Kirchenstatistik für das Jahr 2022

Ein trauriger Rekord

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Auf einem Gehweg kleben Pfeile mit der Frage: Gehen oder bleiben?
Nachweis

Foto: kna/Julia Steinbrecht

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Gehen oder bleiben? Diese Frage beantworten immer mehr Menschen mit einem Kirchenaustritt.

Über eine halbe Million Kirchenaustritte im vergangenen Jahr: Die katholische Kirche in Deutschland schrumpft weiter bedrohlich. Die meisten Austritte gab es im mitgliedsstärksten Erzbistum Köln.

Die Austritte aus der katholischen Kirche in Deutschland haben im vergangenen Jahr einen neuen Rekordwert erreicht. Mehr als eine halbe Million Menschen kehrten der vom Missbrauchsskandal erschütterten Kirche den Rücken. Dies geht aus der Übersicht "Katholische Kirche in Deutschland - Statistische Daten 2022" hervor, die die Deutsche Bischofskonferenz in Bonn veröffentlichte. Damit wird der Rekord aus dem Vorjahr nochmals deutlich überschritten.

Insgesamt liegt die Mitgliederzahl nun bei rund 20,9 Millionen Katholiken. Das ist weniger als ein Viertel der Bevölkerung. Damit verstärkt sich der Trend, dass seit vergangenem Jahr mehr als die Hälfte der Bundesbürger keiner der beiden großen christlichen Kirchen mehr angehören.

Den 522.652 Austritten und 240.133 Todesfällen stehen etwa 155.000 katholische Taufen gegenüber sowie 1.445 Eintritte etwa aus anderen christlichen Konfessionen und 3.749 Wiederaufnahmen. Daraus ergibt sich ein Mitgliederschwund von über 600.000. Die meisten Austritte (51.345) gab es im Erzbistum Köln, das mit 1.738.000 Katholiken nur noch mit knappem Vorsprung vor Münster (1.713.200 Mitglieder, 37.907 Austritte) die mitgliederstärkste Diözese ist. 

Schon 2021 hatte die katholische Kirche mit 359.338 Menschen so viele Mitglieder verloren wie noch nie. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) schrumpft. Nach EKD-Angaben vom März sank die Zahl der Gläubigen in den 20 Landeskirchen zum Jahreswechsel auf 19,15 Millionen. Das waren rund 575.000 weniger als im Vorjahr, davon etwa 380.000 aktive Kirchenaustritte. 


Bätzing: "Die hohen Austrittszahlen schmerzen"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, nannte die Zahlen alarmierend. "Wir müssen weiter konsequent handeln und die Menschen müssen erfahren, dass wir an ihrer Seite stehen und für sie da sind", so der Limburger Bischof. Zugleich warnte Bätzing vor Resignation. "Ja, die hohen Austrittszahlen schmerzen und ich weiß, wie sehr sich Ehren- und Hauptamtliche in Pfarreien, Einrichtungen, Verbänden, Kitas, Schulen und der Caritas für andere einsetzen und wie wichtig ihnen die frohe Botschaft vom liebenden Gott ist."

Wichtig sei auch, dass die Beschlüsse des Reformdialogs Synodaler Weg umgesetzt und mit Leben gefüllt würden. "Wir haben uns auf dem Synodalen Weg wichtigen Fragen und Entwicklungen gestellt. Mehrheitlich haben wir Antworten gefunden und wollen Veränderung fördern. Dafür setze ich mich ein und werde diese Verantwortung für das Bistum Limburg gerne wahrnehmen", betonte der Bischof.

Auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, forderte schnelle Reformen: "Die Kirche hat Vertrauen verspielt, besonders stark durch den Missbrauchsskandal. Sie zeigt sich aber aktuell auch nicht entschlossen genug, Visionen für eine Zukunft des Christseins in der Kirche umzusetzen."

kna