Ein Zelt am Weg zu Gott
Vor 50 Jahren wurde die Kirche Heilig Kreuz in Neugraben geweiht. Wenn die Pandemie überstanden ist, soll das Jubiläum nachträglich gefeiert werden. Wermutstropfen: Die zeitgleich dort gebaute Grundschule wird aufgegeben.
Viel vorgenommen hatte sich die Pfarrei Heilig Kreuz in Neugraben für das diesjährige Jubiläumsjahr ihrer Kirche. Am 13. Dezember jährt sich der Weihetag der Heilig-Kreuz-Kirche zum 50. Mal. Konzerte für Groß und Klein, Gesprächskreise, Tanzabende, Kinderfest und ein großer feierlicher Gottesdienst mit Erzbischof Stefan Heße am Jubiläumssonntag waren geplant. Doch die Pandemie lässt nun keine Feiern und Zusammenkünfte zu. „Diese werden wir aber sicher nachholen, wenn ein ungezwungenes Beisammensein wieder möglich sein wird“, sagt Gemeindepfarrer Pater Nikolaus Meran Koban SVD.
Die 1955 geweihte erste katholische Kirche in Neugraben „Herz Jesu“ war als sogenannter Notkirchenbau zu klein geworden. Daher wurde der Bau eines neuen Gotteshauses 1967 ins Planungsprogramm des Bistums Hildesheim aufgenommen und der Architekt Karlheinz Bargholz mit dem Entwurf beauftragt. Der Kirchenvorstand und der neu gegründete Kirchenbauverein beschafften weitere finanzielle Mittel, denn nicht alle Kosten waren durch Kirchensteuern und eine Zuwendung des Bonifatiuswerks gedeckt. Besonders für die Innenausstattung galt es, viele Spenden zu sammeln. Im März 1968 folgte die Genehmigung der Pläne durch die Bauämter.
Bau kann auf Website „besichtigt“ werden
Im September 1968 kam Bewegung auf das Baugelände zwischen Falkenbergsweg und Haferacker. Schon die Erdarbeiten zeigten, dass dort ein besonderen Bau entstand. „Nicht ein rechter Winkel“, stöhnte der Polier. Doch das Fundament stand trotz komplizierter Winkelberechnungen bereits am 17. Oktober und keine vier Wochen später folgte die erste feierliche Handlung: Der Hildesheimer Generalvikar Adalbert Sendker setzte im Beisein vieler Gemeindemitglieder den Grundstein, der mit dem Fischsymbol verziert seither von innen und außen an der Kirchennordwand zu sehen ist.
Der gleichzeitige Bau der neuen Grundschule „unterm Glockenturm“ – den es im Übrigen aus Lärmschutzgründen nicht geben durfte – schritt ebenfalls voran. Noch vor Fertigstellung der Kirche begann hier der Unterricht für die ersten Grundschulklassen der Katholischen Schule Neugraben. Sie wird aufgrund der Sparbeschlüsse des Erzbistums Hamburg aufgegeben – zum großen Bedauern und anhaltendem Unverständnis nicht nur von Neugrabens Katholiken.
Am 13. Dezember 1970 war es nach rund dreieinhalb Jahren Bauzeit soweit. Nachmittags weihte Hildesheims Bischof Heinrich Maria Janssen die neue katholische Kirche Heilig Kreuz. „Mit der Architektur verbindet sich ein sehr schönes Bild von Kirche: das Zelt Gottes“, meinte Erzbischof Stefan Heße nun zum Jubiläum. „Ein Zelt ist ein Provisorium. Nützlich und notwendig, um unterwegs Schutz zu finden, doch auch um sich jederzeit weiter fort bewegen zu können und sein Zelt woanders wieder aufzuschlagen.“ Und so symbolisiere das Zeltdach von Heilig Kreuz Aufbruch und Lebendigkeit. „Wir Christen sind immer auf dem Weg, auf dem Weg zu Gott, auf dem Weg zu den Menschen. Wir sind ein wanderndes Gottesvolk, das erst am Ziel der Zeiten in Gottes Haus Geborgenheit findet. Und wir sind eine Gemeinschaft aus lebendigen Steinen, die sich stets neu aufbaut, die weiter baut, die sich ausbessert“, so Heße weiter.
Die Formgebung der Heilig-Kreuz-Kirche regt an. Sie passt sich neben der Assoziation eines Zeltbaus auch in die sie umgebende Landschaft rund um den in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Falkenberg und Scheinberg an. Das Kreuz mit dem schräg abfallenden Dach symbolisiert bei entsprechender Perpektivenwahl eine Bergspitze.
Es gibt an und in der Heilig-Kreuz-Kirche vieles zu entdecken, obgleich sie auf den ersten Blick recht schlicht wirkt. Zu sehen ist es nicht nur vor Ort, sondern auch auf der Website der Gemeinde www.heiligkreuz.de, von der eine Broschüre mit Beschreibungen heruntergeladen werden kann.
Text u. Foto: Matthias Greve