Hilfskräfte in der Corona-Pandemie
Eine leise Angst fährt mit
Polizei, Rettungskräfte oder Seelsorger – ihren Berufsalltag prägt die Pandemie in besonderer Weise. Sie können weder Abstand halten noch ins Homeoffice gehen. Heinz Bröring ist einer von ihnen. Der Leiter der Malteser-Rettungswache in Papenburg erzählt, was er seit zwei Jahren erlebt und was ihm trotz allem Hoffnung macht.
Gerade zu Beginn der Pandemie – da ist bei den Maltesern aus den Rettungswachen im nördlichen Emsland oft eine leise Angst mitgefahren. „Natürlich waren unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter maximal verunsichert“, sagt der Leiter des Rettungsdienstes, Heinz Bröring. „Wir wissen nicht bei jedem Einsatz, was uns hinter der Tür wirklich erwartet.“ Und da schwang anfangs die Sorge mit: War ich genug geschützt? Was passiert, wenn ich mich anstecke? Nehme ich das mit nach Hause zu meiner Familie?
Mittlerweile hat sich nach fast zwei Jahren Corona mehr Routine damit eingestellt. Mit Maske und bei Verdacht auf eine Infektion zusätzlich mit Kittel und Visier zu arbeiten ist nach Worten des 57-Jährigen fast zur Normalität geworden – aber nach wie vor sehr anstrengend. Manche längere Fahrt, mit der ein schwerstkranker Covid-19-Patient in eine Spezialeinrichtung verlegt werden muss, kostet in diesem „Vollschutz“ viel Kraft. Und nach einer Phase der Entspannung im vergangenen Sommer steigen in diesen Tagen die Corona-Einsätze wieder deutlich an. „Fast jede zweite, dritte Fahrt hat damit zu tun“, sagt Heinz Bröring.
Ganz kann der Rettungsassistent daher nicht verstehen, dass zuweilen Patienten mit offensichtlichen Symptomen noch im Rettungswagen nichts von der Krankheit wissen wollen – und sich manchmal sogar einem Test verweigern. „Sie glauben nicht an Corona und dann haben sie in ihren Augen auch kein Corona.“ Böring und die anderen Malteser haben gelernt, bei solchen Aussagen ruhig zu bleiben. Genau wie bei anderen Reaktionen, die sie hin und wieder erleben. „Die Hemmschwelle, Einsatzkräfte verbal und körperlich bis hin zu Schubsen oder Ähnlichem anzugehen, ist merklich gesunken“, sagt Bröring. Schon vor Corona. Er kennt Kollegen aus Großstädten, „wo ein Rettungswagen in bestimmte Bereiche nur noch mit der Polizei hinfährt. Das ist schon echt heftig“.
Wie geht er mit solchen Erlebnissen und vor allem mit dem Leid um, das die Rettungskräfte in ihrem Beruf erleben? Denn nicht jede Fahrt geht gut aus. Böring helfen die Erfahrungen aus über 30 Jahren Arbeit, das Gespräch im Team – und sein Glaube. „Der fängt mich auf.“ Wie andere Kolleginnen und Kollegen spricht er ein Gebet, wenn trotz aller Bemühungen von Sanitätern und Ärzten ein Patient stirbt. Dahinter steht eine grundsätzliche Haltung: „Wir sind ein katholischer Verein und das leben wir.“ Aber er versucht auch, diese Bilder nicht mit nach Hause zu nehmen. Wenn es besonders schlimm war, setzt er sich auch mal alleine zum Angeln an den See.
Halt, gerade in diesen Zeiten, gibt ihm seine Familie. Vor zwei Jahren ist er Opa geworden. Seinen Enkel aufwachsen zu sehen, daraus schöpft er Kraft. Und die Hoffnung, dass wir irgendwann „einen Haken hinter Corona machen können“.
Petra Diek-Münchow
Was erleben eine Krankenhausseelsorgerin, ein Polizist, ein Feuerwehrmann und ein Impfteam? Weitere Geschichten lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Kirchenboten.