Endlich am Ziel

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Marion Löning, Leiterin der Edith-Stein-Schule
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Foto: Hans-Joachim Kohl 

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Marion Löning, Leiterin der Edith-Stein-Schule, während der letzten Arbeiten im langersehnten Neubau. 

Es war ein langer „Schulweg“: Planung, Planungsstopp, drohende Schließung, Proteste, Trägerwechsel . Aber nun ist die neue Edith-Stein-Schule in
Ludwigslust fertig. Noch vor Christi Himmelfahrt zieht die Schule in den Neubau.

Es war ein langer „Schulweg“: Planung, Planungsstopp, drohende Schließung, Proteste, Trägerwechsel . Aber nun ist die neue Edith-Stein-Schule in Ludwigslust fertig. Noch vor Christi Himmelfahrt zieht die Schule in den Neubau. 

Ludwigslust. Schon bei der Gründung der Edith-Stein-Schule 2007 war klar: Das renovierungsbedürfte Gebäude aus DDR-Zeit war nur für eine Übergangszeit gut. Fünf Jahre später kaufte der katholische Schulträger, die Bernostiftung, ein neues Grundstück. Die Pläne für den Neubau waren fertig – da wurden die Finanzdefizite des Erzbistums Hamburg enthüllt. Der Schulbau und damit die Existenz der Schule standen in Frage. Erst der Wechsel zu einem evangelischen Träger, der Diakonie Westmecklenburg, rettete die Schule.

Inzwischen ist der Neubau fertig. In den Tagen vor Christi Himmelfahrt soll der große Umzug sein. Wenn Schulleiterin Marion Löning heute vor dem neuen Schulgebäude in der Friedrich-Naumann-Allee steht, gerät sie ins Schwärmen. „Es ist natürlich alles sehr modern“, erzählt sie, „es ist angelegt auf den Unterricht, wie wir ihn betreiben. Wir konnten realisieren, dass unsere Klassenräume so groß sind, dass wir da wirklich mit den Kindern frei arbeiten können. Wir werden einen schönen Raum für die Naturwissenschaften haben, das haben wir hier nicht, einen extra Kunstraum und einen extra Werk-
raum. Das Highlight ist natürlich die Turnhalle.“ 

Dazu kommen Bibliothek und Schülercafé sowie die große, helle Eingangshalle, wo große Veranstaltungen stattfinden können. Ein Sponsor ermöglichte dazu noch einen neuen Sportplatz. 

Es gibt im Gebäudekomplex Platz für 130 Hortkinder, die Kapazität der Schule steigt von 185 auf 220 Schüler. 

Alles ist so geworden, wie es schon vor acht Jahren hätte werden können. „Die Diakonie konnte die Baupläne von 2014 übernehmen“, sagt Marion Löning. Schon damals gab es eine Baugenehmigung für die neue Schule. 

Seitdem die Edith-Stein-Schule 2019 als „Edith Stein Christliche gGmbH“ in den Unternehmensverbund der Diakonie Westmecklenburg wechselte, ist sie keine Katholische“ Schule mehr. 

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Schulgebäude
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Foto: Hans-Joachim Kohl

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Man sieht es: Das alte Schulgebäude war nur eine Übergangslösung. 

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Das neue Schulgebäude
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Foto: Hans-Joachim Kohl

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Das neue Gebäude schafft einen Rahmen für das, was die Edith-Stein-Schule in Ludwigslust will.  

 

Ein Raum für die freie Entfaltung aller

Die pädagogische Ausrichtung und die Inhalte haben sich aber nicht geändert. „Wir arbeiten nach reformpädagogischen Grundsätzen“, erklärt Schulleiterin Marion Löning, „insbesondere nach Maria Montessori, aber auch anderen Ansätzen, die offene Konzepte beinhalten. Sie alle fördern selbstständiges Lernen, selbstständiges Denken und Eigenverantwortung. 

Die Schüler werden in zwei jahrgangsübergreifenden Stufen (erste bis dritte Klasse, vierte bis sechste Klasse) unterrichtet. Etwa 60 Prozent der Kinder kommen aus christlichen Familien und etwa ein Drittel der Kinder sind getauft. Unter denen ist nach wie vor ein großer Teil katholisch. 

Eine Stärke der Schule war von Anfang an die „Inklusion“, die Offenheit für Kinder mit Behinderungen. Der Fahrstuhl im Neubau bedeutet auch in dieser Hinsicht einen Fortschritt. Bisher mussten alle Kinder Treppen steigen. „Jetzt können wir auch Rollstuhlfahrer aufnehmen.“ Was geht, wird auch gemacht. Marion Löning: „Wir schauen immer, ob wir dem Kind gerecht werden können.“ Eine Hör- und Sehbehinderung ist oft kein Problem. Nur bei schweren geistigen und körperlichen Behinderungen ist eine spezialisierte Schule erforderlich.

Diese Offenheit für möglichst viele Kinder – mit ihren Stärken und Schwächen – ist auch ein Teil der christlichen Ausrichtung der Edith-Stein-Schule. „Wir nehmen die Kinder an, so wie sie eben sind, mit ihren Schwächen und Stärken. Daran arbeiten wir mit dem Blick auf das Kind. Aber auch auf die Menschen, die dazugehören. Jeder und jede wird so angenommen, wie er oder sie ist und respektvoll behandelt. Lernen muss genauso individuell sein, wie die Menschen individuell sind. Wir sagen: Ja, wir nehmen dich so an.“ In der Praxis ist das Glaubensleben der Schule vor allem ökumenisch orientiert. „Montags gehen wir immer in die Kirche zum Morgengebet“, erläutert die Schulleiterin, „da gehen wir entweder in die evangelische oder die katholische. Wenn wir Schulgottesdienste haben, die wir in der Kirche feiern, dann ist entweder ein katholischer Geistlicher dabei oder die evangelische Pastorin, der evangelische Pastor hier vor Ort.“

Spannenden und lebendigen Unterricht wird es natürlich auch im neuen Gebäude geben, das insgesamt etwa 10,5 Millionen Euro kostet. „Wir haben ja das große Glück“, sagt Marion Löning, „dass wir EU-Fördermittel in Höhe von 4,3 Millionen Euro bekommen, die das Land an uns weitergereicht hat. Das hätte es nicht tun müssen, wir sind ja eine freie Schule.“ Den Rest finanziert der Träger, die Diakonie Westmecklenburg-Schwerin gGmbH. 

Die feierliche Einweihung, bei der auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig teilnehmen wird, ist für den 4. Juli geplant. Aber den großen und spannenden Wechsel wollte man nicht so dicht an die Sommerferien legen. Und gewartet haben die Ludwigsluster schließlich lange genug.  

Hans-Joachim Kohl,  Andreas Hüser