Rumänisch-orthodoxe Christen

Eine neue Kirche für Sögel

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6000 rumänisch-orthodoxe Christen leben im Emsland und der Grafschaft Bentheim. Bisher haben sie ihre Messen in ökumenischer Gastfreundschaft in der katholischen Kirche in Sögel gefeiert. Nun bauen sie ihr eigenes Gotteshaus.


So wird die neue orthoxe Kirche in Sögel aussehen:
Pfarrer Marius-Gabriel Matei zeigt auf dem Baugrundstück ein Modell.
Foto: Petra Diek-Münchow

Wer in diesen Tagen am Sögeler Ortsrand vorbeifährt, sieht dort ein mehrere Meter hohes Holzkreuz aufragen. Es sieht anders aus als gewohnt: mit gedrechselten Säulen, kleinen Dächern und reich verziert mit religiösen Schnitzereien. Das Kreuz steht an der Kreuzung Hümmlinger Ring/Sprakeler Straße – und es ist der erste Schritt für einen bemerkenswerten Neubau. Auf diesen 3500 Quadratmetern errichtet die rumänisch-orthodoxe Gemeinde Papenburg/Sögel ihre eigene Kirche: die erste in Niedersachsen und erst die vierte in Deutschland.

Kürzlich haben die Mitglieder mit ihrem Pfarrer, Probst Marius- Gabriel Matei, den Grundstein dafür gelegt. Im nächsten Jahr soll das Gotteshaus fertig sein. „Der Platz ist perfekt“, schwärmt der Seelsorger. Bäume umstehen das Areal dort, wo später die nach Osten ausgerichtete Kirche stehen wird. Ein schlichtes Kreuz markiert die Stelle, wo der Altar stehen soll. Schon jetzt sorgt das Projekt für Interesse, bei dem Pressegespräch bleibt ein Spaziergänger stehen und fragt nach. Matei erklärt ihm die Pläne.

Die Kirche wird ganz aus Holz gebaut

Zum Ortstermin hat der 33-Jährige auch ein Miniaturmodell mitgebracht. Genau wie dieses wird die 27 Meter lange Kirche vom Eingangstor bis zum 30 Meter hohen Turm fast komplett aus Holz gebaut. Das hat weniger religiöse Gründe, aber vielmehr eine lange Tradition in der rumänisch-orthodoxen Kirche. „Nur unsere Glocke ist aus Metall, vielleicht noch ein paar Schrauben. Sonst ist alles aus Holz“, zeigt der Pfarrer im Modell auf Fensterrahmen, Treppenstufen und Holzschindeln. Er findet, dass eine Holzkirche von innen eine andere Atmosphäre hat. Fundament und Außenhaut sollen in Deutschland hergestellt werden, fast alles andere direkt in Rumänien von darauf spezialisierten Handwerkern. Denn besonders die Innenausstattung ihrer Kirchen ist wichtig für die orthodoxen Christen. Matei zeigt auf seinem Handy Beispiele der Schnitzereien an Türen und Wänden, an Stühlen und Pfeilern – fast alle tragen religiöse Symbole wie Kreuze, Fische, Brot oder Ähren.

Geweiht wird die Kirche auf die Heiligen Nektarie und Jakobus – Letzterer ist auch Schutzpatron der katholischen Kirche in Sögel. „Das ist nur ein Zufall – ein schöner Zufall“, sagt Matei schmunzelnd. Im Innern wird die orthodoxe Kirche mit Platz für gut 200 Gäste aber etwas anders aussehen als das katholische Gotteshaus. Der größte Unterschied ist der Altarraum mit dem Allerheiligsten, denn dieser ist durch eine hohe Ikonenwand von den Gottesdienstbesuchern getrennt. Nur wenn eine Messe stattfindet, wird ein Tor darin geöffnet. Diese „Ikonostase“ hat mehrere Ebenen und zeigt unter anderem die Gottesmutter Maria, Szenen aus dem Alten Testament, die zwölf Apostel und Heilige.

Insgesamt wird die Kirche laut Pfarrer Matei, der als Probst für mehrere Kirchengemeinden in Norddeutschland zuständig ist, ohne Nebengebäude etwa 300 000 Euro kosten. Und die müssen fast ausschließlich aus Spenden aufgebracht werden, denn Kirchensteuer gibt es in der rumänisch-orthodoxen Kirche nicht. Aber der Seelsorger ist zuversichtlich, dass die Finanzierung klappt. Immerhin gehören 6000 Mitglieder im Emsland und in der Grafschaft Bentheim zu seiner Gemeinde. Viele von ihnen arbeiten in der Sögeler Großschlachterei, auf der Werft in Papenburg oder auch in verschiedenen Krankenhäusern der Region. 60 Taufen und viele Hochzeiten stehen pro Jahr in Mateis Kalender.

Dank für ökumenische Gastfreundschaft

Diese Zahlen allein machen deutlich, warum der Pfarrer und die Gläubigen sich schon länger eine eigene Kirche gewünscht haben. „Wir hatten bisher nicht einmal ein eigenes Büro“, sagt er. Der Schreibtisch für seine Arbeit steht bei ihm zu Hause. Die Gottesdienste haben die orthodoxen Christen bisher in der katholischen St.-Jakobus-Kirche in Sögel gefeiert und sich dort im Gemeindehaus auch getroffen. Über dieses Zeichen ökumenischer Gastfreundschaft ist Matei mehr als dankbar – er klingt richtig begeistert darüber. „Das ist eine große Hilfe, das hätten wir nie so erwartet“, sagt er und spricht von großer Herzlichkeit, die er in Sögel erlebt – auch bei der politischen Kommune, die die Baupläne unterstützt.   

Von diesem Beistand wollen die rumänisch-orthodoxen Christen in Sögel gern etwas zurückgeben, wenn ihre Kirche fertig ist. Denn in Planung ist auch ein Pfarrbüro samt Saal und weiteren Räumen. Dort könnten dann zum Beispiel Kindernachmittage sowie Sprach- und Integrationskurse für Menschen verschiedener Nationalitäten stattfinden. Außerdem denkt die Gemeinde daran, Frauen und Familien in Not zu helfen. „Das soll auch so etwas wie ein Hilfezentrum werden“, sagt der Pfarrer.

Petra Diek-Münchow

 

Zur Sache

Mit weltwelt über 260 Millionen Mitgliedern bilden die orthodoxen Christen nach Katholiken und Protestanten die drittgrößte christliche Konfession. Sie gliedern sich in mehrere selbstständige Landeskirchen vor allem in Osteuropa, dem mittleren und vorderen Orient. Die Gemeinde in Papenburg/Sögel gehört zur rumänisch-orthodoxen Kirche, die bundesweit über 100 Niederlassungen hat. In Deutschland leben nach Angaben des Sögeler Pfarrers Marius-Gabriel Matei etwa 730 000 rumänisch-orthodoxe Christen.  

Zwischen der katholischen und orthodoxen Kirche gibt es Ähnlichkeiten, so ist zum Beispiel das Eucharistieverständnis nahezu identisch. Unterschiede gibt es zum Beispiel in der Art und Weise, wie die Messen gefeiert werden, und beim Zölibat. Orthodoxe Priester und Diakone dürfen verheiratet sein, die Bischöfe dagegen nicht. Eine große Bedeutung hat für orthodoxe Christen die Verehrung der Heiligen auf Ikonen.