009.
In einem Weihnachtsbrief bekamen die Gäste und Freunde der Begegnungsstätte ein Bild, auf dem sich das neue, reetgedeckte Teehaus im Wasser spiegelt, und davor eine Schwimminsel. Erst im vergangenen Jahr wurde das historische Teehaus in Anlehnung an alte Fotos wiedererrichtet. Fertig und voll ausgestattet ist auch die Kinderwerkstatt, in der Kinder und Jugendliche basteln und werkeln können. Sie wartet auf kreative junge Gäste.
„Wir wollen auch das ,Haus Schlossblick‘ aufwerten“, so Lucia Dirks. „Auch dafür waren die Rücklagen angespart.“ Das stark renovierungsbedürftige Haus soll für Schulklassen ausgebaut und ganzjährig bewohnbar werden.
Wie wird es weitergehen? Werden die Gäste kommen wie früher? Werden sie in Zukunft eher heimatnahe Häuser ansteuern? Diese Fragen stellt sich der Trägerverein heute schon. Aber erst einmal gehen die Planungen nur in Richtung Ostern. Der Jugendkreuzweg ist 2020 schon wegen Corona ausgefallen. Und in diesem Jahr? „Der Kreuzweg findet draußen statt. Es muss niemand übernachten. Das könnte klappen“, sagt Lucia Dirks. Zwar bringe der Kreuzweg kein Geld, aber es wäre ein Signal, wenn nach fast einem Jahr wieder einmal richtig Leben in Neu Sammit wäre.
Text: Andreas Hüser