60. Frauenwallfahrt auf dem Kerbschen Berg

Endlich wieder eine Wallfahrt

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200 Frauen konnten am Gottesdienst zur 60. Frauenwallfahrt auf dem Kerbschen Berg bei Dingelstädt teilnehmen. Sie stand unter dem Motto „Hoffnung-Verrückt-Leben“.

Frauen bringen ihre Nöte und Sorgen als ihren Stein zum Altar.    Foto: Gregor Mühlhaus

 

Es war eine große Erleichterung zu spüren. Endlich gab es wieder eine Wallfahrt mit vielen Gläubigen an einem geschichtsträchtigen Ort. 200 Pilgerinnen und Pilger konnten an der 60. Frauenwallfahrt auf dem Kerbschen Berg teilnehmen, die unter dem Motto „Hoffnung-Verrückt-Leben“ stand. „Ich freue mich besonders, dass wir, wenn auch in ganz kleinem Rahmen, doch gemeinsam Gottesdienst feiern können“, begrüßte Bischof Ulrich Neymeyr die Frauen auf dem Klosterhof und meinte weiter, dass es etwas Besonderes sei, die Wallfahrt in Pandemiezeiten feiern zu dürfen. Zu Beginn des Gottesdienstes wurde jede Frau eingeladen, einen Stein von einem Tisch an sich zu nehmen. Die Steine stünden für das Schwere im Leben, was jeder am liebsten abladen würde, so Annegret Rhode, Referentin im Seelsorgeamt. In seiner Predigt bezog sich Bischof Neymeyr dann auf das Markus-Evangelium, in dem von einem gelähmten Mann die Rede ist, den Jesus heilte.

Menschen brauchen unseren Trost
„Wir spüren auch eine große Lähmung durch das Corona-Virus, das seit vierzehn Monaten über uns gekommen ist. Wir sind gelähmt, wenn wir an die Menschen denken, die von der Krankheit betroffen sind, sei es, dass sie krank geworden, oder dass sie sogar einsam und oft qualvoll an der Krankheit gestorben sind“, meinte der Bischof. Immer wieder ging Ulrich Neymeyr auf die Lähmung ein, von der viele Menschen wegen der Kontaktbeschränkungen betroffen seien, sei es, weil sie vereinsamten oder weil sie völlig überfordert würden.
„So ist vieles in unserem Leben ver - rückt“, betonte der Geistliche beide Silben und schlug so den Bogen zum Wallfahrtsthema. Es falle leicht, sich in die Situation des gelähmten Mannes zu versetzen, der ohne Zweifel Hoffnungsträger hatte. „Diese Hoffnungsträger, die den gelähmten Mann zu Jesus gebracht hatten, können auch wir sein. So brauchen die direkt oder indirekt von der Covid-Pandemie betroffenen Menschen unseren Trost“, sagte der Bischof.
Auf dem Bild zur diesjährigen Frauenwallfahrt war eine Frau zu sehen, die den Kopf erhoben hat, als habe ihr jemand gesagt: „Kopf hoch“, sagte Neymeyr weiter. So könne Hoffnung tatsächlich das Leben verrücken. In Psalm 91 sei die Gefahr der Pandemie benannt, wo es heiße: „Du brauchst dich vor dem Schrecken der Nacht nicht zu fürchten, vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die wütet am Mittag“. Alle Menschen bräuchten Hoffnungsträgerinnen und Hoffnungsträger, sei es durch ein liebes Telefonat, einen geschriebenen Brief oder durch Gespräche, schloss Neymeyer seine Predigt.

Das Schwere im Leben ablegen können
„Zu den Wallfahrten im kommenden Jahr werden wir nicht nur mit Jubel und Dank zusammenkommen, weil hoffentlich die Pandemie überwunden ist, sondern wir werden auch die Wunden und Lähmungen vor Gott hintragen, die wir selbst oder andere erlitten haben“, verabschiedete sich Bischof Neymeyr. Zum Schluss legte jede Frau ihren Stein vor den Altar, um zu zeigen, wie und wo das „Schwere“ im Leben abgeladen werden kann.

Von Gregor Mühlhaus