Missio-Gast
Eine Schule auf der Flucht
Foto: Hartmut Schwarzbach/Missio
Schwester Agatha Emi Soe aus Myanmar.
Wer die zierliche Schwester Agatha Emi Soe von den Missionarischen Dienerinnen des Heiligen Sakraments sieht, kann es kaum glauben: Zwei Monate musste sie sich zusammen mit ihren Mitschwestern und 30 Mädchen des von ihnen betriebenen Schulinternats durch den Dschungel von Myanmar schlagen. Denn in ihrem ursprünglichen Ort Loikaw, der im Osten des Landes nahe der Grenze zu Thailand liegt, waren Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Milizen ethnischer Gruppen ausgebrochen. „Öffentliche Transportmittel gab es nicht mehr, und einen Leihwagen konnten wir uns nicht leisten“, sagt die 39-Jährige bei ihrem Besuch in Hamburg, wo sie auf Einladung von Missio ist. So fragten die Frauen Händler, ob sie sie ein paar Kilometer mitnehmen könnten, nachdem sie ihre Ware verkauft hatten. Im rund 150 Kilometer nördlich gelegenen Nyaung Shwe, das Ziel vieler Kriegsflüchtlinge ist, haben sie schließlich in einem gemieteten Haus ein neues Zuhause gefunden. Es überstand auch das heftige Erdbeben, das Myanmar Ende März dieses Jahres erschütterte.
Schwester Emi arbeitet seit zehn Jahren für das Internat, heute leitet sie es. Die Schülerinnen sind Waisen oder Halbwaisen oder kommen aus Familien, die unter Armut, Gewalt oder Verlust leiden. Sie seien zwischen acht und 20 Jahren jung, sagt Schwester Emi. Das Internat biete eine Grundschule und ermögliche auch die Hochschulreife. Ziel sei es, den Mädchen und jungen Frauen ein selbstständiges Leben zu ermöglichen. Das Projekt stellt Schwester Emi natürlich vor, um Spenden zu sammeln. Vordringlich möchten die Schwestern ein eigenes, zudem stabileres Gebäude für die Schule haben und nicht mehr zur Miete unterkommen, berichtet sie. „Bei uns ist es üblich, dass die Gemeinden auch eine Schule haben, in der die Kinder leben können.“ Sie selbst hat nach der Hochschulreife auf den Philippinen Theologie studiert.
Schwester Emi stammt aus einer der relativ wenigen katholischen Familien in Myanmar. Ein jüngerer Bruder von ihr sei Priester, ebenso ein Onkel. Nach offiziellen Angaben machen Christen rund vier Prozent der Bevölkerung aus, Katholiken etwa ein Prozent. Sie selbst wurde in einem kleinen Dorf im Bundesstaat Kayah geboren, dessen Hauptstadt Loikaw und dessen Bevölkerung zur Hälfte christlichen Glaubens ist. Dort leben Schwester Emi zufolge auch die meisten Katholiken Myanmars. (atz)
Zur Sache
Wer das Projekt von Schwester Agatha Emi Soe unterstützen möchte, kann Spenden mit dem Verwendungszweck „VCP25010“ auf das Konto mit der IBAN DE23 3706 0193 0000 1221 22 bei der Pax-Bank eG überweisen. Kontakt: 0241/75 07-535, projekte@missio-hilft.de