Bischof stellt sich Gespräch in Meppen
Ein Schritt zur Heilung und Versöhnung
Dass der ehemalige Meppener Propst Blank seine priesterlichen Dienste aufgibt, um mit einer Frau zusammenzuleben, bewegt viele Menschen. Bei einem Gespräch mit Bischof Bode ist die Kirche voll besetzt.
Das Interesse an dem Thema ist groß. Nicht alle der über 600 Gäste finden in der St.-Vitus-Propsteikirche einen Sitzplatz. Auch aus umliegenden Gemeinden kommen Menschen – mehrere Pfarrer sind darunter, aber nur wenig ganz junge Leute.
Sie feiern zuerst eine Messe mit Bischof Franz-Josef Bode. Er macht in seiner Predigt keinen Hehl daraus, dass er von dem Verhalten Dietmar Blanks enttäuscht ist. Aber zugleich plädiert er dafür, nicht den Stab über ihn zu brechen. Es dürfe heute nicht darum gehen, eine persönliche Entscheidung zu bewerten. Zugleich hofft Bode, dass der Abend ein „kleiner Schritt zu Heilung und Versöhnung sein kann.“
Denn das Gespräch nach dem Gottesdienst beweist, dass viele Menschen das Verhalten des ehemaligen Propstes unterschiedlich bewerten. Sehr offen und persönlich, auch emotional ist die Unterhaltung – dabei in guter Atmosphäre immer sachlich. Ein Bekannter der betroffenen Familie erzählt, wie der verlassene Ehemann und die Kinder leiden. Und er sagt, dass es nach seiner Kenntnis seit etwa „13 Jahren intensive Gefühle“ zwischen dem Propst und der Frau gebe.
Bode erklärt auf Nachfrage, dass er erst im Januar 2019 davon erfahren hat: „Ich war natürlich schockiert und sehr betroffen.“ Für die Familie tut es ihm „ausgesprochen leid“ und er bietet den Ehemann ausdrücklich ein Treffen an. Aber auch mit Dietmar Blank „muss ich im Laufe des Jahres noch mal sprechen.“ Dabei verhehlt der Bischof nicht, dass auch er eine „Zeit der Heilung der Versöhnung“ braucht.
Gefragt wird Bode auch, warum der Propst Mitte Februar noch in großem Rahmen verabschiedet worden ist – obwohl er selbst dort schon von der Beziehung wusste. Der Bischof macht klar, dass es ihm ein Anliegen war, dem Priester nach 40 Jahren für dessen Dienst zu danken, und räumt dann ein: „In der Rückschau betrachtet, weiß ich nicht, ob ich das nochmal so gemacht hätte.“
„Wir haben auch gespürt, dass es ihm nicht gut ging"
Auch einige andere Gäste zeigen sich enttäuscht über Blank. „Dass er mit einer verheirateten Frau etwas anfängt, das hat mich besonders betrübt“, sagt ein Besucher. Dagegen ergreifen mehrere andere Redner Partei für ihren früheren Propst und ernten dafür deutlichen Applaus. Sie erinnern daran, was er „hier alles bewirkt hat“, sprechen von seinen „enormen Verdiensten“ und sagen, dass er „sein Priesteramt zu 100 Prozent erfüllt hat.“ Ein Gast sagt nachdenklich: „Er hat uns bereichert, aber wir haben auch gespürt, dass es ihm nicht gut ging.“ Der Bischof erkennt aus diesen Wortbeiträgen, dass der Vorgang in St.Vitus eine „vielfältige Wunde ist, die nicht ein wenigen Monaten zu heilen ist.“ Er scheint fast um Verständnis dafür zu bitten, dass ein Mensch in eine Spaltung geraten kann – zwischen einem Vergehen und dem Ringen, „das einen an den Rand der Verzweiflung bringt.“
Auch wenn es an diesem dreistündigen Abend vor allem um den Propst geht – am Ende fordern mehrere Gäste zugleich deutliche Reformen in der Kirche ein: beim Pflichtzölibat, bei der Stellung der Frau, bei der Sexualmoral. „Wir werden als Kirche doch nicht mehr wahrgenommen, daran müssen wir arbeiten“, sagt ein Mann. Der Bischof weicht keiner der Anfragen aus. Er spricht von dem geplanten synodalen Weg – und wird eindringlich gebeten, dass auf jeden Fall Laien dort miteinbezogen und die Gemeinden immer wieder über den Stand der Dinge informiert werden sollten. Auch zu dem kürzlichen Schreiben des emeritierten Papstes Benedikt XVI. zur Kirchen- und Missbrauchskrise nimmt er kritisch Stellung – nennt die Aussagen darin „persönlich sehr schwierig.“
Wohlwollend äußert er sich dagegen zur Aktion „Maria 2.0.“, ein in diesen Tagen laufender Aufruf von Frauen zu einem Kirchenstreik. Bode tut sich zwar schwer damit, dass auch Eucharistiefeiern boykottiert werden sollen – die Aktion ganz allgemein empfindet er aber als gut, weil sie ein Zeichen für mehr Beteiligung von Frauen in der katholischen Kirche setzen kann. Es gibt viel Beifall für diese Worte – auch am Ende des Abends. Und er mag auch dem Bischof gelten für diesen offenen Austausch.
Petra Diek-Münchow