Misereor-Fastenaktion
Einsatz für den Nachwuchs
Für die Hilfswerke der Kirche ist es schwer geworden, Unterstützer zu finden. Ein Dutzend Gemeindemitglieder hat sich jetzt über die Fastenaktion von Misereor informiert. Dabei haben sie ein neues Wort gelernt: enkeltauglich.
Sie kommen aus Melle, Borgloh, Bad Laer, Osnabrück oder Bremen – Mitglieder aus Eine-Welt-Kreisen, Hungertuchwallfahrer oder Unterstützer von Patenschaftsprojekten. Früher war es leichter, Multiplikatoren zu gewinnen, die sich von Misereor über die jeweilige Fastenaktion informieren lassen wollen. Aber das Dutzend Ehrenamtlicher, das an diesem Abend ins Priesterseminar gekommen ist, geht voller Elan und mit viel Material ausgestattet wieder nach Hause. Nebenbei haben sie von Bernd Schultheiß, dem Referenten des Hilfswerks, einen neuen Begriff gelernt: Wenn er von nachhaltigem Handeln spricht, sagt er gerne, dass es „enkeltauglich“ sein muss. Heißt übersetzt: „Die Entscheidungen, die wir heute fällen, müssen auch unseren Enkeln noch ein gutes Leben ermöglichen“, sagt Schultheiß.
Vielleicht wird es ja mit einem solchen Bild leichter, weitere Unterstützer für Projekte zu finden, die Menschen in Entwicklungsländern helfen. Schultheiß weiß, dass bei vielen die Motivation zurückgeht und wirft eine Zahl in den Raum: „815 Millionen Menschen weltweit hungern“, sagt er. „Alle müssen mithelfen, damit sich das ändert.“
Saraswati Devi lag schon vor einem nahenden Bulldozer
Misereor will mit seinen Aktionen erreichen, dass alle Menschen ein gutes Leben führen können. Dazu gehören Menschenwürde und Menschenrechte, mithin auch das Recht auf Ernährung. Zur Anschauung zeigt er Bilder und Videos. Ein Lehrer, der seine Schüler ermutigt, sich Gedanken zu machen, die über den eigenen Dunstkreis hinausgehen. Kinder, die mit ihren Familien an Bahngleisen leben – das Risiko, überfahren zu werden, ist alltäglich.
„Heute schon die Welt verändert?“ – Indien steht im Mittelpunkt der Fastenaktion. Der Blick geht auf zwei Projekte: In Patna, einer Stadt im Nordosten des Landes, wird den ärmsten Menschen die Lebensgrundlage zerstört. Mehrmals schon haben Bulldozer die armseligen Hütten zerstört, weil die Stadt das Land teuer verkaufen konnte. Saraswati Devi ist in einem Video zu sehen; sie stemmt sich als Aktivistin gegen die Willkür der Behörden und hat sich sogar schon vor eine nahende Planierraupe gelegt. Das zweite Projekt: Im Dorf Barhanpur im Westen haben die Menschen ihre Wasserversorgung selbst in die Hand genommen. Sie bauten Regenspeicher, damit sie gut durch die Trockenperioden kommen; ihre Lebensqualität hat dadurch enorm zugenommen. Hier engagiert sich Schwester Kesari Ruzar Fernandes, die Anfang März für fünf Tage das Bistum Osnabrück besuchen wird.
Zusammentreffen mit Menschen aus dem Agrarland Niedersachsen
In Gemeinden und Schulen wird Schwester Kesari von ihrer Arbeit erzählen. Der Plan der Verantwortlichen: Sie wird sich im nördlichen Emsland auch mit Menschen treffen, die sich auch für ihr Dorf einsetzen, die im Agrarland Niedersachsen aber ganz andere Probleme lösen müssen. Regina Wildgruber, im Osnabrücker Seelsorgeamt zuständig für den Bereich Weltkirche, freut sich schon auf das Zusammentreffen: „Vielleicht können beide Seiten davon profitieren“, sagt sie.
Auf einem Tisch im Priesterseminar hat Bernd Schultheiß viel Material zusammengestellt, das die Ehrenamtlichen mitnehmen können. Ein bunter Katalog mit fair gehandelten Waren ist dabei, ebenso ein Heft mit Vorschlägen für die Liturgie. Der Misereor-Mitarbeiter hofft auf Unterstützung: „Sagen Sie uns, was Ihnen davon gefallen hat oder was wir besser machen können.“
Matthias Petersen
Informationen über die Fastenaktion gibt es auch hier
Zur Sache
Indien steht im Zentrum der Aktion, Misereor hat eine Fülle von Vorschlägen erarbeitet, was Gemeinden tun können. Hier eine Auswahl:
Solibrot: selbst backen und verkaufen oder den örtlichen Bäcker als Unterstützer gewinnen.
Coffee Stop: fairen Kaffee ausschenken und dabei Spenden sammeln. Misereor schlägt vor, das am 16. März zu machen.
Fastenessen: erst Gottesdienst feiern, dann Tischgemeinschaft erleben, dabei die Einfachheit genießen und in Gedanken die Menschen in Indien unterstützen.
Kreuzweg: Texte gibt es im Heft „Liturgische Bausteine“.
Musik: „Weniger – für mehr“ heißt das Aktionslied, es gibt auch eins für Kinder. Einsatz bei Themenabenden oder Gruppenstunden.