Projekt Herzenswunsch der Malteser
Eine letzte Freude schenken
Anna Weß und Steve Steinbrecher vor dem Rettungswagen, mit dem die Erfurter Malteser Herzenswünsche sterbender Menschen erfüllen helfen. Die Fahrten werden von Ehrenamtlichen aus allen Diensten begleitet. Foto: Holger Jakobi |
Ein Besuch in Europas größtem Zoofachgeschäft in Duisburg-Neumühl war der Wunsch von Hans T. (Name geändert), der sich an die Malteser in Erfurt wandte, mit der Bitte, dass dieser Besuch Wirklichkeit wird. Hans T. hatte sich sein Leben lang für Aquaristik begeistert und freute sich besonders auf die große Ausstellungsfläche. In ihr nehmen die Süsswasser- und die Meeresaquaristik breiten Raum ein. Es ist nicht allein ein Ort zum Kaufen, vielmehr zum Schauen und Erleben. Schließlich kaufte Hans T. zwei Fische für sein Aquarium im Hospiz. Nach seinem Tod sollte es dort verbleiben.
Die Malteser gehören zu den Hilfsorganisationen, die in Deutschland Herzenswunschfahrten ermöglichen. Bei den Erfurter Maltesern wird alles von Anna Weß koordiniert. Den benötigten Kranken- beziehungsweise Rettungswagen stellen die Malteser zur Verfügung. Anna Weß: „Wir haben in unserer Arbeit gemerkt, dass es sehr viele Menschen gibt, die am Ende ihres Lebens ein besonders Anliegen haben, die noch einmal an einem ganz besonderen Ort sein wollen. Unser Herzenswunsch-Krankenwagen ist ein dienstübergreifendes Projekt aus den Bereichen Katastrophenschutz, Rettungsdienst und Hospizarbeit.“ Dabei geht es darum, alles abzusichern, so besonders die medizinische Betreuung. „Der eigentliche Herzenswunsch wird dann von ehrenamtlichen Maltesern durchgeführt“, erklärt Anna Weß weiter. Sie kommen aus allen Diensten der Malteser.
Elefantenhaus oder die Kurve im RWE-Stadion
Einer der ehrenamtlichen Helfer ist Steve Steinbrecher, der hauptamtlich im Fahrdienst des Malteser Hilfsdienstes in der Erfurter August-Schleicher-Straße 2 als Disponent arbeitet. Er berichtet von der Fahrt nach Duisburg: „Es war eine etwas längere Fahrt, unser Gast musste daher liegend transportiert werden, er war aber schmerzfrei. Gut war, dass sich schnell Gesprächsebenen ergeben haben. Hans T. war ein netter Mann und sehr zugänglich. Auf dem Rückweg hatte er noch Appetit auf eine Tüte Chips – diesen Wunsch haben wir ihm natürlich gerne erfüllt.“ Allerdings, so betont Steinbrecher, muss das Team immer auf das Schlimmste eingestellt sein, denn unsere Gäste stehen am Ende ihres Lebens. Ein weiterer Wunsch, der noch vor Beginn der offiziellen Herzenswunsch-Fahrten durch die Malteser erfüllt werden konnte, war der eines Tierarztes, der das neue Elefantenhaus im Zoopark kennenlernen wollte. Steve Steinbrecher: „Wir kamen in alle Räume hinein. In seinem Gesicht sah man, wie der Lebensgeist erwachte, die Freude den Tag bestimmte.“ Innere Kraftschübe helfen den Betroffenen, den Tag zu erleben. Ihre Aufnahmefähigkeit ist voll da, alle sind begeistert. Dies spürte Steinbrecher auch bei einem Fan des FC Rot-Weiß. „Wir haben ihn auf den Rasen geschoben, damit er seine Kurve noch einmal sehen konnte.“ Dabei machte der Erfurter Malteser die Erfahrung, wie wichtig für die Betroffenen solche Momente sind. Steve Steinbrecher: „Sind die Wünsche erfüllt, können sie leichter loslassen und Abschied nehmen.“
Was ist seine Motivation? „Ich möchte mich auf die Menschen einlassen, möchte sie begleiten. Dabei ist es wichtig, sich Zeit für die Betroffenen zu nehmen. Dieser Zeit trauert keiner von uns Ehrenamtlichen hinterher.“ Dabei ist es allen ein Anliegen, die begleiteten Menschen froh zu entlassen. „So ist es ein Zugewinn für jeden“, sagt Steinbrecher. Jetzt im Oktober planen die Erfurter Malteser eine Herzenswunsch-Fahrt an die Ostsee. „Die Betroffene war noch nie am Meer und möchte einmal in ihrem Leben die Wellen hören, den Wind spüren.“
Unterstützt wird das Herzenswunschprojekt von Karl-Georg Hoose, Bereichsleiter für Personal und Organisation bei der Stadtwerke Erfurt Service GmbH, der die Schirmherrschaft übernommen hat. Dazu bewogen hat ihn die Tatsache, dass das Thema Sterben in der Gesellschaft kaum Platz hat. „Sterben ist nicht hochglanzfähig“, sagt Karl-Georg Hoose. „Viele Menschen versuchen ihr Leben mit möglichst vielen Aktivitäten zu füllen, aber es bleibt wenig Inhalt. Und mit dem Altwerden, dem Ende des Lebens, setzt sich kaum jemand auseinander“, so Hoose weiter. Finanziert werden die Herzenswünsche ausschließlich durch Spenden.
www.malteser.de
Kontakt: anna.wess@malteser.org
Von Holger Jakobi