Eine spirituelle Gemeinschaft für alte Menschen

„Ein Segen für die ganze Welt“

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Eine spirituelle Gemeinschaft für alte Menschen, vielleicht sogar ein richtiges Kloster – das schwebt Schwester Regina vor. Im Bistum Hildesheim will sie herausfinden, ob sie mit ihren Gedanken den Nerv der Zeit getroffen hat.


Schwester Regina erzählt begeistert von ihrer Vision:
ein Kloster, in dem alte Menschen ihre tiefe Beziehung
zu Gott leben können.

In diesem Fall sollten wir besser nicht von Plänen reden, eine Vision ist der passendere Ausdruck. Schwester Regina Niedenfuehr weiß selbst, wie weit der Weg noch ist, aber sie erzählt davon mit solcher Begeisterung, als stünde sie schon kurz vor dem Ziel: Eine Gemeinschaft für alte Menschen, die sich berufen fühlen, Gott nahe zu sein. Eine Kapelle als geistliches Zentrum, kleine Wohneinheiten kreisförmig angeordnet, Gemeinschaftsräume, Gästezimmer – das hat Schwester Regina vor Augen, wenn sie von Kloster Trinitatis spricht.
Seit ein paar Wochen hat Schwester Regina ihren Wohnwagen hinter der Kirche von Heilig Kreuz in Dorstadt bei Wolfenbüttel aufgebaut. Wir sitzen im einzigen Raum auf Campingmöbeln, über der Spüle eine Art Herrgottswinkel mit Madonna und großem Holzkreuz. Die Apfelbäume auf der großen Wiese verlieren ihre letzten Blätter. Von hier aus also soll die Vision Wirklichkeit werden.

„Gott wird mir den Weg zeigen“

Schwester Regina hat weder Geld noch ein geeignetes Grundstück, aber viel Gottvertrauen. „Denn Gott schreibt auf krummen Wegen gerade, und er wird mir zeigen, welchen Weg ich gehen muss“, sagt sie.

Krumme Wege kennt die gebürtige Westfälin aus dem Bistum Paderborn gut aus eigener Erfahrung. Als junges Mädchen schließt sie sich einer missionsbenediktinischen Gemeinschaft an, geht für sie nach Paris und nach Afrika. Zehn Jahre später nimmt ihr Leben dann eine andere Richtung, in Südfrankreich renoviert sie Balken für Balken ein altes Haus. Aber der Körper nimmt die extreme Hitze übel, also geht es in eine ganz andere Richtung, nach Schweden, wo sich Regina Niedenfuer mit einer kleinen Reinigungsfirma über Wasser hält, am Ende sogar einige Mitarbeiterinnen beschäftigt.
 


In der Kirche Heilig Kreuz zündet
Schwester Regina eine Kerze an und
bereitet sich auf ihre Gebetszeit vor.

Es kommt, wie es wohl kommen muss: „Vor ein paar Jahren habe ich dann mein Leben noch einmal völlig umgekrempelt, vor Gott sozusagen neu strukturiert.“ Sie gibt ihr kleines Geschäft auf, stellt das Gebet wieder in den Mittelpunkt, bricht in Frankreich zu „Tabernakel-Wanderungen“ auf, zieht von einer Kirche zur anderen, pflegt dann – wieder in Deutschland – die kranke Mutter. Und überlegt, wie sie künftig Alltag und Glauben neu zusammenbringen kann.

Langsam reift die Idee eines Seniorenklosters als Ort, wo ältere Menschen eine Gemeinschaft finden, in der sie sich ganz Gott schenken können. Ein Leben in monastischer Tradition, keine lockere Senioren-WG mit Kaffeekränzchen, Klönnachmittag und Gesellschaftsspielen. „Kloster Trinitatis soll die Verbindung schaffen zwischen einem innigen Glauben und den Befürfnissen des Alters“, drückt es Schwester Regina aus. „Denn wir brauchen diese Generation, die für die Kirche betet und für die ganze Welt ein Segen sein kann.“

„Berufung kennt keine Altersbeschränkung“

Nun ist sie mit ihrer Vision im Bistum Hildesheim gelandet. „Spannend“ findet sie Christian Hennecke, Leiter der Hauptabteilung Pastoral; denn „viele ältere Menschen suchen nach Möglichkeiten, ihr Leben spirituell auszurichten“. Und so hat Schwester Regina die Möglichkeit, von Dorstadt aus zu testen, ob sie mit ihren Gedanken allein ist oder möglicherweise einen Nerv getroffen hat. Aus Gesprächen habe sie bereits Interesse herausgehört: „Eine Frau erzählte mir, dass sie vergeblich in mehreren Klöstern angefragt hat, aber mit ihren 45 Jahren zu alt sei. Doch Gottes Berufung kennt keine Altersbeschränkung!“

Wer sich für die Vision von Schwester Regina interessiert, hat jetzt einen Anlaufpunkt: den Wohnwagen hinter der Kirche von Dorstadt. In Heilig Kreuz lädt sie jeden Mittwoch um 15 Uhr zu Gebet und weiteren Informationen ein. Außerdem ist sie per E-Mail erreichbar unter kloster.trinitatis@gmail.com oder per Telefon: 016 35 14 14 83.

Stefan Branahl