Beratungsstelle kümmert sich um Jugendliche
Einsatz gegen Alkoholexzesse
Seit 2013 kümmert sich eine von der Kirche getragene Beratungsstelle im Landkreis Grafschaft Bentheim darum, Jugendliche über die Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum aufzuklären. Mit Erfolg, wie eine Studie belegt.
Einsatz für die „Rauschfreie Schule“: v.l.: Projektinitiatorin Sandra Hildebrandt, die Landesdrogenbeauftragte Bärbel Lörcher-Straßburg sowie die Wissenschaftlerinnen Maike Wagenaar und Sabine Seidel
Schülern die Gefahren eines exzessiven Alkoholkonsums in altersgerechter Ansprache vor Augen führen – diesen Ansatz verfolgt das Präventionsprojekt „Rauschfreie Schule“, das die Ökumenische Fachambulanz Sucht (ÖFaS) in der Grafschaft Bentheim im Jahr 2013 auf den Weg gebracht hat. Mittlerweile nehmen 13 Schulen aus dem gesamten Kreisgebiet das Angebot wahr. Nun haben sich zwei Wissenschaftlerinnen der Hochschule Hannover mit dem Projekt auseinandergesetzt und eine umfassende Evaluation vorgenommen. Die Ergebnisse wurden im Rahmen eines Fachtags im Evangelischen Gymnasium in Nordhorn präsentiert.
Zentraler Baustein des Projekts „Rauschfreie Schule“ ist die 90-minütige Schülerveranstaltung, meist in der achten Jahrgangsstufe, die durch eine ÖFaS-Fachkraft im Klassenverband mit interaktiven Methoden gestaltet wird. Lehrkräfte sind dabei bewusst nicht anwesend. Die weiteren Bausteine bestehen unter anderem aus Schulungen für Lehrkräfte, Eltern sowie Klassen- und Schülersprecher. Initiatorin des Projekts ist ÖFaS-Leiterin Sandra Hildebrandt.
22 Prozent trinken mehrmals im Monat
Für ihre Studie hatten die Wissenschaftlerinnen Maike Wagenaar und Sabine Seidel im Jahr 2017 Schülerinnen und Schüler, die durchschnittlich zwei Jahre zuvor an der „Rauschfreien Schule“ teilgenommen hatten, nach ihrem aktuellen Trinkverhalten befragt. Zum Zeitpunkt der Befragung lag das Alter der Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren, den größten Teil bildeten die 15- und 16-Jährigen. 767 der versandten Fragebögen kamen ausgefüllt zurück.
Die Studie ergab, dass zwar mehr als ein Viertel der Befragten nie Alkohol trinkt und ein weiteres Viertel seltener als einmal im Monat; demgegenüber stehen jedoch gut 14 Prozent, die monatlich, und rund 22 Prozent, die mehrmals im Monat trinken. Weitere zwölf Prozent greifen mindestens einmal wöchentlich oder noch öfter zum Alkohol. Zudem gaben 42 Prozent der Jugendlichen an, innerhalb der vergangenen 30 Tage mindestens einmal sogenanntes „Rauschtrinken“ praktiziert zu haben – also mindestens fünf alkoholische Getränke in kurzer Zeit zu sich zu nehmen. Deutlich wurde auch, dass besonders im privaten Umfeld – also bei Freunden und zu Hause – getrunken wird. Analog dazu gibt auch die Mehrheit der Jugendlichen an, dass sie den konsumierten Alkohol von Freunden oder zu Hause bekommt.
Die gewonnenen Zahlen wurden verglichen mit Ergebnissen, die eine frühere Befragung direkt im Anschluss an das Projekt geliefert hat. Zwar ist der Konsum des Alkohols mit höherem Alter der Jugendlichen erwartungsgemäß gestiegen, doch sehen die Expertinnen hier genau die Chance der „Rauschfreien Schule“: dass diese zu einem Zeitpunkt ansetzt, wenn die ersten eigenen Alkoholerfahrungen der Jugendlichen meist noch bevorstehen – und somit den Schülern eine Orientierung geboten wird. „Das Projekt wirkt“, sagt Maike Wagenaar. Jedoch zeige die Studie auch, dass der darüber hinaus bestehende Handlungsbedarf weiterhin enorm ist.
Die Evaluation umfasste neben der Schüler- auch eine Expertenbefragung, bei der die Verantwortlichen an den jeweiligen Schulen eine Rückmeldung abgeben konnten. Insgesamt hätten diese das Projekt „inhaltlich, organisatorisch und didaktisch sehr positiv bewertet“. Verbesserungsbedarf werde in erster Linie im eigenen Handeln gesehen – insbesondere mit Blick auf zeitliche und organisatorische Rahmenbedingungen, das Mittragen durch die Schulleitung und die Akzeptanz im Kollegium sowie die Einbeziehung der Eltern. Am Fachtag nahmen auch der designierte Grafschafter Landrat Uwe Fietzek sowie die Landesdrogenbeauftragte Bärbel Lörcher-Straßburg teil.
Beide Kirchen fördern die Fachambulanz
Finanziell ermöglicht wurde die Studie durch den Diözesan-Caritasverband, das Diakonische Werk und den Landkreis. Die Ökumenische Fachambulanz Sucht wird getragen durch den Caritasverband, das Evangelisch-reformierte Diakonische Werk und das Diakonische Werk des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises.
Sebastian Hamel
Weitere Informationen zu
dem Projekt gibt es im
Internet: www.oefas.de