Vorbereitung auf das Baby in der Osnabrücker Familienbildungsstätte
Eine neue Welt geschenkt
Foto: Lisa Discher
Im Kellerraum der Katholischen Familienbildungsstätte (Fabi) Osnabrück sprudeln Luftblasen durch bunt beleuchtete Wassersäulen. Warmes Licht wabert in Mustern durch den Raum. Orange, Weiß, Grün. Eine junge Mutter hält ihr Baby im Arm. Lichtreflexe tanzen über ihr Gesicht, huschen über die Wand, verlieren sich an der Decke, die mit weißen Tüchern behangen ist. Sie spricht leise, fast ehrfürchtig. „Man ist so mit Liebe erfüllt. Und einfach so zufrieden“, sagt sie.
Meryem und Furkan Koçyiğit haben seit drei Monaten Nachwuchs. Gemeinsam mit anderen jungen Eltern sitzen die beiden mit ihrem Sohn an den Wassersäulen im Kursraum der Osnabrücker Fabi. Auf einer weißen Polsterbank liegt ein Flyer: „Fit für den Start“. So heißt der Kurs, an dem das junge Paar an diesem Tag zum letzten Mal teilnimmt. Die Zeit direkt nach der Geburt sei herausfordernd gewesen. Das war eine Zeit, in der die Hormone manchmal mit ihr durchgegangen seien. „Darauf kann dich niemand vorbereiten,“ sagt die junge Mutter. Und doch: Die beiden haben sich vorbereitet, so gut es ging.
Fit für den Start? Ein Prozess,der dauert
Schon Monate vor der Geburt ihres Sohnes kamen Meryem und Furkan Koçyiğit zu „Fit für den Start“, hörten der Kursleiterin zu. Wie hält man ein Baby? Wie tröstet man es? Wie kommuniziert man mit einem Wesen, das keine Worte kennt? Wie wird man vom Paar zum Elternpaar? Fragen, deren Antworten im neuen Leben mit einem Säugling helfen.
„Geboren werden, das ist, als bekäme man eine neue Welt geschenkt“, hatte die Kursleiterin in der ersten Sitzung zu den werdenden Eltern gesagt. Es ist ein Satz, der meint: Ein Neugeborenes kommt in eine ihm fremde, neue Welt – die Eltern zeigen sie ihm, leiten das Kind mit Fürsorge und Pflege durch die neue Welt hindurch.
Mit den Kindern ist es wie mit Spannbettlaken. Am Anfang weiß niemand, wie man die zusammenlegt.
Doch ist das Leben mit Baby auch für die Eltern selbst eine gänzlich neue Welt. In der klarzukommen, das braucht Zeit. Das wissen Meryem und Furkan, denn zu Beginn machte die Kursleitung auch klar: „Mit den Kindern ist es wie mit Spannbettlaken. Am Anfang weiß niemand, wie man die zusammenlegt.“ Irgendwann schon. Elternsein, so lernten Meryem und Furkan, ist ein Prozess.
Und dann, erzählt Meryem, saßen sie plötzlich zu dritt im Kurs. Meryem, Furkan und ihr neugeborener Sohn. Die anderen Eltern, die sie nur mit ihren runden Bäuchen gekannt hatten, kamen nun auch mit Babys auf den Armen. Meryem erzählt davon, wie alle von ihren Geburten berichteten. Auch Furkan erzählte. Davon, dass die Hebamme ihn im Krankenhaus fragte, ob das wirklich sein erstes Kind sei. Sein sicherer Griff beim Halten und Wickeln des Neugeborenen habe sie überrascht. „Das war der Kurs“, sagt er später. Der habe ihn ein bisschen sicherer gemacht. Er schmunzelt und sagt: „Beim Zusammenlegen der Spannbettlaken.“
Ein Vorbereitungskurs – und mehr
„Wir Eltern machen ja ähnliche Erfahrungen“, sagt Meryem. „Wenn das Baby schreit, fragst du, was die anderen Eltern in solchen Situationen machen.“ Sie erzählt, wie es war, sich in der Gruppe wiederzufinden, mit Menschen, die all das ebenso zum ersten Mal erlebten. „Fit für den Start“ sei mehr als nur ein Vorbereitungskurs. Meryem erinnert sich an eine Frau im Kurs, die plötzlich alleine mit ihrem Baby dastand, sie hatte sich von ihrem Mann getrennt. „Die Fabi hat reagiert und sofort eine ehrenamtliche Haushaltshilfe vermittelt.“ Meryem war beeindruckt. Davon, was es alles für Unterstützung gibt und woraus sie besteht.
Auch die Eltern im Kurs seien eine solche Unterstützung. Neben den Praxis-Tipps, bedeute „Fit für den Start“ für das Paar vor allem auch Gemeinschaft. Man spreche miteinander und stelle dann fest, dass andere Eltern dieselben Ängste und Unsicherheit hätten. Dieser Austausch, sagt Meryem, „ist einfach Gold wert“.
Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.kath-fabi-os.de/programm/fit-fuer-den-start