Weihbischof Jaschke gestorben

Einer, der für die Menschen da war

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Ein Bild von Weihbischof Jaschke
Nachweis

Foto: Katja Schmid

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Weihbischof Jans-Jochen Jaschke kurz vor seinem 80. Geburtstag im Jahre 2021. Foto: Katja Schmid

Er war Kaplan in Bremen und Pfarrer in Quakenbrück, von 1989 an Weihbischof. Auch wenn Hans-Jochen Jaschke die längste Zeit in Hamburg war, hat er Spuren im Bistum Osnabrück hinterlassen. Im Alter von 81 Jahren ist er gestorben. Am 15. Juli ist die Beisetzung.

Er war der Hamburger Katholik, den jeder kannte. Hans-Jochen Jaschke, in Hamburg amtierender Weihbischof des Bistums Osnabrück, war lange das Gesicht der katholischen Kirche im Norden. Der Weihbischof war auf der gesellschaftlichen Bühne präsent. Er hatte jede Menge Kontakte in Politik und Wirtschaft. Vor allem sah man ihn in den Medien. In etlichen Fernseh-Talkshows vertrat er katholische Positionen. Dabei hatte er gar keine herausragende Position unter den deutschen Bischöfen. Er war nur derjenige, der sich traute – und der es konnte. Mit Witz, klarer Linie und einem dicken Fell, wenn Kritik an der katholischen Kirche ausgeschüttet wurde. 

Hans-Jochen Jaschke war Sohn eines Arztes in Oberschlesien und wuchs in Bückeburg auf, was damals zum Bistum Osnabrück gehörte. Sein Theologiestudium endete mit einer Promotionsarbeit über den Kirchenvater Irenäus von Lyon. Doktorvater war Joseph Ratzinger, damals Professor in Regensburg. Der Kontakt des Weihbischofs zum späteren Papst Benedikt XVI. riss nicht ab. Jaschke gehörte zum Schülerkreis Joseph Ratzingers, der sich regelmäßig mit dem alten Lehrer traf. 

Vier Bischöfe vor dem Altar
Die Weihbischöfe Karl-August Siegel (l.) und Theodor Kettmann (im Hintergrund) sowie Bischof Ludwig Averkamp weihten Hans-Jochen Jaschke 1989 zum Bischof. Archivfoto: Theo Trienen

Mitte der Achtziger Jahre war Hans-Jochen Jaschke Pfarrer in Quakenbrück, bewährt in der Begleitung von Theologiestudenten, sattelfest in der Theologie – und eines Tages bekam er einen Anruf seines Bischofs und eine neue Aufgabe: Weihbischof im Bistumsteil Hamburg. Die Bischofsweihe erfolgte 1989.

Seine Medienpräsenz verschaffte ihm Respekt

Jaschke machte sich schnell einen Namen im Norden. Auch diejenigen Menschen, die mit der katholischen Kirche wenig zu tun hatten, kamen mit dem weltoffenen und umgänglichen Mann gut klar. Und seine Medienpräsenz verschaffte ihm Respekt. Dabei gehörte Jaschke eigentlich nicht zum Lager der Reformer. Inhaltlich blieb er „auf Linie“, Abweichungen oder große Auseinandersetzungen riskierte er selten. 

Innerkirchlich war es damals in vieler Hinsicht einfacher als heute, Bischof zu sein. Es gab genug Geld, gute Leute, gute Schulen, Krankenhäuser, eine geachtete Akademie, man konnte zufrieden sein. Dass die kleine katholische Kirche im Norden über ihre Verhältnisse lebte, hätte man vielleicht damals schon sehen können – aber das war nicht allein Sache des örtlichen Weihbischofs. Es blieb nicht, wie es war. Nach der Wiedervereinigung wurde aus Mecklenburg, Schleswig-Holstein und Hamburg ein neues Erzbistum zusammengesetzt. Es ist kein Geheimnis, dass der Weihbischof gern Erzbischof dieser neuen Diözese geworden wäre. Es wurde aber sein Vorgesetzter, Bischof Ludwig Averkamp. Hans-Jochen Jaschke blieb Weihbischof – er setzte auf seine vertrauten Handlungsfelder, etwa die Ökumene, den interreligiösen und gesellschaftlichen Dialog. 

„Alles, was ich bisher gemacht habe, habe ich gern gemacht“

„Alles, was ich bisher gemacht habe, habe ich gern gemacht“, resümierte er gegen Ende seiner Amtszeit. „Auch als Bischof bin ich noch Seelsorger. Ich habe Taufen, Beerdigungen, Trauungen und führe mit vielen Leuten Gespräche. Und das ist ja Seelsorge: Kirche, die für die Menschen da ist.“ Nach seiner Emeritierung 2016 wurde es ruhiger um ihn. Noch immer war er ein gern gesehener Gast – aber nicht mehr ein „Frontman“ wie vorher. 

Sein Tod kam für viele überraschend, auch im Bistum Osnabrück hatte niemand damit gerechnet. Domkapitular Hermann Wieh, der Jaschke noch aus seiner aktiven Zeit gut kennt, lobte vor allem sein Engagement für die Priesterausbildung. Weihbischof Johannes Wübbe sagte, er sei dankbar für Jaschkes Engagement in der Seelsorge. „Wir werden ihn als den Menschen zugewandten Weihbischof in Erinnerung behalten.“

Tage vor seinem Tod hatte eine enge Mitarbeiterin in einem Gespräch den Wunsch geäußert: „Bleiben Sie uns doch noch eine Weile erhalten.“ Die Antwort des Weihbischofs: „Das weiß der liebe Gott allein.“ Der Gott des Lebens bestimmte die Nacht zum 11. Juli als den Zeitpunkt, an dem sein Diener Hans-Jochen Jaschke nach vielen Lebensstationen die Heimreise antreten sollte. Wer ihn kannte, erinnert sich an ihn, an viele anregende Gespräche – an seine Offenheit, seinen Mut, seine Glaubensstärke und seine Gabe, das Evangelium an jedem Ort zu vertreten und zu verkünden. 

Das Requiem feiert Erzbischof Stefan Heße am Samstag, 15. Juli, um 10.30 Uhr im St.-Marien-Dom Hamburg. Anschließend erfolgt die Beisetzung in der Krypta.

Andreas Hüser