Helmut Stuhlfelder sammelt Gipsabdrücke von Nikoläusen

Eine kuriose Sammlung

Nikoläuse und Gipsabdrücke

Foto: kna/Barbara Just

Der frühere Chef der Regensburger Dombauhütte, Helmut Stuhlfelder, verfügt über eine besondere Sammlung: über 300 Gipsabgüsse von Nikoläusen und Weihnachtsmännern. Wie kam es dazu? Und wo sind die Figuren zu sehen?

Da stehen sie nun und schauen einen erwartungsvoll an: Hunderte Träger von Bischofs- und auch Zipfelmützen in allen Größen. Im Wintergarten von Helmut Stuhlfelder haben die Herren auf einem Tisch und auf den darüber angebrachten Regalen Aufstellung genommen; auch einige wenige weibliche Exemplare haben sich darunter gemischt. Wer jetzt glaubt, dass hier die Niederlassung eines Süßwarenparadieses ihren Sitz hat, irrt. Reinbeißen sollte man in diese Nikoläuse und Weihnachtsmänner lieber nicht. Denn unter ihrem Gewand findet sich keine Schokolade, sondern harter Gips.

Abgüsse von über 300 unterschiedlichen Formen der zur Advents- und Weihnachtszeit beliebten Schokofiguren hat Stuhlfelder seit den 1990er Jahren gemacht. "Neue Formen gibt es bei den Herstellern leider kaum mehr", bedauert der Steinmetz-Meister, der mit seinem Vollbart und dem üppigen weißen Haar selbst wie ein Nikolaus ausschaut.

Schuld waren die Kinder

Helmut Stuhlfelder
Ungewöhnliches Hobby: Helmut Stuhlfelder mit seiner Sammlung von Weihnachtsmännern und Nikoläusen. Foto: kna/Barbara Just

Wie kam es zu dieser Sammlung? "Schuld waren die Kinder", erinnert sich der 68-Jährige lachend. Seine Tochter und die zwei Söhne hätten die Schokofiguren nicht gleich verputzt, sondern lieber aufheben wollen. So landeten diese im Schrank. Irgendwann war das Haltbarkeitsdatum überschritten, die Schokolade mit grauen Schlieren überzogen. Jetzt einfach wegwerfen? Da kam dem Vater die Idee mit dem Abguss.

Als einstiger Chef der Regensburger Dombauhütte, der er insgesamt 49 Jahre angehörte, ist er mit der Materie bestens vertraut. Um den Vorgang zu erklären, hat er einen alten Nikolaus von 2012 zur Hand - "und bitte wirklich nur abgelaufene Schokofiguren nehmen, keine frischen", schärft er einem ein, denn es sollen keine Lebensmittel verschwendet werden. Behutsam öffnet Stuhlfelder das Gewand des heiligen Bischofs, entfernt an dessen Rücken die Metallfolie, ohne Risse zu hinterlassen. Denn damit soll die Gipsfigur ja später wieder umhüllt werden.

Dann wird der Schokokörper mit einer Kautschuk-Masse eingepinselt; im Stehen muss er gut einen Tag trocknen. Jetzt können nacheinander Vorder- und Rückseite mit Gips bestrichen werden. So wird eine Hohlform für den eigentlichen Guss gewonnen. Um die zwei Teile der Form wieder voneinander lösen zu können, empfiehlt der Fachmann, zuvor etwas Seifenlauge auf den getrockneten Rand zu geben. Gut zwei Tage dauert es, bis der Abguss fertig ist.

Die weißen Gesellen können danach wieder eingekleidet werden. Ein Exemplar ist darunter, den ein Bekannter von Stuhlfelder nach eigenem Gusto angemalt hat. Auch dafür eignen sich die Korpusse bestens, von denen noch einige in Schachteln ihrer künftigen Verwendung harren. Die kleinste der zu sehenden Figuren misst gut zwei, die größte an die 50 Zentimeter.

Verirrungen und Exoten

Am liebsten hätte Stuhlfelder nur echte Nikoläuse in seiner Sammlung. Aber dann würde diese deutlich kleiner ausfallen. Längst haben die Weihnachtsmänner die Oberhand bekommen. "Das ist leider so", kommentiert er den Trend. Solche mit Emblemen von Fußballvereinen gehören zu weiteren Verirrungen in der Szene. Auch ein rot bemützter und bemäntelter Hase mit dem Aufdruck "Sorry Nik!" aus einer fränkischen Fabrik hat sich eingeschlichen. Außerdem ein paar Krampusse, die solche Exoten vielleicht das Fürchten lehren.

2006 muss es gewesen sein, da brachte Stuhlfelder zur Adventsfeier der Regensburger Dombauhütte am letzten Werktag vor Heiligabend einen Teil seiner Schützlinge als Deko mit. Die Kollegen waren begeistert. Und weil bis zum Dreikönigstag die Arbeit ruht, durften Nikoläuse und Weihnachtsmänner bis dahin bleiben und zum Fenster hinausschauen. Das fand bei den Regensburgern einen solchen Anklang, dass daraus eine Tradition wurde. Da passt es, dass auf der Südseite des Doms auf Höhe der Apsis der Eingang zur einstigen Nikolauskapelle sich befindet.

In der Corona-Zeit musste die Schau ausfallen. Auch dieses Jahr wird nichts daraus, weil in der Dombauhütte noch Renovierungsarbeiten laufen. So müssen sich die Schoko-Herren bis 2025 gedulden. Bevor sie aber in ihre Kisten kommen, steht ihnen im Wintergarten noch ein Wellness-Programm bevor. Im Laufe der Zeit hat sich feiner Staub über ihre edlen Häupter und Gewänder gelegt. Mit einem Pinsel wird Stuhlfelder sie demnächst vorsichtig davon befreien. Damit sie bald wieder in altem Glanz erstrahlen können.

kna