Christen im Bistum Erfurt werden für Mitmenschen zum Engel
Einmal in der Kapelle geschlafen
Der Etzelsbacher Küster erneuert den Blumenschmuck am Gnadenbild. Foto: Gregor Mühlhaus |
„Ich muss zweimal rumschließen“, sagt Adolf Achtermeier, nachdem er die schwere Holztür des Gotteshauses zugezogen hat. Der Küster der Wallfahrtskapelle in Etzelsbach wirft noch einmal einen kontrollierenden Blick auf die Hauptpforte, bevor er geht. Seit fünfzehn Jahren macht sich der Steinbacher täglich zweimal auf den Weg zur Kirche, die durch den Besuch von Papst Benedikt XVI. im Jahr 2011 weltweit Aufmerksamkeit erregte. „Mein Opa war schon Küster und als mich Pfarrer Stubenitzky im Jahr 2004 fragte, ob ich den Küsterdienst in Etzelsbach übernehme, habe ich gleich ja gesagt“, erinnert sich der heute 73-Jährige.“
Damit in Etzelsbach alles seine Ordnung hat
„Natürlich gehört nicht nur das Auf-und Zuschließen der Kapelle zu meinen Aufgaben. Da hängt viel mehr dran“, sagt der Eichsfelder und holt etwas weiter aus. „Wir haben auf dem Kirchenvorplatz eine Menge Bäume stehen. Gerade im Herbst gibt es da viel Arbeit. Die Wiese muss vom Laub befreit und das Reisig aufgesammelt werden.“ Vor und nach jedem Gottesdienst ist es Achtermeier, der dafür sorgt, dass alles seine Ordnung hat. „Ich breite das Altartuch aus, stelle die Kerzen darauf, sorge dafür, dass der Weinkelch und die Hostienschale an Ort und Stelle stehen, lege das Messbuch bereit und habe immer ein Auge dafür, dass genug Hostien und Messwein vorhanden sind.“
Nach den Gottesdiensten liegt es in der Hand des Steinbachers, dass alles wieder im Tresor in der Sakristei verschwindet. Vor und nach den Wallfahrtsgottesdiensten ist der Aufwand ungleich höher. Bei der Pferdewallfahrt beispielsweise, sowie zur Wallfahrt Maria Schnee und Maria Heimsuchung wird immer ein Außenaltar aufgebaut. Dafür gibt es allerdings viele Helfer, die diese Arbeit verrichten. „Aber zu tun gibt es immer was“, sagt der Senior.
Wie viele Samstage Achtermeier in den letzten Eineinhalbjahrzehnten in der Kapelle verbracht hat, wisse er nicht mehr. Die idyllisch gelegene Kirche ist ein beliebter Ort für Hochzeiten und Ehejubiläen. „Da müssen der Alter und die Stufen davor immer mit Blumen hergerichtet werden. Zu einer grünen Hochzeit gehören diese Farbvariationen, zu einer silbernen jene und zu einer goldenen Hochzeit wieder andere Farbelemente“, so der Rentner über den Blumenschmuck und die Accessoires. „Ist eine Hochzeit vorbei, beginnen die Vorbereitungen für die nächste“. Das sei nicht immer so, aber es habe schon Tage gegeben, an denen er von 11 bis 19 Uhr ununterbrochen mit den Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt war, verrät der Eichsfelder. Zudem gab es auch danach jede Menge zu tun.
Den größten Einsatz allerdings hatte der Steinbacher Küster am 22. und 23. September 2011. „Einen Tag bevor Papst Benedikt XVI. Etzelsbach besuchte, glich das Areal rund um die Wallfahrtskirche schon einem Hochsicherheitstrakt“, erinnert sich Achtermeier. Am denkwürdigen 23. September dann durfte niemand die Kirche betreten – außer Küster Adolf Achtermeier. „Am Vorabend des Papstbesuchs rief man mich zu Hause an. Ich musste hoch zur Wallfahrtskapelle und die Eisenschatullen für die Kerzenspenden aufschließen. Die Bundespolizei wollte versteckten Sprengstoff ausschließen. Es gab beim Papstbesuch so viel zu tun, dass ich in der Nacht zum 23. September schließlich auf einer Decke in der Wallfahrtskirche geschlafen habe“, denkt der Steinbacher zurück. „Als Papst Benedikt dann nach seiner Ankunft aus den Katakomben unter dem Freilichtaltar vom Ankleiden kam, blieb er kurz stehen und sagte: ,Ach, die Herren Küster‘. Dann segnete er mich und meinen Kollegen“, ist Achtermeier heute noch stolz auf die Begegnung.
Adolf Achtermeier will als Küster in Etzelsbach so lange weitermachen, wie seine Gesundheit es zulässt. Er Betont: „Ich bin Steinbacher. Die Kirche in Etzelsbach liegt seit je her in der Obhut der Steinbacher. Also fühle ich mich als Steinbacher verpflichtet mitzuhelfen, dass die Gottesdienste und das Umfeld der Kirche einen würdevollen Rahmen einnehmen.“
Von Gregor Mühlhaus