Nach dem Bischofsbesuch in Merzen

„Einige Vorwürfe haben mich sehr bewegt"

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Bischof Franz-Josef Bode hat seine Besuche in den Gemeinden abgeschlossen, in denen Priester gewirkt haben, denen sexueller Missbrauch zur Last gelegt wird. Wie hat er diese nicht immer leichten Begegnungen erlebt? Antworten nach seiner letzten Station in Merzen.


„Ich fühlte mich sehr willkommen:“ Bischof Franz-Josef Bode in Merzen Foto: Matthias Petersen

Herr Bischof, warum war es Ihnen wichtig, die vier Gemeinden jetzt persönlich zu besuchen?

Nach unserem Konzept des Umgangs mit den Missbrauchsfällen haben zunächst Gespräche mit Verantwortlichen aus der Bistumsleitung stattgefunden. Im Anschluss daran war es sinnvoll und notwendig, mich persönlich den Fragen vor Ort zu stellen. Die tiefen Irritationen erforderten eine Begegnung, auch verbunden mit einem Gottesdienst, mit dem Bischof als Seelsorger, als Leiter des Bistums und als Repräsentanten der Institution Kirche.

Wie haben Sie die Atmosphäre empfunden?

Die Atmosphäre war überall sehr aufmerksam, sachlich und konstruktiv. Ich bin überall gut aufgenommen worden und konnte vieles lernen. Und ich habe große Hörbereitschaft und viel Mut zum Sprechen erlebt.

Fühlten Sie sich als Bischof – und damit als Letztverantwortlicher – willkommen?

Ja. Ich fühlte mich sehr willkommen. Auch wenn viele Fragen sehr kritisch und nachdenklich waren.

Es gab es auch Vorwürfe an Sie. Wie ging es Ihnen damit?

Die Vorwürfe habe ich erwartet, weil einige berechtigt waren. Sie haben mich schmerzlich an Fehler der Vergangenheit erinnert und auch an den Umgang mit all den komplexen Fragen vor 2002, als die ersten Leitlinien von der Bischofskonferenz entwickelt wurden. Ich konnte differenziert und sachlich auf die Vorwürfe antworten; einige haben mich auch sehr bewegt.

Gab es einen Moment, an dem Sie eins der Gespräche am liebsten abgebrochen hätten?

In zwei Gesprächen gab es anfängliche Momente, in denen ich gern gegangen wäre. Aber ich habe mich schnell gefangen – auch dank der guten Moderation und der Begleitung durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich glaube, dass gerade dieses Bleiben und Nichtflüchten – von mir und ebenso von allen anderen, die da waren – die Begegnungen fruchtbar gemacht hat.

Welche Schlüsse ziehen Sie für die weitere Aufarbeitung der Missbrauchsfälle?

Ich muss auch in Zukunft immer wieder persönliche Begegnungen ermöglichen, nicht nur in Einzelgesprächen, sondern auch mit Gemeinden. Mir ist noch deutlicher geworden, mit welcher Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt wir den Dingen und auch den Fragen nachgehen müssen. Dazu gehört auch, die Aktenführung in und unter den Diözesen auf gemeinsame Standards zu bringen. Sehr bewusst ist mir der hohe Wert der Teamarbeit mit den professionellen Begleitpersonen geworden etwa aus der Gemeindeberatung und -begleitung, aus den rechtlichen Bereichen und der Öffentlichkeitsarbeit. Und nicht zuletzt haben wir hoffentlich alle gespürt: Je näher wir im Bistum beieinanderbleiben, desto mehr wächst neues Vertrauen.

Interview: Matthias Petersen

Über den Besuch des Bischofs in Merzen lesen Sie einen ausführlichen Bericht im aktuellen Kirchenboten.