Bischöfe loben Donum Vitae
Entspannung im Beratungsstreit
Ein klarer Kurswechsel: Die deutschen Bischöfe loben die Arbeit des Vereins zur Schwangerenberatung, Donum Vitae.
Papst Franziskus macht's möglich: Im langjährigen, festgefahrenen Streit um die katholische Schwangerenberatung stehen die Zeichen plötzlich auf Entspannung. Die deutschen Bischöfe finden so deutlich wie noch nie lobende Worte für den Verein Donum Vitae. Und würdigen erstmals ganz offiziell dessen Einsatz in der Konfliktberatung als Erfolg. In der Vergangenheit hatten Mitarbeiter des von prominenten Katholiken gegründeten Vereins mitunter zu hören bekommen, sie stünden mit diesem Engagement "außerhalb der Kirche".
Zur neuen Linie passt folgerichtig, dass die Bischöfe früheren Beratern (zumeist Beraterinnen) der Organisation nun auch einen Wechsel in katholische Stellen erlauben. Bisher hatten sie hier einen Riegel vorgeschoben. Donum Vitae heißt übersetzt "Geschenk des Lebens" - aber der Verein ist kirchlich nicht anerkannt, weil er den Beratungsschein ausstellt, den das deutsche Recht für eine straffreie Abtreibung vorschreibt.
Die Neuerungen gibt es schwarz auf weiß. Sie stehen in einem Schreiben von Kardinal Reinhard Marx an das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), das der KNA in Auszügen vorliegt. ZdK-Präsident Thomas Sternberg reagierte hocherfreut. Was er diplomatisch als "qualitativen Sprung" bezeichnet, ist ein klarer Kurswechsel. Wie er hatten auch seine Vorgänger an der Spitze der katholischen Laienvertretung immer wieder darum gebeten und gekämpft - auch wenn Donum Vitae strukturell auf eigenen Beinen steht.
Warum kommt der Kurswechsel jetzt?
Doch warum konnte das Unternehmen "Rehabilitierung" nach jahrelanger Flaute nun wieder Fahrt aufnehmen? Eine Rolle dürfte gespielt haben, dass sich Marx und Sternberg nahezu "ewig" kennen, per Du sind und Vertrauen zueinander haben. Vor allem aber hat sich unter Franziskus die kirchliche Großwetterlage gedreht.
Dessen Vorgänger Benedikt XVI. zählte bereits als Chef der vatikanischen Glaubensbehörde zu den schärfsten Kritikern von Donum Vitae. Auch weitere ausgemachte Gegner des bürgerlichen Vereins sitzen nicht mehr an den Schalthebeln, etwa Kardinal Gerhard Ludwig Müller und der verstorbene Kardinal Joachim Meisner.
Als schneller "Deal unter alten Kumpels" wäre der Kurswechsel jedoch unzutreffend beschrieben. Das entspricht nicht dem Arbeitsstil von Kardinal und Präsident, und dazu ist beiden das Thema zu ernst. Bevor die Post des Vorsitzenden bei den Mitgliedern des Zentralkomitees im Briefkasten lag, hatten sich die Diözesanbischöfe mit dem Thema befasst, und zwar Anfang der Woche bei ihrem turnusmäßigen Ständigen Rat in Würzburg.
Der Konferenz-Vorsitzende Marx schreibt nun, es bestehe "kein Zweifel", dass das Ziel von Donum Vitae der Schutz des Ungeborenen Lebens sei. Vielen Beraterinnen des Vereins sei es gelungen, Menschen Mut zu machen für ein Leben mit dem Kind. "Dafür dürfen wir gemeinsam dankbar sein." Das liest sich nun doch anders als Vorwürfe früherer Amtsträger, der Verein spalte die Kirche und hintergehe den Papst.
Geschlossene kirchliche Linien bei gesellschaftlichen Streitfragen
Bereits seit längerem hatte sich eine neue Linie angedeutet. Mit Blick auf den Konflikt um die Konfliktberatung rief Sternberg wiederholt dazu auf, "Leichen im Keller" abzuräumen. Dann warnte vor gut drei Jahren Marx öffentlich davor, Mitarbeiter von Donum Vitae aus der Kirche auszugrenzen. Doch die Zeit für weitere Schritte schien damals nicht reif, es gab noch Klärungsbedarf - etwa angesichts des sogenannten Abgrenzungsbeschlusses von 2006.
Interessant ist das grüne Licht auch vor dem Hintergrund der neuen politischen Streits um das Werbeverbot für Abtreibungen. Nach dem innerkirchlichen Brückenschlag stehen die Katholiken hier jetzt offensichtlich geschlossener da.
Das Katholiken-Komitee will prompt die freigesetzten Kräfte auf aktuelle Probleme richten: vom Lebensschutz über die sogenannte Sterbehilfe bis zu Fragen der Bioethik. Sternberg kündigte Widerstand an gegen Versuche von Politik und Lobbyisten, "das Leben zu verzwecken". Und wörtlich weiter: "Die Würde des Menschen ist unantastbar - für uns gilt das von der Zeugung bis zu einem würdigen Tod." Laienvertreter und Bischöfe ziehen hier an einem Strang.
kna