Aktion der Initiative „hingucken… denken… einmischen“
Einsteigen und Einmischen
Mechthild von Magdeburg ist eine von insgesamt 14 Personen, Symbolen und Orten der Elbestadt, die auf einer neu gestalteten Straßenbahn für Vielfalt, Weltoffenheit und Demokratie werben. Foto: pbm |
„Das wird eine schöne Bahn“ sagte ein Mitarbeiter, der die Grafiken der ökumenischen Initiative „hingucken… denken… einmischen“ auf die Straßenbahn der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) klebte. Die neue Bahn löst die seit 2008 im Magdeburger Stadtbild präsente „Vielfalt-Bahn“ ab und wirbt weiter für Vielfalt, Weltoffenheit und Demokratie. Diesmal wird auf Personen, Symbole und Orte der Magdeburger Stadtgeschichte Bezug genommen. Insgesamt sind 14 Motive zu sehen, darunter werben junge Frauen aus dem Dom (Jungfrauenportal) dafür, „wachsam“ zu sein. Oder: Otto von Guericke drängt dazu, Wissenschaft und Verantwortung eng zu verknüpfen. Über einen QR-Code am jeweiligen Motiv kann der Betrachter mit Hilfe des Handys mehr zu deren Geschichten und Hintergründen erfahren.
„Wir wollen, dass Magdeburg vielfältig und weltoffen bleibt“, sagt Maria Faber von der Initiative „hingucken… denken… einmischen“. „Die Gestaltung der Bahn verbindet unsere demokratische Haltung mit bekannten Personen, Symbolen und Orten der Stadtgeschichte, die mit uns für dieses Anliegen stehen.“ Mit dem Ruf um „Heilige Aufmerksamkeit“ wirbt Mechthild von Magdeburg für Zivilcourage. „Aufmerksamkeit ist gefordert, wenn Menschen in unserer Stadt diskriminiert, bedroht oder angegriffen werden. Dann braucht es andere, die sich zivilcouragiert einmischen“, sagt Faber. Im Regelverkehr der MVB werde die Bahn „beständig daran erinnern, wie notwendig unsere Aufmerksamkeit für uns selber und unsere Mitmenschen ist und wie sehr Magdeburg von Einflüssen von außen geprägt ist, davon profitiert hat und weiterhin profitiert“.
Auch Ludger Nagel, Geschäftsführer der Katholische Erwachsenenbildung unterstützt die Aktion: „Schon in der Vergangenheit hat die KEB die ,Vielfalt-Straßenbahn‘ als ungewöhnlichen Lernort genutzt – zum Beispiel zu Themen der Stadtgeschichte. Ich freue mich über das gelungene neue Outfit und das rollende Bekenntnis für Vielfalt und Zivilcourage. Im Januar, zur Aktion ,Eine Stadt für alle‘ wollen wir die Bahn für eine nächste Bildungs- und Kulturveranstaltung nutzen.“
Busse und Bahnen als Orte der Begegnung
Dieses Engagement ist auch Cornelia Muhl-Hünicke, Abteilungsleiterin Marketing der MVB, wichtig: „Die MVB sorgt für eine umweltfreundliche, nachhaltige Mobilität und verbindet die Menschen der Stadt Magdeburg miteinander. Wir sind ein Ort der Begegnung und heißen jeden in unseren Bussen und Bahnen willkommen, egal welche Herkunft, oder Hautfarbe er hat. Wir setzen uns für Vielfalt und unsere demokratischen Grundrechte ein. Gemeinsam mit der KEB haben wir in der ,Vielfalt-Straßenbahn‘ schon verschiedene Aktio-
nen zum Thema Weltoffenheit durchgeführt. Die MVB befördert jährlich viele Millionen Fahrgäste. Unsere Kunden sind dabei ein Spiegel der Gesellschaft. In keinem anderen Verkehrsmittel als dem öffentlichen Nahverkehr gelingt es so gut, ins Gespräch, in einen Dialog zu kommen. Toleranz und Weltoffenheit können hier hautnah und täglich neu geübt werden. Daher unterstützen wir die Initiative mit diesem wichtigen Thema, indem wir die Werbekosten für die neue Straßenbahn als ,MVB-Eigenwerbung‘ übernommen haben.“
Als Demokratiebotschafterin Sachsen-Anhalts und Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal h2 engagiert sich Professorin Anne Lequy für das Projekt: „,hingucken… denken… einmischen‘ – das ist eigentlich ein Wissenschaftsmotto, in dem genaues Schauen (Evaluieren), genaues Überlegen und Abwägen (Analysieren) und konkretes und konsequentes Einbringen (Engagieren) verknüpft sind. Hingucken, denken und einmischen – das möchten wir als anwendungsorientierte Hochschule in dieser Stadt. Deshalb engagieren wir uns!“
Zu den täglichen Nutzern des Öffentlichen Nahverkehrs gehören auch viele Studenten. Deren Sprecher der Studierendenschaft der h2, Karl Künne, wünscht sich mehr Zivilcourage im öffentlichen Raum: „Wir Studierenden sind täglich in den Bussen und Bahnen unserer Stadt unterwegs. Aber wir sehen eine zunehmende Verrohung der Umgangsformen gegenüber vermeintlich Fremden und tatsächlich Schwachen. Es ist nicht in Ordnung, wenn junge Studenten beispielsweise aus Indien die Bahn verlassen müssen, weil sie sich fürchten. Wir Studierenden können vermitteln, oder müssen erleiden – und das kann auch in Zukunft so sein, denn wir sind Teil der Zukunft dieser Stadt. Deshalb wollen wir besonders aufmerksam sein.“
Möglich durch Preisgelder und Kooperation
Möglich wurde die Gestaltung der Straßenbahn mit Preisgeldern, die die Initiative „hingucken… denken… einmischen“ in zwei bundesweiten Wettbewerben für die erste Straßenbahn sowie die Gestaltung des ehemaligen Hauses des Lehrers gewonnen hat. Darüber hinaus ist die Initiative den MVB, der Grafikerin Sarah Deibele und den Akteuren des bundesweiten Tages für Zivilcourage für die Zusammenarbeit sehr dankbar.
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(pbm/tdh)